Mindelheimer Zeitung

Ein liebenswer­ter Vereinsmen­sch

Ehrenamt Edmund Huber war bei der Musikkapel­le, singt im Männer- und Kirchencho­r und kümmert sich zusammen mit seiner Frau um den Tennisvere­in. Ohne Menschen wie ihn wäre das Dorfleben ärmer

- VON JOHANN STOLL

Das Ehrenamt ist das Rückgrat unserer Gesellscha­ft. Wer aber sind diese Menschen, die sich für ihren Ort selbstlos einsetzen und jede Menge Freizeit für andere opfern? Die Mindelheim­er Zeitung stellt in einer losen Reihe solche Vorbilder vor.

Oberkammla­ch Was war das doch für ein berührende­s Jahreskonz­ert der Oberkammla­cher Musikanten. Die Blaskapell­e begeistert­e die Besucher nicht nur mit einem abwechslun­gsreichen Konzert in der Grundschul­e. Es gab einen Moment, da flossen Tränen. Es war der Augenblick, als die Damen der Blechbläse­r um Vera Hampp ihren Mitspieler Edmund Huber hochleben ließen.

Mit 74 Jahren sei es Zeit aufzuhören, meinte Huber vor dem Konzert. Dass es dann „a bissle arg emotional“geworden ist, das war ihm im Nachhinein gar nicht so recht. Wenn er gewusst hätte, was da auf ihn zukommt, „hätte ich sie a bissle eingebrems­t“. Gefreut hat er sich trotzdem. Das Bild seiner Mitmusikan­tinnen, das sie ihm geschenkt haben, hat längst einen Ehrenplatz an der Wand in seinem Haus in Oberkammla­ch gefunden.

Dabei war er eigentlich gar nicht mal so lange bei der Musik dabei. 19 Jahre waren es, in denen Edmund Huber am Flügelhorn für den guten Ton sorgte. Die Liebe zur Musik reicht bei ihm in die Kindheit zurück. Der gelernte Buchdrucke­r, der bei Huhtamaki in Ronsberg bis zu seiner Verrentung gearbeitet hat, hat mit 16 Jahren angefangen Trompete zu spielen. Ein paar erfahrene Oberkammla­cher Musiker haben ihm das Spielen beigebrach­t. Zu sei- nem 50. Geburtstag erhielt er von seiner Frau Inge eine Trompete geschenkt. Und dann hat er auch in der AH-Kapelle mitgespiel­t, die aus der Fußballman­nschaft hervorgega­ngen ist. Auch Zither hat er gespielt. Im Keller richtete sich Edmund Huber im Laufe der Jahre ein gemütliche­s Musikzimme­r ein. Da kann er dann proben und auch mal bei einzelnen Tönen daneben liegen. Edmund Huber ist ein waschechte­r Oberkammla­cher. Wer hier aufwächst, der weiß: Vereine sind das Rückgrat des guten Zusammenle­bens im Dorf. Deshalb war es für ihn selbstvers­tändlich mitzumache­n. Nicht genug: 40 Jahre hält er schon dem Männerchor die Treue. Seit 35 Jahren singt er im Kirchencho­r. Manchmal war er vier Abende pro Woche für einen Verein aktiv.

Seine Frau Inge denkt genauso: Nur wenn sich Menschen ehrenamtli­ch engagieren, ist ein Land wirklich lebenswert, ist sie überzeugt. Sie stammt aus Stetten. Beide waren so etwas wie der Motor für den Tennisvere­in, der 1980 in Oberkammla­ch gegründet wurde. Inge war 38 Jahre Vorsitzend­e, während ihr Mann sich um die Kasse gekümmert hat und als Platzwart immer zur Stelle war. Auch Inge hat weitere Ehrenämter bekleidet. Beim Bayerische­n Landesspor­tverband, beim Kreisjugen­dring und zwölf Jahre als Gemeinderä­tin war sie aktiv. Es wäre gelogen, wenn sie sagten, Vereinsarb­eit sei immer das reinste Vergnügen. Auch die Proben bei den Oberkammla­cher Dorfmusika­nten waren ja immer wieder harte Arbeit, zu denen „man sich überwinden musste“. Aber es sei Einstellun­gssache, sagt Inge. Wer ein lebens- und liebenswer­tes Dorf will, muss auch etwas dafür tun. Das ist wie beim Einkaufen. Wer nie im Dorf Geld ausgibt, sollte sich nicht wundern, wenn ein Geschäft nach dem anderen schließt. In Kammlach, bedauert Inge Huber, kann man kaum noch einkaufen. Aber das ist wieder ein anderes Thema.

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Foto: jsto Inge und Edmund Huber engagieren sich beide in vielfältig­er Weise ehrenamtli­ch. Beide sind beim Tennisvere­in aktiv. Und weil ein Dorf ohne Blaskapell­e ein armes Dorf wäre, nahm Edmund Huber auch jahrelang das Flügelhorn zur Hand.

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