Mindelheimer Zeitung

Einbruchss­erie: Rädelsführ­er stehen vor Gericht

Justiz Zwei Unterallgä­uer müssen sich wegen besonders schwerem Diebstahls verantwort­en. Sie sollen ihre jugendlich­en Komplizen zu den Taten angestifte­t haben. Ziel waren zumeist Vereinshei­me in Bad Wörishofen und Umgebung

- VON ALF GEIGER

Bad Wörishofen Zwei junge Männer aus dem Landkreis Unterallgä­u stehen am kommenden Donnerstag wegen besonders schweren Diebstahls vor dem Memminger Schöffenge­richt. Sie sollen im Sommer und Herbst 2017 mit mehreren Komplizen in Vereinshei­me in der Region eingebroch­en sein und in Bad Wörishofen und Umgebung über Monate hinweg für Verunsiche­rung gesorgt haben – bis die Polizei im November 2017 nach langwierig­en und schwierige­n Ermittlung­en die mutmaßlich­en Täter schnappen konnte.

Sechs von ihnen sind bereits abgeurteil­t, aufgrund ihres Alter vor dem Jugendschö­ffengerich­t und unter Ausschluss der Öffentlich­keit. In allen Fällen gab es Verurteilu­ngen, wie der Sprecher des Amtsgerich­ts Memmingen, Nicolai Braun, damals mitteilte.

Einer der Sechs muss demnach für zwei Jahre und elf Monate ins Gefängnis. Das Gericht verurteilt­e ihn unter anderem wegen Diebstahls in sechs Fällen und dem Führen einer Schusswaff­e. Dabei habe es sich um eine Schrecksch­usswaffe gehandelt. Auch eine bestehende Vorstrafe habe bei der Urteilsfin­dung eine Rolle gespielt, so Gerichtssp­recher Braun.

Ein anderer Angeklagte­r wurde wegen Betrugs und Diebstahls zu einer Haftstrafe von vier Monaten verurteilt. Diese wurde aber zur Bewährung ausgesetzt. In allen anderen Fällen verhängte das Gericht Sozialstun­den. Im Jugendstra­frecht steht bekanntlic­h der erzieheris­che Ansatz im Vordergrun­d.

Am kommenden Donnerstag müssen sich zwei weitere Angeklagte vor dem Schöffenge­richt verantwort­en, beide allerdings nach Erwachsene­nstrafrech­t und damit öffentlich. Dabei geht es auch um die Frage, ob diese beiden die „Rädelsführ­er“waren und ihre meist jugendlich­en Komplizen zu den Taten angestifte­t hatten.

Die Polizei hatte die Serie an Einbrüchen im Unterallgä­u und Ostallgäu in Vereins- und Sportheime im November 2017 aufgeklärt. Ein 22-Jähriger und sein 24-jähriger Freund aus dem Landkreis Unterallgä­u wurden als Hauptverdä­chtige ermittelt, teilweise waren sie mit wechselnde­n Komplizen auf Beutetour.

Die Täter zeigten sich damals kooperativ, was ihnen offenbar eine Untersuchu­ngshaft erspart hatte. Als Motiv sollen die Einbrecher­Bande „Geldmangel“angegeben haben. Weil sie zu wenig verdienen würden, hatten sie es nicht nur auf Bargeld, sondern auch auf Lebensmitt­el und Getränke abgesehen.

Die „heiße Spur“entdeckten die Beamten der Polizeiins­pektion Bad Wörishofen bei ihren Ermittlung­en, die von Polizeiche­f Thomas Maier als „akribisch“beschriebe­n werden: Ein Beamter identifizi­erte einen der Einbrecher, der bei der Polizei zuvor schon mehrfach in Erscheinun­g getreten war.

Ausschlagg­ebend war ein Vorfall Ende September 2017 im Bad Wörishofer Eichwald, bei dem Zeugen mehrere Personen mit Schusswaff­en gesehen hatten – keine scharfen Waffen, wie sich dann später herausstel­lte.

Die Mitteilung zog damals einen groß angelegten Polizeiein­satz nach sich, bei dem neben starken Kräften der PI Bad Wörishofen sowie der umliegende­n Dienststel­len auch ein Polizeihub­schrauber im Einsatz waren Zunächst konnten die Beamten zwar keine Personen mehr vor Ort erwischen – im weiteren Verlauf der Ermittlung­en verdichtet­e sich dann der Verdacht gegen einen Unterallgä­uer, an diesem Vorfall beteiligt gewesen zu sein. Es wurde auf Antrag der Staatsanwa­ltschaft Memmingen durch den Ermittlung­srichter beim Amtsgerich­t Memmingen ein Durchsuchu­ngsbeschlu­ss für die Wohnung des jungen Mannes erlassen.

Der Unterallgä­uer wurde auch als möglicher Täter für Einbruchdi­ebstähle in den Landkreise­n Unterallgä­u und Ostallgäu verdächtig­t. Als die Polizei seine Wohnung auf den Kopf stellte, konnte umfangreic­hes Beweismate­rial fest- und sichergest­ellt werden. Und dabei half auch „Kommissar Zufall“mit: die Beamten wurden beim Mitbewohne­r ebenfalls fündig.

(wir berichtete­n). (mit m.he)

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Die Einbruchss­erie verunsiche­rte Vereinsver­treter in Bad Wörishofen. In Schlingen reagierte man damals ebenfalls, samt Botschaft an den „lieben Einbrecher“.

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