Tage der Entscheidung in Venezuela
Kampf um Verteilung von Hilfsgütern
Cucuta Schüsse, Tränengas, Handgemenge: Der Versuch, der venezolanischen Opposition einen Transportkonvoi von Caracas nach San Cristobal zu bringen, gleicht einem Spießrutenlauf. Überall entlang der Fahrstrecke in Richtung kolumbianischer Grenze gibt es Zwischenfälle. Venezolanische Sicherheitskräfte bauen Straßensperren auf. Doch die Bevölkerung wehrt sich. Es kommt zu Rangeleien, es fallen Schüsse. „Mörder, Mörder“, rufen einige aufgebrachte Menschen.
Doch das alles ist nur ein Vorgeplänkel für die beiden entscheidenden Tage. Alle Seiten rüsten zur politischen Schlacht um die Medikamente und Lebensmittel, die in der kolumbianischen Grenzstadt Cucuta auf ihre Abnehmer warten. Gespendet von der amerikanischen Hilfsorganisation Usaid, abgelehnt und verspottet von dem Machthaber Nicolás Maduro und herbeigesehnt von den Patienten in den Krankenhäusern. Für die venezolanische Opposition um Interimspräsident Juan Guaidó sollen die Lieferungen der Schlüssel zum Machtwechsel sein. Jetzt blickt alles auf die Sicherheitskräfte. Lassen sie die Lieferungen passieren, wird dies als Solidarisierung mit der Opposition gewertet werden. Dann könnte den Soldaten die Degradierung und ein Verfahren wegen Hochverrat drohen, sollte Maduro das Wochenende überstehen. Der Druck auf jeden einzeln Uniformierten ist unglaublich hoch.