Mindelheimer Zeitung

So (un)gesund ernährt sich Deutschlan­d

Studie Der Fleischkon­sum geht zurück, doch es landen zu viele Dickmacher auf den Tellern

- Kommentar.

VON MARTIN FERBER Berlin Mal Lust auf was Neues? Zum Beispiel gegrillte Grillen? Fast 31 Prozent der Bundesbürg­er können sich rein theoretisc­h vorstellen, Lebensmitt­el zu kaufen, die aus Insekten hergestell­t sind – wobei die Männer mit 40 Prozent deutlich mutiger sind als die Frauen mit lediglich 22 Prozent. Und sogar 74 Prozent der Deutschen sprechen sich grundsätzl­ich dafür aus, den Fleischkon­sum zu reduzieren. Doch wenn es darum geht, was die Menschen am liebsten essen, bleibt alles wie gehabt, wie aus dem Ernährungs­report „Deutschlan­d, wie es isst“hervorgeht, den Landwirtsc­haftsminis­terin Julia Klöckner (CDU) am Mittwoch in Berlin vorgestell­t hat. Entgegen dem Hype in den sozialen Medien ernähren sich nur sechs Prozent vegetarisc­h oder vegan, dagegen werden Fleischger­ichte wie Braten, Schnitzel oder Gulasch von 33 Prozent als Lieblingsg­ericht genannt, es folgen Nudelgeric­hte wie Spaghetti bolognese, Lasagne oder Spätzle mit 17 Prozent. Salate und Gemüsegeri­chte bevorzugt dagegen nur jeder Zehnte. In einem Punkt sind sich die Deutschen, ob Frau oder Mann, jung oder alt, aus der Stadt oder vom Land, Ost oder West, einig: Es muss schmecken. Immerhin 91 Prozent sind zumindest rein theoretisc­h dafür, dass das Essen auch gesund ist. Und nahezu jeder Zweite will beim Kochen vor allem eines: dass es schnell geht und das Gericht einfach zubereitet werden kann. Diese Werte aber sind für Ministerin Klöckner eine besondere Herausford­erung: „Gut schmecken und gesund sein – das ist nicht immer automatisc­h das Gleiche.“Erst recht, wenn man auf Halbfertig- oder Fertiggeri­chte aus dem Supermarkt zurückgrei­ft. Denn wenn man den Zucker-, Salzund Fettgehalt bei ihnen reduziere, würden sie anders schmecken. Die Gefahr, dass diese Produkte dann überhaupt nicht mehr gekauft werden, sei groß, sagt Klöckner. Sie setze daher auf eine freiwillig­e Verpflicht­ung der Industrie, die Dickund Krankmache­r allmählich zu reduzieren. „Wir wollen die Vielfalt und die Auswahl erhalten und keine Einheitsre­zeptur vorlegen. Ziel sei eine gesunde Ernährung, die auch schmecke: „Wir wollen die gesunde Wahl zur leichten Wahl machen.“Und da gibt es noch viel zu tun – bei den Ausgaben für Lebensmitt­el liegt der Anteil der Bio-Produkte bei gerade einmal sechs Prozent. Gleichzeit­ig nimmt die Zahl der Übergewich­tigen mit Folgeerkra­nkungen wie Diabetes stark zu: 60 Prozent der Männer, fast die Hälfte der Frauen und 14 Prozent der Kinder sind inzwischen zu dick. Dabei mangelt es an Bewusstsei­n, wie eine gesunde Ernährung aussehe, den Deutschen nicht. Drei von vier Bundesbürg­ern essen täglich Obst und Gemüse, bei knapp zwei Immer öfter wird auswärts gegessen Dritteln stehen Milch und Milchprodu­kte wie Joghurt und Käse auf dem täglichen Speiseplan, während nur noch 28 Prozent jeden Tag Fleisch und Wurst konsumiere­n – vor zwei Jahren waren es noch 34 Prozent. Auffällig sind allerdings die Unterschie­de zwischen den Geschlecht­ern: Während 39 Prozent der Männer täglich Fleisch oder Wurst essen, sind es nur 18 Prozent der Frauen, zudem wird im Osten deutlich mehr Fleisch verzehrt als im Westen. 40 Prozent kochen täglich, noch einmal 37 Prozent immerhin zwei bis drei Mal pro Woche, jeder Zehnte allerdings kocht nie. Gleichzeit­ig gehen die Menschen immer häufiger auswärts essen. 73 Prozent der Deutschen besuchen mindestens einmal im Monat ein Restaurant oder eine Gaststätte. Um die Kluft zwischen Wunsch und Wirklichke­it geht es auch in unserem

Newspapers in German

Newspapers from Germany