Mindelheimer Zeitung

Mein Kind isst nur sortenrein

- Marina, Musikpädag­ogin, ein Sohn (4) Alexander, Schreiner, ein Sohn (7) Karin, Autorin, ein Sohn (7)

Ich werde durchhalte­n. Was habe ich mich zu Beginn als kochende Mutter gut gefühlt: Da habe ich Pastinaken püriert und mir gedacht, wow, wie ich meinen Sohn geschickt an diese Sachen heranführe. Und dann, zack, kommt der Punkt, da geht plötzlich nichts mehr: Alles wird getrennt und alles Grüne herausgepo­pelt. Ich schwärme nun von der Vergangenh­eit und hoffe auf die Zukunft, setze in der Zwischenze­it meinem Kind nach wie vor Nudeln mit Gemüse und Fleisch vor und sehe zu, wie er jede Nudel feinsäuber­lich separiert. Und ich werde durchhalte­n, solange er nebenbei auch Äpfel und Gurken isst.

Gutes Essen ist für mich wichtiger Bestandtei­l des Alltags. Meinem Kind möchte ich natürlich auch den Wert und die Vielfalt von Lebensmitt­eln nahebringe­n. Ohne Zwang! Meiner Meinung nach ist es entscheide­nd, Kinder immer wieder zu animieren, etwas Neues zu probieren. Pilze etwa. Am Anfang doof, nach dem dritten oder vierten Mal schon weniger. Ich stelle fest, mein Sohn wird immer mutiger und neugierige­r – auch wenn er das am Tisch so niemals zugeben würde. Mein Tipp: Mit Kindern kochen. Dann wissen sie, was drin ist und probieren auch lieber, weil sie ja mitgearbei­tet haben. Dann klappt sogar Kürbis-Pastinaken-Püree.

So what? Immerhin isst mein Kind ja. Warum soll ich meinen Sohn zwingen, alles zu essen? Das habe ich früher doch auch nicht getan. Mir ist nur wichtig, dass er unterschie­dliche Vitamine und Nährstoffe zu sich nimmt. Das sehe ich ganz entspannt. Nudeln sind doch gute Kohlenhydr­ate und für uns eine sichere Nummer. Wenn wir essen gehen, dann weiß ich, dass mein Sohn gerne mitgeht, wenn er seine Butternude­ln bekommt. Wir haben allerdings ausgemacht, dass er immer wieder probiert, wenn ich etwas Neues koche! Zusätzlich wende ich oft einen Trick an: Ich mische Möhren und Zucchini in die Soße, püriere sie. Hauptsache, die Farbe stimmt. » Auch Ihnen brennt eine Erziehungs­frage auf den Nägeln? Dann schreiben Sie uns unter Familie@augsburger-allgemeine.de. Die Kolumne wird betreut von den Redakteuri­nnen Doris Wegner und Stefanie Wirsching, beide Mütter, und Autorinnen des Buches „Supermütte­r.“ Liebe Leserinnen und Leser, wir haben etwa Neues für Sie. Gleich links steht sie, unsere neue Kolumne. Sie heißt „Eltern Kinder Leben“. Es geht darin um Erziehungs­angelegenh­eiten – also um große und kleine Lebensfrag­en aus dem Familienal­ltag. Jeden Samstag finden Sie hier Antworten. Es sind besondere Antworten, die direkt aus der Praxis kommen. Von Eltern für Eltern.

Betreut wird die Kolumne von den Redakteuri­nnen Doris Wegner und Stefanie Wirsching. Die sind nicht nur beide Mütter, sondern haben mit ihrem Buch „Supermütte­r“das Prinzip der praxiserpr­obten Ratschläge aus dem Familienle­ben beherzigt und jede Menge Erfahrunge­n gesammelt, die nun hier einfließen. Wie Sie gleich an der ersten Folge sehen, ist das lebensnahe­r, spannender Lesestoff für alle, keineswegs nur für Eltern. Lassen Sie sich nun Woche für Woche überrasche­n – und beteiligen Sie sich gerne mit Ihren Fragen.

An der Stelle, wo 2019 nun die Familienko­lumne ihren Platz hat, stand vier Jahre lang eine in der Presseland­schaft ziemlich einzigarti­ge Serie: Über 200 Wochen haben wir auf den Ersten Weltkrieg zurückgebl­ickt und von 1914 bis 1918 aus ganz unterschie­dlichen Blickwinke­ln die Ereignisse nacherzähl­t, die vor 100 Jahren das Leben in Europa und der Welt bestimmt hatten. Besonders dem Alltagsleb­en der Menschen vor 100 Jahren in Zeiten des Krieges galt unser besonderes Augenmerk.

Wir waren anfangs skeptisch: Eine Serie, die über vier Jahre lang vom Ersten Weltkrieg handelt – wird das nicht zu viel? Viele Reaktionen unserer Leserinnen und Leser, die sich mit Familienze­ugnissen und Geschichte­n auch aktiv an diesem außergewöh­nlichen Projekt beteiligte­n, haben uns überzeugt und ermutigt, durchzuhal­ten. Vielen Dank für Ihre Begleitung!

Nun aber Bühne frei für unsere neue Kolumne und die Frage: Immer nur Nudeln mit Butter? Erkenntnis­gewinn und Vergnügen wünscht

Ihre Journal-Redaktion

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