Sie zeigte es den Männern
Als Barbara Dickmann die „Tagesthemen“moderierte
Viele Zuschauer trauten ihren Augen nicht: Wer ihnen da Anfang 1979 in der ARD-Nachrichtensendung „Tagesthemen“die Themen des Tages präsentierte, war nicht etwa Ernst Dieter Lueg und auch nicht Wolf von Lojewski. Es war auch kein neuer Moderator im Hamburger Studio, sondern – für damalige Verhältnisse höchst ungewöhnlich – eine Frau. Barbara Dickmann hieß die Journalistin, die vor 40 Jahren am 8. Februar 1979 als erste Frau die „Tagesthemen“moderierte.
Die damals 36-Jährige begründete damit eine lange Tradition von profilierten Politmoderatorinnen im deutschen Fernsehen und legte den Grundstein für „Tagesthemen“-Kolleginnen wie Sabine Christiansen, Anne Will oder Caren Miosga. Auch bei der ZDF-Konkurrenz durfte 1979 zum ersten Mal eine Frau ran: Ingeborg Wurster begann ihre Karriere als Moderatorin des „heute-journal“und wurde damit zur Vorläuferin von Kolleginnen wie Marietta Slomka.
Bei der ARD-„Tagesschau“gab es zwar schon seit 1976 eine Chefsprecherin namens Dagmar Berghoff. Doch bei den politischen Magazinen „Tagesthemen“oder dem „heute-journal“im ZDF hatten nach wie vor die Männer das Zepter fest in der Hand. Und so stieß Barbara Dickmann von Anfang an auf Vorbehalte und sogar hartnäckigen Widerstand ihrer Kollegen, wie sie Jahre später in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk erzählte: „Es war natürlich schon eine Neuerung, dass eine Frau ein politisches Magazin verantwortlich moderiert. Die Männer, die die Verantwortung dafür hatten, waren sehr skeptisch, ob Frauen das können.“Vor allem ihr damaliger Chefredakteur habe ihr anfangs das Leben schwergemacht, sagte sie. „Ich durfte bei den Konferenzen nicht am runden Tisch mit dabei sitzen. Dort saßen nur die Männer, ich saß in der zweiten Reihe. Aber das wäre ja noch gegangen, das hätte man ja alles noch ertragen können. Viel schlimmer war, dass er, ohne die Texte, die ich geschrieben hatte, richtig durchzulesen, Streichungen vorgenommen hat.“
Es sollte zwei Jahre dauern, bis Barbara Dickmann von ihrem Chef und anderen Männern in der Redaktion akzeptiert wurde. Die meinungsfreudige Journalistin hatte sich durchgesetzt und berichtete 1982 dann sogar als erste deutsche Fernsehreporterin über eine Fußball-Weltmeisterschaft – wenn auch nicht vor Ort in Spanien, sondern von Deutschland aus. Insgesamt arbeitete Dickmann vier Jahre als „Tagesthemen“-Moderatorin. 1989 kam sie schließlich zur ZDF-Sendung „ML Mona Lisa“, deren Redaktion sie von 2003 bis 2008 leitete. Auf ihre Zeit als erste Frau bei den „Tagesthemen“blickt die heute 76-Jährige mit Stolz zurück: „Ich habe Tr0mpelpfade getreten, die dann später von den Nachfolgerinnen zu bequemen Wegen ausgebaut worden sind“, meinte sie einmal.