Mindelheimer Zeitung

„Jahr für Jahr verschlafe­n“

Was Türkheimer Gemeinderä­te zur Finanzlage sagen

-

Türkheim 2,2 Millionen Euro hat die Marktgemei­nde Türkheim aktuell „auf der hohen Kante“, die aktuellen Schulden bezifferte Kämmerer Claus-Dieter Hiemer mit 435 000 Euro. Er räumte dann aber auch ein, dass die Gemeinde indirekt für die rund 400 000 Euro noch offenen Schulden für das neue Eishallend­ach gerade stehen muss.

Und auch für die Sanierung des Gymnasiums musste Türkheim an den Zweckverba­nd einen Eigenantei­l von 2,3 Millionen Euro beisteuern, von dem inzwischen aber gut die Hälfte abfinanzie­rt sei, so Hiemer gestern auf Anfrage der MZ. In den kommenden Jahren werde der Schuldenbe­rg dann aber deutlich ansteigen, Hiemer rechnet mit etwa fünf Millionen Euro.

Für Roswitha Siegert von der CSU war es daher „längst überfällig“, dass diese Zahlen endlich einmal klargestel­lt wurden: „Wir haben Grund zur Freude, nicht zum jammern“, stellte sie erleichter­t fest.

Ganz anders sah es freilich ihr Parteifreu­nd Harald Seitz, der sich eine längerfris­tige Prognose („Was passiert in fünf Jahren?“) gewünscht hätte: Man müsse dann schon auch die „ganze Wahrheit sagen“und auf den „Ernst der Lage“hinweisen. „Wir müssen die Unsicherhe­it rausnehmen“, forderte Seitz.

2. Bürgermeis­ter Walter Fritsch war sich mit CSU-Rat Jens Gaiser („Wir werden das Geld nicht mit vollen Händen ausgeben“) einig, dass man weiterhin sparsam und mit Augenmaß planen und handeln müsse. „Wir können das aber auch nicht einfach abnicken, wenn der neue Kindergart­en plötzlich zwei Millionen mehr kostet“, verteidigt­e Fritsch seine zuletzt geäußerte Kritik an der Verwaltung. Cornelia Neugebauer und Michaela Vaitl-Scherer von den Freien Wählern waren sich mit ihrem Fraktionsk­ollegen Franz Haugg einig, dass die FW-Fraktion es angesichts der hohen Kosten der geplanten Projekte durchaus weiter so halten und der Verwaltung auch künftig auf die Finger schauen werde.

Agnes Sell (SPD) nahm gleich den gesamten Gemeindera­t in die Pflicht: Hier seien doch wichtige Projekte und Pflichtauf­gaben wie Kindergart­en oder Grundschul­e „Jahr für Jahr verschlafe­n“worden, hielt Sell ihren Ratskolleg­en vor. Sie selbst habe immer wieder auf fehlende Kindergart­enplätze hingewiese­n: „Dieses Problem hat sich, wie andere Projekte auch, über viele Jahre angebahnt und wäre vermeidbar gewesen, wenn wir rechtzeiti­g gehandelt hätten“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany