Musik zum Weinen, Tanzen oder Glücklichsein
Freizeit Egal, ob beim Feiern, im Zug oder ganz entspannt zu Hause: Musik spielt eine wichtige Rolle im Leben von jungen Menschen. Welchen Einfluss Lieder haben können, weiß eine Professorin von der Uni Augsburg
Region Im Sportunterricht zur Motivation, nach einem anstrengenden Tag zur Entspannung oder auf einem Konzert zum Mitsingen – Musik ist aus unserem Leben kaum wegzudenken. Sie macht glücklich, bringt uns zum Weinen oder zum Tanzen. Gerade für Jugendliche ist die Musik ein wichtiger Teil des Lebens und spielt eine zentrale Rolle beim Erwachsenwerden. Egal, welche Musikrichtung der Einzelne mag, wann er Musik hört oder ob er selbst ein Instrument spielt oder singt – die Melodien sind fast allen jungen Menschen sehr wichtig und aus dem Leben oft nicht mehr wegzudenken.
Dass Musik auf den Menschen wirkt, sei offensichtlich und könne vielfältig genutzt werden, weiß Professorin Susanne Metzner, die Leiterin des Studiengangs Musiktherapie an der Universität
„Durch das Singen werden Glücksgefühle erzeugt.“Susanne Metzner, Musiktherapie-Professorin
Augsburg. Schon auf die Entwicklung von Kindern habe es positive Auswirkungen, ein Instrument zu erlernen. „Es fördert motorische Fähigkeiten sowie Konzentration und Ausdauer“, so die Professorin. „Die Kinder lernen, mit längerfristigen Anstrengungen oder frustrierenden Erfahrungen umzugehen. Sie erleben aber auch die Freude, wenn am Ende etwas Schönes dabei herauskommt.“
Dass es die Intelligenz steigert, ein Instrument zu erlernen, ist wissenschaftlich nicht bewiesen. „Aber vielleicht liegt das auch an der Forschung, denn es gibt ja nicht nur das logische Denken, sondern auch etwas wie soziale Intelligenz“, vermutet Susanne Metzner.
Belegt ist dagegen, dass Singen glücklich macht. „Es werden dabei Hormone ausgeschüttet, die Glücksgefühle erzeugen. Außerdem hilft die vertiefte Atmung zur Entspannung, die Klänge erhöhen die Wachheit und das Gemeinschaftserleben im Chor das Gefühl, gut aufgehoben zu sein“, berichtet die Professorin der Uni Augsburg.
Was viele Schüler gerne ihren El- tern erzählen, ist, dass das Musikhören beim Lernen unterstützt. „Es soll Studien geben, die das belegen.
Dabei soll Musik gewählt werden, die persönlich gefällt und die ein nicht zu schnelles und nicht zu langsames Tempo hat, also ungefähr im eigenen Pulsschlag“, sagt Susanne Metzner. „Aber als Musiktherapeutin bin ich davon nicht überzeugt. Ich würde eher an der Verbesserung der Lernstrategien arbeiten und Musikhören, Singen oder Tanzen hinterher als Belohnung einsetzen.“
Eine große Hilfe kann die thera- Verwendung von Musik sein, wenn es um die Bewältigung von Stress oder Ängsten geht. „Dabei ist es nur zum Teil die Musik selbst, also die Wirkung von Klang und Rhythmus“, erklärt Susanne Metzner. „Sehr viel entscheidender ist, dass der Patient durch das Musikmachen oder Musikhören mit einem Therapeuten angeregt wird, die eigenen Heilungskräfte zu aktivieren, Neues auszuprobieren oder ganz individuelle Lösungen zu suchen. Bei Schmerz dürfen wir auch davon ausgehen, dass sich im Gehirn Prozesse vollziehen, die zu einer Linderung führen.“
Einheitliche Auswirkungen von Musik auf Menschen gibt es nicht. Jeder empfindet anders und hat unterschiedliche Vorlieben. „Die meisten alten Menschen hören die Musik aus ihrer Jugendzeit gern, Jugendliche orientieren sich an ihren Freunden, und Menschen aus einem anderen Land bevorzugen die Mupeutische sik ihrer Heimat“, so die Musiktherapeutin. Außerdem kommt es auch auf die Situation an, in der sich die Person gerade befindet.
„Mal ist Musik nötig, um sich in Schwung zu bringen, ein andermal, um sich zu beruhigen und manchmal auch, um weinen zu können. Meist spürt jeder selbst, wann er welche Musik braucht. Und das Schöne ist, dass es so eine große Auswahl gibt und jeder die Freiheit hat, sich zu entscheiden“, sagt Susanne Metzner. Die Musik löst also nicht nur viel in uns aus, sondern kann oft auch helfen.
„Jugendliche orientieren sich in der Musik an Freunden.“
Susanne Metzner