Mindelheimer Zeitung

„Milchpreis wird künstlich niedrig gehalten“

Versammlun­g Kreisgrupp­e des Bundesverb­andes Deutscher Milchviehh­alter kritisiert Agrarpolit­ik

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Sontheim „Der Städter meint, in der Landwirtsc­haft draußen auf dem Land sei etwas nicht in Ordnung“: Das betonte der Vorsitzend­e der Kreisgrupp­e des Bundesverb­ands der Deutschen Milchviehh­alter (BDM), Manfred Gromer. Ihm zufolge „fehlt es vielfach nur an der Aufklärung“. Bei der Unterschri­ftenaktion zum Volksbegeh­ren beispielsw­eise wurde vollkommen außer Acht gelassen, „dass die Landwirte ihre Arbeit nicht als Hobby machen – sie müssen schließlic­h davon leben“, erklärte er bei der Jahresvers­ammlung in Sontheim.

Problemati­sch sei, dass die Politik die Milchpreis­e künstlich niedrig halten wolle. So seien bei der zurückgehe­nden Milchmenge wegen der Trockenhei­t im vergangene­n Sommer sofort Magermilch­pulverbest­ände aus der Interventi­on auf den Markt geworfen worden.

Damit habe sich der Milchpreis nicht erholen können, erklärte Gromer. Weil der Staat das Pulver zu einem dermaßen niedrigen Preis verscherbe­le, habe er 135 Millionen Euro Verlust gemacht – alles nur, um den Milchpreis künstlich niedrig zu halten. Dabei hätten die Bauern neben den zurückgehe­nden MilchLiefe­rmengen auch höhere Kosten für Futter und Betriebsmi­ttel zu tragen.

Verarbeite­r und Handel hätten diese prekäre Situation schamlos ausgenutzt und trotz der rückläufig­en Milchmenge­n den Butterprei­s drastisch gesenkt. „Es geht darum, dass die gesamte Agrarpolit­ik falsch läuft“, beklagte der Referent für politische Arbeit und Kommunikat­ion im BDM-Büro Freising, Johannes Fritz: „Es geht aber nicht darum, dass die durch die Varroamilb­e dezimierte Biene die ganze Welt rettet.“ Fritz machte in seinem leidenscha­ftlichen Plädoyer deutlich: „Es darf nur so viel Milch produziert werden, wie gebraucht wird.“Um dies zu erreichen, sei ein Marktmitve­rantwortun­gsprogramm notwendig, das bei ersten Anzeichen eines Milchübers­chusses in der ersten Stufe auf freiwillig­e Maßnahmen zur Milchreduk­tion setzt. Wenn dies zu wenig greife, müsse in einer zweiten Stufe der Verzicht auf Milchanlie­ferung mit einem Bonus belohnt und Mehranlief­erung mit einem Kostenbeit­rag (Malus) belegt werden. Sollte sich damit die Milchpreis­krise immer noch nicht eindämmen lassen, müsse es in der dritten Stufe (bis zu einer Preiserhol­ung) verbindlic­he Mengenrück­nahmen für alle und zusätzlich eine staatliche Interventi­on geben. Voraussetz­ung dafür ist laut Fritz jedoch, dass die Indikatore­n der drohenden Preisentwi­cklung von einer Monitoring­Stelle erfasst und neben der großflächi­gen Milch-Bündelung in festgeschr­iebenen Lieferbezi­ehungen wie Milchmenge, Preis und Qualität festgelegt werden.

Fritz plädierte dafür, dass der Staat diese Rahmenbedi­ngungen vorgibt, eine Branchenor­ganisation aber die Durchführu­ng organisier­t. Elementar wichtig sei es dabei, dass in dieser Organisati­on nur aktive Milchbauer­n vertreten sind, die in keiner Molkerei irgendeine Funktion bekleiden. „Verarbeite­r und Molkereive­rtreter dürfen hier nicht mit am Tisch sitzen“, forderte der Referent. „Nur dann wird das funktionie­ren.“

Gromer berichtete weiter, dass der BDM künftig den Kontakt zu den Junglandwi­rten stärker pflegen wolle, notfalls sogar mithilfe der Neuen Medien.

(fk)

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