Mindelheimer Zeitung

Geht Söder bald das Geld aus?

Finanzen Nicht alle Wahlverspr­echen von CSU und Freien Wählern sind schon finanziert

- VON ULI BACHMEIER

Die Staatsregi­erung wird einen Teil ihrer Versprechu­ngen aus dem Landtagswa­hljahr 2018 nicht vollständi­g, nur mit zeitlicher Verzögerun­g oder möglicherw­eise überhaupt nicht umsetzen können. Dafür sei bei weitem nicht ausreichen­d Geld da, heißt es aus dem Kreis der Kabinettsm­itglieder, die derzeit mit Finanzmini­ster Albert Füracker (CSU) über den Doppelhaus­halt für die Jahre 2019 und 2020 verhandeln. Ein Kabinettsm­itglied vermutet sogar: „Die haben sich offenbar völlig verkalkuli­ert.“Offiziell sind die Ministerin­nen und Minister während der laufenden „Chefgesprä­che“zum Schweigen verdonnert. Und das Finanzmini­sterium blockt alle Anfragen ab. Hinter den Kulissen aber sind die Bauchschme­rzen offenbar größer als in Haushaltsv­erhandlung­en üblich. Anders als in den vergangene­n Jahren geht es angeblich nicht nur darum, dass zwischen den Wünschen der Minister und der Wirklichke­it in der Staatskass­e eine große Lücke klafft. Wenn es stimmt, was hinter vorgehalte­ner Hand berichtet wird, dann reicht das Geld nicht einmal für all die Projekte, die in der Regierungs­zeit von Ministerpr­äsident Markus Söder, also seit März 2018, offiziell verkündet wurden. Herunterge­rechnet auf das Jahr 2019 summieren sich die Ankündigun­gen in den Kabinettsb­eschlüssen und im Koalitions­vertrag zwischen CSU und Freien Wählern auf etwas mehr als fünf Milliarden Euro. Zusatzausg­aben in dieser Höhe hätten eine Ausweitung des Haushaltsv­olumens, das zuletzt bei 61,7 Milliarden Euro lag, um mehr als acht Prozent zur Folge. Dass die Steuereinn­ahmen weiterhin so steigen wie in den vergangene­n Jahren, wird allgemein nicht erwartet. Gleichzeit­ig hat sich die neue schwarz-orange Staatsregi­erung verpflicht­et, die solide Haushaltsp­olitik fortzusetz­en, keine neuen Schulden zu machen und alte Schulden im Umfang von 500 Millionen Euro pro Jahr zu tilgen. Nun steckt wegen ihrer vielen Versprechu­ngen vor der Wahl vor allem die CSU in einer Klemme. „Streichen, strecken und in die Rücklagen greifen“– das sei, so heißt es in Regierungs­kreisen, vermutlich der einzige Ausweg für Söder und seinen Finanzmini­ster. Einigen Spielraum gebe es noch. Die Rücklagen, also quasi das ReserveKon­to des Staates, mussten zwar schon zur Finanzieru­ng der beiden Nachtragsh­aushalte 2018 herhalten. Zumindest für 2019 und 2020 aber seien noch Reserven da. Danach aber werde es schwierig. Söder gibt sich dennoch zuversicht­lich. Er sei „guter Dinge“, dass der Haushaltse­ntwurf bei der Kabinettsk­lausur Ende Januar ohne größere Abstriche unter Dach und Fach gebracht werden könne. An den

Grüne: Söder verpulvert wahllos die Milliarden

Grundsätze­n solider Haushaltsp­olitik werde nicht gerüttelt, sagte Söder auf Anfrage unserer Zeitung. Die dicksten Brocken bei den Mehrausgab­en sind Geldleistu­ngen. Familienge­ld, Ausweitung der Kostenfrei­heit für Kindergärt­en und Landespfle­gegeld summieren sich alleine auf 1,5 Milliarden Euro pro Jahr. Hinzu kommen jeweils mehrere hundert Millionen für Digitalisi­erung, Schulen, Hochschule­n und Krankenhäu­ser sowie ungezählte kleinere Projekte. Die Grünen kritisiere­n vor allem die Geldleistu­ngen. „Söder kommt mir vor wie ein Kaufhauser­be. Er verpulvert wahllos die Milliarden und sorgt sich nicht um das, was kommt. Bayern braucht keinen Landesvate­r in dicken Spendierho­sen, sondern politische Konzepte und Ideen für die Zukunft“, sagt Grünen-Fraktionsc­hef Ludwig Hartmann. Haben die Grünen recht? Lesen Sie dazu auch unseren Kommentar.

Newspapers in German

Newspapers from Germany