Glanzstücke der Jugendkultur
Mal eben in die Straßenbahn steigen, um den Freitagabend in einem Club oder einer Bar zu verbringen. Bis spät in die Nacht weggehen, weil der Bus einen irgendwann sowieso fast direkt vor die Haustür bringt. Das erscheint in jeder größeren Stadt selbstverständlich. Auf dem Land hingegen ist diese Vorstellung vollkommen utopisch. Je nach Größe des Dorfes gibt es keine einzige Kneipe, geschweige denn einen Club. Kurz: absolute Einöde, was die Abendgestaltung betrifft.
Doch aus diesem Vakuum an Angeboten hat sich auf dem Land etwas Großartiges entwickelt: eine ausgeprägte „Budenkultur“. In vielen Orten stehen Bauwagen, alte Scheunen oder kleine Hütten, in denen sich die Dorfjugend trifft. Aufgebaut, ausgebaut und gepflegt werden diese „Buden“von den jungen Menschen selbst. Komplett in Eigenregie kümmern sie sich um ihren gemeinsamen Treffpunkt. Das ist deutlich mehr, als einfach nur bestehende Angebote in Bars und Discos wahrzunehmen. Oder sich an öffentliche Plätze zu setzen, um dort zu trinken.
Zusammenhalt ist für die Organisation des eigenen Jugendtreffs enorm wichtig, wenn auch nicht immer ganz einfach. Schließlich treffen in einem Dorf verschiedenste Charaktere aufeinander. Dennoch lässt sich beobachten, dass dadurch oft enge Freundschaften entstehen. Klar besteht dabei die Gefahr, nur im eigenen Dorf unter den bekannten Leuten zu bleiben. Anderen Menschen, neuen Perspektiven begegnet man dadurch eher weniger.
Unsere Generation mit ihren vielfältigen Möglichkeiten, ständig Neues kennenzulernen, gerät aber durchaus irgendwann in Gefahr, den Wert eines eigenen Jugendtreffs zu unterschätzen. Schaue ich mir die schönen Partyräume, die vielen Freundschaften und die legendären Erlebnisse an, komme ich jedoch nur zu einem Schluss: Die Buden sind Glanzstücke dörflicher Jugendkultur. Es wäre wirklich traurig, wenn diese Budenkultur irgendwann aussterben sollte.