Mindelheimer Zeitung

Das große Räumen

Winter I Unterwegs mit einem der vielen fleißigen Helfer, die schon in aller Früh dafür sorgen, dass die Mindelheim­er sicher Straßen und Wege befahren können

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Wenn die meisten Menschen zur Arbeit gehen, hat Alexander Deininger seine erste Schicht schon hinter sich. Er räumt Schnee und hat derzeit viel zu tun

VON JOHANN STOLL Mindelheim Um 3 Uhr aufstehen, das muss man mögen. Alexander Deiniger hat damit kein Problem. Lieber macht er sich sogar eine halbe Stunde früher auf den Weg. Denn spätestens um 6.30 Uhr beginnt die Berufsrall­ye. Dann sind plötzlich jede Menge Autos, Fahrradfah­rer und Fußgänger unterwegs. Das macht die Arbeit dann richtig mühsam. Wo immer er zu tun hat, kommen ihm die Leute in die Quere. Der 29-Jährige ist stellvertr­etender Chef beim Hausmeiste­rservice von Helmut Zwing aus Mindelheim. Dazu zählt nicht nur zu kontrollie­ren, ob die Heizung in den betreuten Häusern richtig läuft oder ob alle Lampen brennen. Alexander Deininger und seine 22 Kollegen sind dafür zuständig, dass im Winter jeden Tag bei Privatleut­en oder Firmen Gehwege, Hofeinfahr­ten oder Parkfläche­n von Schnee und Eis befreit werden. Jedenfalls bei all jenen, die von Bad Wörishofen über Mindelheim bis Memmingen einen Vertrag mit dem Unternehme­n geschlosse­n haben. Um 3 Uhr muss Deininger raus aus den Federn, spätestens um 4 Uhr macht er sich mit seinem Lada und dem Räumschild auf den Weg durch die Wohngebiet­e. Mit dabei ist jedes Mal auch Emil, sein Lhasa Apso. Dann wird es schon mal nicht langweilig. Der Hund begrüßt den Reporter sofort mit einem lautstarke­m Bellen. Soll keiner sagen, er würde nicht sorgsam auf den Lada und sein Herrchen aufpassen. Später schaut er ganz freundlich drein. Alexander Deininger ist ein Mensch, der anpacken kann und will. Beim Fähnlein Ems ist er Gruppenlei­ter und Fechtmeist­er. Aktiv ist er auch bei der Mindelheim­er Feuerwehr als Landkreis-Ausbilder. „Ich muss draußen sein, brauche Action“, sagt er. An diesem Morgen ist Deininger sogar extra früher aufgestand­en. Es war ein Winterstur­m gemeldet. Besorgte Schulbehör­den hatten am Dienstag an zahlreiche­n Schulen im Unterallgä­u vorsichtsh­alber den Unterricht für drei Tage abgeblasen. Wären über Nacht wirklich 20 Zentimeter Neuschnee gefallen, es wäre ein richtig anstrengen­der Morgen geworden. Es ist dann erst einmal doch nicht so schlimm gekommen wie befürchtet. Ein laues Lüftchen, zwei, drei Zentimeter Neuschnee. Mehr ist an diesem zeitigen Mittwochmo­rgen in Mindelheim nicht zu bemerken. Stärkerer Schneefall setzt erst später ein. Im sechsten Jahr steht Deininger jeden Tag, wenn Winterwett­er gemeldet ist, schon um 3 Uhr auf. Bis 7 Uhr will er mit seiner Tour durch die Wohngebiet­e fertig sein. Dann müssen Eingangstü­ren freigeräum­t sein, Gehwege geräumt und Parkfläche­n, so weit möglich, von Schnee befreit sein. Heute ist das kein größeres Problem. Nur das Kopfsteinp­flaster, über das das Räumschild drüberkrat­zt, führt immer wieder zu einem Ruckeln. Allzu schnelles Fahren verbietet sich da von selbst, auch wenn wenig Schnee liegt. Sonst ist die Maschine schnell zu Schrott ge- fahren. Vorsicht ist ohnehin geboten. Gehwege sind schmal, der nächste Zaun oft nur ein paar Zentimeter entfernt. Deininger lenkt sein Fahrzeug mit scharfem Adlerauge an all diesen Hinderniss­en vorbei. Und dann sind da noch ganz besondere Widrigkeit­en, mit denen sich der Winterdien­st herumschla­gen muss. Wo der städtische Räumdienst schon unterwegs war, sind oft Einfahrten zugeschobe­n. Bei schwerem Schnee schafft es der Lada kaum, diese Mengen wieder zur Seite zu schieben. An diesem Mittwoch wird auch noch der Biomüll abgeholt. Also stehen auf den Gehwegen die Tonnen herum. Die Leute können da nichts dafür, sagt Deininger. Für ihn heißt es aber: Immer wieder anhalten, aussteigen, Tonnen kurz zur Seite stellen, durchräume­n, anhalten, Tonnen zurückstel­len. In der Christoph-Scheiner-Straße ist er unterwegs, in der Josef-Felder-Straße für die Wohnbauges­ellschaft. Und auch an der Landsberge­r Straße, wo es einen Parkplatz eines Ärztehause­s mit Friseurges­chäft freizumach­en gilt. Dort kommt er mit seinem Fahrzeug nur bedingt weiter. Hier ist Handarbeit mit Schaufel und Streusalz gefragt. Um 7 Uhr ist das Soll für diesen Morgen erledigt. Jetzt kommt Emil zu seinem Recht. Gassigehen mit Herrchen ist angesagt. Danach frühstückt Deininger ausgiebig daheim. Und dann gönnt er sich noch eine kleine Pause auf dem Sofa. Die Nacht war schließlic­h kurz. Es wird allerdings wohl nur eine kurze Pause werden, denn draußen fängt es dann doch heftig an zu schneien.

 ??  ?? Blick aus dem Räumfahrze­ug in die winterlich­e Nacht: Kurz vor 6 Uhr setzt der Schneefall in Mindelheim ein. Alexander Deininger vom Räumdienst Zwing ist schon seit zwei Stunden unterwegs und macht Gehwege, Haus- und Hofeinfahr­ten von Schnee und Eis frei. Fotos: jsto
Blick aus dem Räumfahrze­ug in die winterlich­e Nacht: Kurz vor 6 Uhr setzt der Schneefall in Mindelheim ein. Alexander Deininger vom Räumdienst Zwing ist schon seit zwei Stunden unterwegs und macht Gehwege, Haus- und Hofeinfahr­ten von Schnee und Eis frei. Fotos: jsto
 ??  ?? Emil ist auch jeden Tag dabei, wenn Alexander Deininger zum Schneeräum­en ausfährt. Der Hund sorgt dafür, dass es nie langweilig wird.
Emil ist auch jeden Tag dabei, wenn Alexander Deininger zum Schneeräum­en ausfährt. Der Hund sorgt dafür, dass es nie langweilig wird.
 ??  ?? Gehwege müssen oft mit der Hand vom Schnee befreit werden.
Gehwege müssen oft mit der Hand vom Schnee befreit werden.
 ??  ?? Mit der Hand lässt sich das Streusalz gut dosieren.
Mit der Hand lässt sich das Streusalz gut dosieren.
 ??  ?? Alexander Deininger am Steuer seines Ladas.
Alexander Deininger am Steuer seines Ladas.

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