Erbe des Bäderkönigs in der Schwebe
Wirtschaft Warum es über ein Jahr nach dem Unfalltod des Unternehmers Josef Wund immer noch keinen Erbschein für dessen Stiftung gibt. Die Ermittlungen zur Absturzursache des Flugzeuges sind immer noch nicht abgeschlossen
Bad Wörishofen Josef Wund war der Bäderkönig Deutschlands. Die Therme Bad Wörishofen und die Therme in Erding waren und sind wegweisend in der Republik. Wund starb im Dezember 2017 bei einem Flugzeugabsturz. Wer sein Vermögen erbt, wie es mit geplanten Großprojekten weitergeht, das alles ist jedoch bis heute nicht geklärt. Dies bestätigte Jörg Wund gegenüber unserer Zeitung, der Sohn des Architekten. Weiterhin nicht geklärt ist außerdem, warum das Flugzeug abstürzte, in dem neben dem damals 79 Jahre alten Wund auch der Pilot und der Co-Pilot starben. Dies teilte die Staatsanwaltschaft Ravensburg unserer Zeitung mit. „Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen“, berichtet Christine Weiss, die Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft. „Es wird noch einige Zeit dauern, bis die polizeilichen Akten vorgelegt werden.“
Josef Wund war am 14. Dezember 2017 als Passagier einer Cessna C 510 auf dem Weg an den Bodensee. Die Maschine war nach Angaben der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) um 17.43 Uhr in Egelsbach gestartet. Bei dem Flugzeug handelte es sich um ein FlugTaxi, das einer Firma aus Österreich gehörte. Die Maschine stürzte beim Anflug auf Friedrichshafen bei Waldburg in ein Waldstück. Um 18.23 Uhr hatte der Flughafen Zürich zum letzten Mal Funkkontakt mit der Maschine. Auf weitere Anrufe habe die Besatzung nicht mehr reagiert, berichtet die BFU. Etwa eine Minute später stürzte die Cessna in den Wald. Zur genauen Absturzursache könne man weiterhin keine Angaben machen, sagte BFUSprecher Germout Freitag gestern gegenüber der Mindelheimer Zeitung. Die Untersuchungen seien allerdings weit fortgeschritten. Man gehe deshalb davon aus, dass heuer ein Abschlussbericht vorgelegt werden kann, sagt Freitag.
In welchem Tempo es indes in der Erbsache weitergeht, ist nicht zu sagen. „Zum laufenden Erbscheinsverfahren erteilt die Josef Wund Stiftung keine Auskünfte“, teilte Christoph Palm mit. Der einstige Oberbürgermeister von Fellbach wurde von Josef Wund noch zu dessen Lebzeiten als Geschäftsführer der Stiftung mit Sitz in Stuttgart berufen. „Die Stiftung geht, wie die Familie Wund, nach wie vor davon aus, dass der Wille des Erblassers, seine Stiftung zur Alleinerbin zu machen, Rechtswirksamkeit erlangen wird.“Auf der Internetseite der Stiftung ist zu lesen, dass Wund „auf diesem Weg seine Unternehmensnachfolge regeln und die Allgemeinheit an seinem wirtschaftlichen Er- teilhaben“lassen wollte. Die Stiftung fördert Projekte aus den Bereichen Bildung, Gesundheit und Kreativität.
Wann Rechtssicherheit besteht, vermag auch Jörg Wund nicht zu sagen. „Wir Erben haben uns geeinigt“, sagt Wund. „Wir hoffen nun, dass das Nachlassgericht bald die Josef Wund Stiftung als Alleinerbin einsetzt.“
Die Thermen in Bad Wörishofen und Erding nehmen bei alledem eine Sondersituation ein. Hier erfolgte der Übergang auf die nächste Generation nämlich schon im Jahr 2016. Jörg Wund ist Hauptgesellschafter und zudem Chef in Erding und Bad Wörishofen, wie er unserer Zeitung sagte. Der größte Teil des Nachlasses von Josef Wund soll aber in die Stiftung fließen. Dass sich auch seifolg ne Schwester künftig in erster Reihe für das Unternehmen engagieren werde, sei ausgemacht, sagte Jörg Wund der Mindelheimer Zeitung bereits im vergangenen April. Sie werde sich um das Badeparadies Schwarzwald in Titisee-Neustadt kümmern, wo er selbst kein Gesellschafter sei. Dass sich die Erbangelegenheit so lange hinzieht, hat einen Grund in der begonnenen Reform der Notariate im Bundesland Baden-Württemberg, wo die Wund-Gruppe ihren Hauptsitz hat. Seit einem Jahr sind nun die Amtsgerichte zuständig, die eine Menge Fälle übernehmen mussten. Der Südkurier zitiert zudem den zuständigen Gerichtssprecher in Tettnang, wonach die Erbberechtigung der Stiftung nicht ausreichend dargelegt sei. Das Gericht hat hier noch Klärungsbedarf. Wie die Zeitung weiter berichtet, hatte Wund zu Lebzeiten 55 Firmen gegründet. Bekanntlich wurde zwischenzeitlich das Architekturbüro in Friedrichshafen geschlossen. In einer anderen Firma gab es jüngst Bewegung: Die
JW TV-Vermögensverwaltung
GmbH Friedrichshafen hat neue Geschäftsführer, Peter Baumeister und Günter Renz. Das geht aus dem Handelsregister hervor. Ausdrücklich ist diese GmbH auch berechtigt, als Testamentsvollstreckerin tätig zu werden, wie im Handelsregister nachzulesen ist.
Erding war das erste Bad der Unternehmensgruppe Wund, Bad Wörishofen folgte, dann das Badeparadies Schwarzwald, die Badewelt Sinsheim und die Badewelt Euskirchen. Josef Wund war auch der Erbauer des Deutschen Pavillons der Weltausstellung Expo 2000.
Was aus den Plänen wird, das Bad in Sinsheim auf das Vierfache der Größe auszubauen und ein neues Großbad der Wund Gruppe in Frankfurt-Bad Vilbel zu bauen, ist unklar. Insgesamt geht es hier um 700 Millionen Euro.