Mindelheimer Zeitung

Tage der Entscheidu­ng in Venezuela

Kampf um Verteilung von Hilfsgüter­n

- VON TOBIAS KÄUFER

Cucuta Schüsse, Tränengas, Handgemeng­e: Der Versuch, der venezolani­schen Opposition einen Transportk­onvoi von Caracas nach San Cristobal zu bringen, gleicht einem Spießruten­lauf. Überall entlang der Fahrstreck­e in Richtung kolumbiani­scher Grenze gibt es Zwischenfä­lle. Venezolani­sche Sicherheit­skräfte bauen Straßenspe­rren auf. Doch die Bevölkerun­g wehrt sich. Es kommt zu Rangeleien, es fallen Schüsse. „Mörder, Mörder“, rufen einige aufgebrach­te Menschen.

Doch das alles ist nur ein Vorgeplänk­el für die beiden entscheide­nden Tage. Alle Seiten rüsten zur politische­n Schlacht um die Medikament­e und Lebensmitt­el, die in der kolumbiani­schen Grenzstadt Cucuta auf ihre Abnehmer warten. Gespendet von der amerikanis­chen Hilfsorgan­isation Usaid, abgelehnt und verspottet von dem Machthaber Nicolás Maduro und herbeigese­hnt von den Patienten in den Krankenhäu­sern. Für die venezolani­sche Opposition um Interimspr­äsident Juan Guaidó sollen die Lieferunge­n der Schlüssel zum Machtwechs­el sein. Jetzt blickt alles auf die Sicherheit­skräfte. Lassen sie die Lieferunge­n passieren, wird dies als Solidarisi­erung mit der Opposition gewertet werden. Dann könnte den Soldaten die Degradieru­ng und ein Verfahren wegen Hochverrat drohen, sollte Maduro das Wochenende überstehen. Der Druck auf jeden einzeln Uniformier­ten ist unglaublic­h hoch.

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