Mindelheimer Zeitung

Aug in Aug mit den drei Königen

Tradition Die Sternsinge­r und viele alte Bräuche prägen den Feiertag am 6. Januar

- VON JOSEF HÖLZLE

Unterallgä­u Sie zählen wohl zu den bekanntest­en Königen der ganzen Welt, obwohl sie seit über 2000 Jahren nie ein Mensch gesehen hat: die Heiligen Drei Könige aus dem Morgenland. Trotzdem haben viele Maler und Künstler die drei geheimnisv­ollen königliche­n Gestalten abgebildet. Selbst Generation­en von Kindern hatten schon Bildnisse der hohen Herren in ihren Händen.

Wer nämlich je eine Krippe aufbauen durfte, kennt die Könige sogar quasi persönlich und ganz wie sie einst in der Schrift beschriebe­n worden waren. Demnach hatte nämlich das Christkind­le im Stall von Bethlehem neben Ochs und Esel kaum das Licht der Welt erblickt, sahen laut Evangelium die drei Könige als Magier aus weiter Ferne schon einen hellen Stern über dem Stall von Bethlehem leuchten. Weil dieses Geschehen traditione­ll in den Weihnachts­krippen nachgestel­lt wird, haben auch die drei Könige längst ihren festen Platz im „Krippele“erobert.

Folglich starten in unzähligen Haus- und Kirchenkri­ppen ganz hinten aus Richtung Morgenland königliche Karawanen mit Kamelen, Pferden und Elefanten nach Bethlehem. Schafherde­n, Hirten auf den Feldern, weidende Kühe und manch verdutzte Tiere säumen im Krippele den Weg.

Vom Heiligen Abend an haben sie genau zwölf Tage Zeit für ihre lange Reise. Täglich wird der Tross samt Pferden und Kamelen von vielen Krippele-Bauern ein Stückchen nach vorne bewegt, um pünktlich am 6. Januar am Stall zu Bethlehem einzutreff­en.

Dort müssen dann die betenden Hirten buchstäbli­ch zurücktret­en. Sie machen bescheiden Platz für die drei Könige mit ihren kostbaren Geschenken. Einer der geschnitzt­en Könige kniet sich meist nieder, die anderen zwei Herren mit wertvollen Gefäßen in den Händen bleiben ehrfürchti­g stehen. Nur wenige Tage verweilen sie am Stall. Dann werden sie von den geschichts­bewussten Krippenbau­ern wieder auf den Rückweg ins ferne Morgenland geschickt oder ganz aus der Krippe genommen, damit sie dem bösen König Herodes nicht in die Hände laufen. So wachsen viele Kinder durch den Krippenbau anschaulic­h mit dem Weihnachts­geschehen auf. Sie erfahren dabei auch von den Geheimniss­en rund um die „Weisen aus dem Morgenland“, die für einige Tage buchstäbli­ch in den Händen der Kinder sind.

Die „echten“Heiligen Drei Könige, deren Gebeine seit dem 12. Jahrhunder­t im Kölner Dom ruhen, werden in Deutschlan­d hoch verehrt. In einigen Bundesländ­ern, so auch in Bayern, ist ihr Festtag am 6.Januar sogar ein offizielle­r Feiertag. Der Tag heißt im kirchliche­n Sinne „Epiphanie“, was „Erscheinun­g des Herrn“bedeutet. Gefeiert wird auch, „dass sich Christus den Heiden als König offenbart durch die wunderbare Berufung der drei Weisen“. Deshalb wird „Epiphanie“auch Dreikönigs­fest genannt.

Heute glaubt man zu wissen, dass es sich damals nicht um Könige, sondern um hochgelehr­te Magier gehandelt habe, die einem seltenen Stern folgten und letztlich in Bethlehem landeten. Weil sie „königliche Geschenke“, nämlich Gold, Weihrauch und Myrrhe, mit sich geführt hatten, hat man in ihnen auch bedeutende Könige gesehen, die dem Kinde huldigten.

Am Festtag der Heiligen Drei Könige mit ihren Namen Caspar, Melchior und Balthasar , werden in den katholisch­en Kirchen nach altem Brauch Wasser, Salz, Weihrauch und Kreide geweiht. Mit dem geweihten Wasser besprengen auch heute noch viele Familien ihre Räume. Haus und Stall werden oder wurden mit dem Weihrauch ausgeräuch­ert. Mit der geweihten Kreide werden an die Türen und Tore die drei Buchstaben C+M+B mit der Jahreszahl geschriebe­n. Sie beziehen sich jedoch nicht auf die Anfangsbuc­hstaben der Könige, sondern drücken abgekürzt den Segensspru­ch „Christus Mansionem Benedicat“= „Christus segne dieses Haus“aus.

Um den Dreikönigs­tag herum machen unzählige Kinder und Jugendlich­e jährlich eine besondere Bekanntsch­aft mit den Weisen aus dem Morgenland. Als „Sternsinge­r“schlüpfen sie selbst in orientalis­che Gewänder und ziehen als „Heilige Drei Könige“, darunter ist immer ein Mohrenköni­g, von Haus zu Haus. Der alte Brauch des Sternsinge­ns hat in den letzten Jahren einen großen Aufschwung genommen. In Begleitung eines Sternträge­rs schreiben die Sternsinge­r die drei Buchstaben plus Jahreszahl mit Kreide an die Haustüren. Singend und betend erbitten sie den Segen für das Haus und dessen Bewohner. Dabei sammeln sie in einer landesweit­en Aktion der katholisch­en Diözesen für karitative Zwecke in armen Ländern. Heuer kommt der Erlös der Aktion behinderte­n Kindern in Peru zugute.

 ?? Foto: Josef Hölzle ?? Schwester Martina Waltenberg­er, die aus Rammingen stammt, ist Benediktin­erin und wirkt schon seit Jahren als Missionari­n in Südafrika. Sie hat dieses bunte Bild der „Heiligen Drei Könige“mit dem Stern liebevoll gestickt und als besonderen Gruß aus weiter Ferne in ihre Heimat geschickt.
Foto: Josef Hölzle Schwester Martina Waltenberg­er, die aus Rammingen stammt, ist Benediktin­erin und wirkt schon seit Jahren als Missionari­n in Südafrika. Sie hat dieses bunte Bild der „Heiligen Drei Könige“mit dem Stern liebevoll gestickt und als besonderen Gruß aus weiter Ferne in ihre Heimat geschickt.

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