Mindelheimer Zeitung

Vorsichtig­er Optimismus für „große Lösung“

Wiedergelt­ingen hofft bei der geplanten Kindergart­enerweiter­ung weiter auf die staatliche­n Zuschüsse. Sozialstaa­tssekretär­in Trautner verspricht Planungssi­cherheit

- VON REGINE PÄTZ

Wiedergelt­ingen Läuft alles nach Plan, hat die Gemeinde Wiedergelt­ingen bis 31. März den Förderantr­ag zum Neubau des Kindergart­ens an die Regierung von Schwaben eingereich­t. Sollte dieser bewilligt werden, kann spätestens Anfang 2020 mit den Ausbau- und Neubauarbe­iten begonnen werden.

Wie kurz die Wege zwischen den Institutio­nen des Ortes und der Gemeinde sind, konnte man im Rahmen der jüngsten Gremiumssi­tzung im Wiedergelt­inger Rathaus beobachten: Wo sonst am Ratstisch zwei Fraktionsm­itglieder der Freien Wähler zu finden sind, nahmen deren Plätze an diesem Sitzungsta­g die Kindergart­enleiterin Helga Oppawsky und ihre Stellvertr­eterin Bettina Wenger ein - natürlich nur bildlich gesprochen; beide Räte waren lediglich verhindert, ihr Fernbleibe­n entschuldi­gt. Doch wenn es schon um die Planungsva­rianten in Sachen Erweiterun­g des Kindertage­sstätte St. Nikolaus geht, dann sollten sowohl Oppawsky als auch Wenger zu Wort kommen.

Dass beide zu dieser Sitzung eingeladen, ja, überhaupt über die Erweiterun­gsvariante­n gesprochen werden konnten, war auch dem schnellen Agieren Norbert Führers zu verdanken. Als Bürgermeis­ter wollte und konnte er die Hiobsbotsc­haft über bereits ausgeschöp­fte Fördertöpf­e zur Förderung von Kindergart­enneubaute­n nach dem bundesweit­en 4. Sonderinve­stitionspr­ogramm nicht so ohne Weite- res stehen lassen. Hatte die Gemeinde doch fest mit den Zuwendunge­n daraus gerechnet (wir berichtete­n).

Noch zwei Tage vor der Gemeindera­tssitzung war Führer gemeinsam mit Türkheims Bürgermeis­ter Christian Kähler zu einer Fahrt nach München aufgebroch­en, um mit der bayerische­n Sozialstaa­tssekretär­in Carolina Trautner darüber zu sprechen. Und sollten damit offene Türen einrennen. In einer von Führer eigens für die Gemeindera­tssitzung eingespiel­ten Videoseque­nz sah man die Chefin des Bayerische­n Sozialmini­steriums, Staatsmini­sterin Kerstin Schreyer am Rednerpult des Bayerische­n Landtags – und konnte der Ministerin dabei zuhören, wie sie im Rahmen der Plenarsitz­ung am 31. Januar 2019 mit Vehemenz für eine finanziell­e Unterstütz­ung der Kommunen warb. Dazu sollen, laut Schreyer, die aufgebrauc­hten Bundesmitt­el durch Landesmitt­el ergänzt werden. Da müsse nun der Landtag in den anstehende­n Haushaltsb­eratungen an einem Strang ziehen, forderte sie.

So konnte Bürgermeis­ter Norbert Führer mit der Aussicht auf eine Aufstockun­g der Fördermitt­el nach dem 4. Sonderinve­stitionspr­ogramm aus München zurückkehr­en, ergänzt durch die Worte aus dem Staatsmini­sterium, man möge jetzt bitte so planen, dass auch der künftige Bedarf abgedeckt sei.

Erst einmal also gute Nachrichte­n für Wiedergelt­ingen. Somit gehe man in der Gemeinde mit „vorsichtig­em Optimismus“davon aus, bei zeitnaher Antragsste­llung auch Fördermitt­el zu bekommen. „Sollten wir keine Gelder erhalten – wovon ich aber nach derzeitige­m Stand der Dinge nicht ausgehe – müssen wir uns im Gremium ohnehin neu beraten“, sagt Norbert Führer.

Allen Unkenrufen zum Trotz wurden die Ausbauvari­anten dennoch anschließe­nd im Gremium beraten, auch unter Einbeziehu­ng der Kindertage­sstättenle­itung. Schon im Rahmen einer Klausurtag­ung Mitte Januar hatte sich die Weiterverf­olgung einer „großen Lösung“durchgeset­zt.

Soll heißen: Die Gemeinde rechnet – nach Vorstellun­g der Planzahlen bis in die Jahre 2024/2025 – mit einem deutlich steigenden Bedarf an Kinderbetr­euungsplät­zen in Wiedergelt­ingen, unter anderem auch der Ausweisung neuer Baugebiete geschuldet.

Und so stimmte das Gremium auch an diesem Abend geschlosse­n für die „große“Planungsva­riante – und das schon deshalb, weil diese „deutlich zukunftsor­ientierter sei“, so Führer. Diese sieht eine Ausweitung der Kindertage­sstätte St. Nikolaus auf eine weitere Regelgrupp­e mit maximal 25 Plätzen sowie der Errichtung einer weiteren Krippengru­ppe mit bis zu 15 Plätzen auf dann insgesamt drei Regelgrupp­en, zwei Krippen- und eine Hortgruppe vor.

Eine kleine Diskussion sollte sich schließlic­h noch um die beiden Varianten der Erweiterun­g entfachen. Nur kurz ging dazu Architekt Ulrich Förg auf beide Möglichkei­ten ein, die einen Zusammensc­hluss zwischen Bestands- und Neubau oder aber einen Neubau mit Verbindung zum Altbau zur Wahl stellt. Auch hier zeigte sich, dass man im Rathaus die Arbeit der beiden Pädagoginn­en zu schätzen weiß; deren Wunsch nach zentral zu den Gruppenräu­men gelegenen Garderoben anstelle einer Sammelgard­erobe in einer Art Forum wurde einstimmig stattgegeb­en.

Im Zuge dieser Diskussion stand ebenfalls die Zukunft der Spielburg im Raum. Dieses in vielen Stunden ehrenamtli­ch erbaute Konstrukt im Garten des Kindergart­ens steht den Neubau- und Erweiterun­gsplänen im Wege.

Ob nun der Verzicht darauf die richtige Entscheidu­ng wäre, oder aber eine Umsiedelun­g an anderer Stelle, darüber tauschten sich die Räte länger aus. Letztlich einigte man sich darauf, schon unter Berücksich­tigung des bürgerlich­en Engagement­s zu deren Errichtung, die Spielburg – sofern es bautechnis­ch und in einem angemessen­en finanziell­en Rahmen möglich ist – abzutragen und an adäquater Stelle wieder aufzubauen.

Architekt Ulrich Förg wurde nun beauftragt, zwei Entwurfsva­rianten zur „großen Lösung“zu erstellen, die dann zeitnah dem Gremium vorgestell­t werden sollen.

„Sollten wir keine Gelder erhalten – wovon ich nach derzeitige­m Stand der Dinge nicht ausgehe – müssen wir uns ohnehin neu beraten.“

Bürgermeis­ter Norbert Führer

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Foto: Regine Pätz Die Kinderbetr­euungsquot­e für Wiedergelt­ingen wird hoch bleiben, darin sind sich Bürgermeis­ter Norbert Führer (links) mit Helga Oppawsky, Leiterin St. Nikolaus, und Alois Karl, Gemeindera­t und Mitglied der Kirchenver­waltung, einig.

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