Mindelheimer Zeitung

„Die Saison ist noch nicht vorbei“

Eishockey Der EV Bad Wörishofen beendet am Wochenende die Landesliga-Runde – und muss in die Abstiegsru­nde. Trainer Andreas Nuffer blickt zurück und erklärt, was ihn am Sport ärgert

- Interview: Leonie Küthmann

Bad Wörishofen Abstiegsru­nde – das hört keine Eishockey-Mannschaft gerne. Wie Wörishofen­s Trainer Andreas Nuffer die Situation einschätzt und wie es weitergehe­n soll, erklärt er im Interview.

Es geht in die Abstiegsru­nde – wie fühlen Sie sich?

Andreas Nuffer: Ich fühle mich gut. Klar, es ist die Abstiegsru­nde, aber ich wusste, dass es schwierig wird. Wir haben teilweise gute Spiele abgeliefer­t, teilweise sehr knapp verloren. Als wir im Dezember schon wussten, dass es in die Abstiegsru­nde geht, hatten wir auch einen kleinen Durchhänge­r. Das ist dann natürlich schwierig, dass die Jungs dabeibleib­en, wenn sie schon wissen, dass sie in der Abstiegsru­nde spielen.

Woran lag es denn, dass es teilweise nicht so lief, wie es sollte?

Nuffer: Unser Manko war, dass wir zu wenig Tore geschossen haben. Im Sturm hat die Durchschla­gskraft gefehlt.

Sie haben gesagt, Sie wussten, dass es schwierig wird. Wieso?

Nuffer: Ich habe ja am Anfang der Saison eine vorgeferti­gte Mannschaft bekommen. Ich konnte also keinen Einfluss darauf nehmen, was ich kriege. Die Hälfte der Mannschaft war ja die ehemalige 1B-Mannschaft und die Führungssp­ieler sind alle weggegange­n – bis auf einen oder zwei. Und jetzt ist eine neue Mannschaft da, ein neuer Trainer, ein neues Prinzip – also alles neu. Und wir mussten uns erst finden. Das ist eine Herausford­erung, die gut laufen kann oder es wird schwierig. Und die Liga ist heuer brutal stark geworden, das muss man dazu sagen.

Was war denn das neue Prinzip, das Sie mitgebrach­t haben?

Nuffer: Ein eigenes System, eine eigene Taktik. Dass ich versuche, mehr Nachwuchss­pieler einzubauen – was auch schwierig war, da die momentan in der Bayernliga der U20 eine Herausford­erung ohne Ende haben. Aber sie sollen so viel wie möglich am Training teilnehmen. Das sind so kleine Bausteine, die am Ende ein komplettes Gefüge bilden.

Ist das Prinzip mit den Nachwuchss­pielern denn aufgegange­n?

Nuffer: Bedingt. Anfangs hat es gut funktionie­rt, im Dezember ist es leider ein bisschen eingeschla­fen.

Es gab aber auch Neuzugänge, die sich recht gut geschlagen haben.

Nuffer: Ja. Das Umfeld hatte recht niedrige Erwartungs­haltungen gegenüber den Neuzugänge­n und diese haben die Erwartunge­n somit weit übertroffe­n. Ein Beispiel ist der Fichtl Marco: Da musste ich vom Umfeld ein bisschen Kritik einste- cken, dass ich einen älteren Spieler hole, der einem Nachwuchss­pieler den Platz wegnimmt – aber genau das Gegenteil ist passiert: Er ist ein Führungssp­ieler par excellence geworden, der die Jungen mitnimmt, ihnen etwas erklärt und sie mit ins Boot holt. Das ist genau das, was ich mir vorgestell­t habe: Dass ein erfahrener Spieler sein Wissen an die Jungen weitergibt.

Das hört sich ja zumindest gut an. Nuffer: Naja, es ist in allen Sportarten so: Wenn ein Neuer kommt und alles neu macht, ist das im ersten Jahr nicht unbedingt eine Garantie für Erfolg. Wichtig ist, dass man seinen Weg zielstrebi­g weitergeht und dann kommt der Erfolg von alleine.

Was ist denn das nächste Ziel? Nuffer: In der Abstiegsru­nde unter die ersten Drei zu kommen, dass keine Zwischenru­ndenspiele sind oder Sonstiges und dass der Abstieg sportlich schnell und deutlich abgewendet wird. Es spielen fünf Mannschaft­en in unserer Gruppe und die beiden Letztplatz­ierten spielen noch einmal den direkten Absteiger aus – und da will ich gar nicht erst rein.

Was würden Sie nächste Saison anders machen?

Nuffer: Zwei, drei Dinge müsste man

ändern: Man muss die Konsistenz der Mannschaft variieren – wir brauchen ein, zwei Spieler, die eine Durchschla­gskraft nach vorne haben. In der Verteidigu­ng sind wir sehr gut aufgestell­t, im Angriff gibt es noch Verbesseru­ngsbedarf. Genau das ist das Manko: Wörishofen ist ein Verein, der viel Leidenscha­ft und Enthusiasm­us mitbringt – aber die Konkurrenz bringt halt sehr viel Geld mit. Der Spieler zieht dahin, wo es das beste Taschengel­d gibt.

Es wirkt, als würde Sie das ärgern. Nuffer: Ja, es stört mich wirklich. Es kann nicht sein, dass 25-Jährige zuerst aufs Geld schauen. Die müssen Leidenscha­ft und Verantwort­ung mitbringen. Wenn dann die Leistung stimmt, können wir vielleicht

über Taschengel­d reden. Aber erst muss der Einsatz da sein. Aber das ist in unserer Gesellscha­ft momentan generell ein Problem, auch in allen anderen Sportarten.

Zurück zu dieser Saison: Können Sie schon ein Fazit ziehen?

Nuffer: Nein. Die Saison ist noch nicht vorbei, wir sind mittendrin. Am Sonntag spielen wir gegen Ulm – das Spiel ist wichtig, da wir noch einen Platz nach vorn rücken könnten, das heißt, wir hätten dann für die Abstiegsru­nde eine bessere Platzierun­g und notfalls, wenn es darauf ankommt, den Heimvortei­l. Es ist also kein Saisonabsc­hluss, deswegen kann ich auch kein Fazit ziehen.

 ?? Foto: Andreas Lenuweit ?? Andreas Nuffer (rechts) hat den EV Bad Wörishofen vor der Saison übernommen. Am Wochenende endet nun die Landesliga-Runde – und die Wörishofer müssen in die Abstiegsru­nde.
Foto: Andreas Lenuweit Andreas Nuffer (rechts) hat den EV Bad Wörishofen vor der Saison übernommen. Am Wochenende endet nun die Landesliga-Runde – und die Wörishofer müssen in die Abstiegsru­nde.

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