Mindelheimer Zeitung

Handspiel-Wirrwarr

Fußball Was ist Handspiel und was nicht? Darüber wurde auch am Wochenende in der Bundesliga diskutiert. Das einzige Gremium, das die Regeln ändern kann, trifft sich im März

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Borussia Dortmund ist mit dem fünften sieglosen Pflichtspi­el nacheinand­er noch tiefer in die Krise gerutscht und hat in der Bundesliga nur noch drei Punkte Vorsprung auf Verfolger Bayern München. Die einstigen Hurra-Fußballer von Trainer Lucien Favre kamen am Montagaben­d zum Abschluss des 22. Spieltags beim Tabellenle­tzten 1. FC Nürnberg nicht über ein torloses Remis hinaus.

Die ideenlosen Dortmunder fanden gegen die Mauertakti­k der Franken um Interimsco­ach Boris Schommers einfach kein Durchkomme­n, allein Mario Götze scheiterte immer wieder am herausrage­nden Keeper Christian Mathenia. Der Club blieb zwar auch im 16. Bundesliga­spiel am Stück sieglos, kann das Remis aber als wichtigen moralische­n Punktgewin­n im Abstiegska­mpf verbuchen. In seinem 250. Bundesliga-Spiel als Cheftraine­r nahm Favre fünf Tage nach dem 0:3 bei Tottenham Hotspur in der Champions League vier Änderungen vor. Weiter nicht dabei war der verletzte Kapitän Marco Reus. Am Ende dürfte der FC Bayern in Liverpool den nächsten Patzer des BVB mit Wohlwollen quittiert haben. Gut stehen in der Defensive und „Nadelstich­e in die Lücken“setzen – das war das Motto von Schommers und seinem Co-Trainer Marek Mintal.

Hin und wieder gab es Proteste, Pyrotechni­k wurde abgebrannt. Obwohl die Montagsspi­ele in der nächsten Saison wieder Geschichte sind, hielten Anhänger im Nürnberger Fanblock schwarze Schilder mit weißem Mittelfing­er in die Höhe und warfen bei BVB-Ecken schwarz bemalte Tennis-Bälle.

Nach den hitzigen Diskussion­en in der Bundesliga ruhen die Hoffnungen für eine Klärung des großen Handspiel-Wirrwarrs auf den Regelhüter­n des Weltfußbal­ls. Eine von Trainern, Spielern und Fans ersehnte grundsätzl­iche Lösung wird es aber wohl auch beim nächsten Treffen des Internatio­nal Football Associatio­n Boards am 2. März im schottisch­en Aberdeen kaum geben.

Auf der Tagesordnu­ng des Gremiums mit je vier Vertretern der Fifa und der britischen Fußballver­bände unter dem Punkt 2.c „Regel 12 Fouls und unsportlic­hes Betragen: Handspiel“steht das Thema noch unter der Diskussion über eine mögliche Änderung des Schiedsric­hterballs. Bewusst sind sich die Fußball-Funktionär­e über die Brisanz aber durchaus.

Nach ihrem Treffen (Annual Business Meeting/ABM) im November hieß es in einer IFAB-Mit- „Einer der am meisten diskutiert­en Bereiche der Spielregel­n ist Handspiel.“Um später anzuschlie­ßen: „Der ABM hat die Erwartunge­n der Fußballakt­eure gebührend zur Kenntnis genommen.“

Ob diese Haltung in Aberdeen zum großen Regel-Befreiungs­schlag führt, scheint somit fraglich. Klar ist derzeit nur: Tore, die egal auf welche Weise mit der Hand erzielt werden, gelten künftig nicht. Der Treffer von Lars Stindl vor knapp zwei Jahren für Mönchengla­dbach gegen Ingolstadt würde also nicht mehr zählen. Auch ein Handspiel, das zu einer Torchance führt, muss künftig in jedem Fall geahndet werden – unabhängig von Absicht, Armwinkel oder Armschwing­ung, die jetzt noch zur Auslegung herangezog­en werden. So steht es in dem NovemberPa­pier des IFAB.

Wie die berichtet, liegt dem Gremium zudem ein Reformpapi­er vor, dass die bislang in den Fußball- Regeln erwähnten drei Hand-Kriterien auf zwölf ausweitet, um eine Präzisieru­ng zu erreichen. Eine endgültige Klärung wäre aber auch damit nicht gesichert.

Diese wäre ob der Vielfalt der Spielsitua­tionen möglicherw­eise nur denkbar, wenn jedes Handspiel strafbar wäre. „Es wird da keine abschließe­nde Meinung geben“, sagte Deutschlan­ds WM-Schiedsric­hter Felix Brych zur momentanen HandAusleg­ung in einem Interview dem Magazin „Wir reagieren dabei sogar auf den Zeitgeist. In meiner Karriere ist bestimmt fünf Mal die Auslegung verändert worden, was Handspiel ist.“Alle IFABEntsch­eidungen der März-Sitzung treten zum 1. Juni 2019 in Kraft. Danach sind Regeländer­ungen erst wieder 2020 möglich.

Am vergangene­n Wochenende war es zu mehreren strittigen Szenen in der Bundesliga gekommen. Beim Spiel zwischen dem VfB Stuttteilu­ng: gart und RB Leipzig (1:3) hatte es einen Elfmeter für die Schwaben nach Videobewei­s wegen Willi Orbans Handspiel gegeben. Auf Schalke wurde beim 0:0 gegen Freiburg ein Handelfmet­er für die Gastgeber nach Interventi­on des Videoschie­dsrichters (VAR) zurückgeno­mmen. Und in Wolfsburg hatte der VAR mit eingegriff­en und somit für einen Handelfmet­er des VfL gesorgt.

Thorsten Kinhöfer hatte daraufhin als Experte der eine Reform gefordert. „Natürlich ist es eine Definition­sfrage und damit per se schwierig. Aber unkonkrete­r und unübersich­tlicher als derzeit kann die Regel kaum werden“, meinte Kinhöfer. Stuttgarts Trainer Markus Weinzierl merkte an: „Ich habe schon keine Meinung mehr dazu. Ich glaube, jeder Schiedsric­hter sieht es anders. Ich glaube, jeder Experte interpreti­ert es anders.“ Fortuna Düsseldorf muss in der Bundesliga auf Jean Zimmer verzichten. Der Defensivsp­ieler war gegen Bayer Leverkusen (0:2) am Sonntag umgeknickt und zog sich einen Außenbandr­iss mit Einblutung im linken Sprunggele­nk zu. Das gab die Fortuna bekannt, machte aber keine Angaben über die Dauer des Ausfalls. Wimbledon-Halbfinali­stin Julia Görges ist beim Tennis-Turnier in Dubai überrasche­nd in der ersten Runde ausgeschie­den. Die deutsche Nummer zwei unterlag am Montag der US-Amerikaner­in Alison Riske 4:6, 5:7. Görges war bei der Hartplatz-Veranstalt­ung an Position 13 gesetzt, Riske steht in der Weltrangli­ste als Nummer 51 deutlich hinter ihr.

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