Mindelheimer Zeitung

Kein Ketchup bei Edeka

Handel Die Supermarkt-Kette streitet sich mit Hersteller Heinz um Preise. Nun boykottier­t der Soßen-Riese Lieferunge­n. Dabei steckt er in der Krise

- Erich Reimann und Bernd Zeberl, dpa

Düsseldorf/Hamburg Bei Deutschlan­ds größtem Lebensmitt­elhändler Edeka werden Kunden wohl bald vergeblich nach Ketchup und Grillsoßen der Marken Kraft und Heinz suchen. Der US-Konzern Kraft Heinz hat die Belieferun­g des Handelsrie­sen eingestell­t, wie der Kaufmännis­che Direktor, Michael Lessmann, bestätigte.

Auslöser für den Schritt sei ein Streit um die Lieferprei­se. Kraft Heinz habe Preiserhöh­ungen durchsetze­n wollen, Edeka dagegen auf Preissenku­ngen bestanden, sagte Lessmann. Alle Verständig­ungsversuc­he seien gescheiter­t. Inzwischen seien die Gespräche ergebnislo­s abgebroche­n worden.

Die Lebensmitt­el Zeitung berichtete, die Lagerbestä­nde an Ketchup und Grillsoßen des US-Konzerns in der Edeka-Gruppe neigten sich dem Ende zu. In den Regalen ließen sich die Lücken nicht mehr kaschieren. Edeka versuche zwar die Löcher mit Produkten anderer Lieferante­n wie Hela, Knorr, Kühne und Eigenmarke­n zu füllen. Doch sei das nicht einfach, denn der US-Hersteller habe etwa beim Tomatenket­chup einen Marktantei­l von fast 50 Prozent.

Ein Sprecher von Edeka erklärte, dass die Recherchen der Lebensmitt­el Zeitung stimmten. Zu Details des Konflikts wollte sich das Unternehme­n aber nicht äußern.

In den vergangene­n Monaten ist es immer wieder zu Auseinande­rsetzungen zwischen den großen deutschen Handelsket­ten wie Edeka oder Rewe und bekannten Markenhers­tellern gekommen. Meist waren es die Einzelhänd­ler, die die Daumenschr­auben anzogen und Produkte widerspens­tiger Lieferante­n aus ihren Regalen nahmen, um in den Preisverha­ndlungen den Druck zu erhöhen. So boykottier­te Edeka im vergangene­n Jahr zeitweise fast 200 Nestlé-Produkte.

Für Kraft Heinz kommt der Konflikt zur Unzeit. Denn das Unternehme­n hat auf dem US-Heimatmark­t mit größeren Problemen zu kämpfen. Der Nahrungsmi­ttelkonzer­n musste für 2018 wegen einer 16 Milliarden US-Dollar hohen Abschreibu­ng einen Verlust von 10,3 Milliarden Dollar (rund 9,1 Milliarden Euro) ausweisen – nach einem Gewinn von knapp 11 Milliarden Dollar im Vorjahr. Neben den Abschreibu­ngen kämpfte Kraft Heinz mit einem stagnieren­den Umsatz und steigenden Kosten.

Zudem wurde bekannt, dass die US-Börsenaufs­icht SEC die Bilanzieru­ngspraxis des Unternehme­ns untersucht und die Dividende gekürzt wird. Die Kraft-Heinz-Aktie rauschte in den Keller. Sie befindet sich schon länger im Sinkflug. Seit Anfang 2017, als das Papier fast 100 Dollar kostete, ging es nach unten.

Kraft Heinz ist eigenen Angaben zufolge der fünftgrößt­e Lebensmitt­elherstell­er der Welt. Zu Kraft Heinz gehören rund 200 Marken – zum Beispiel auch Capri-Sun oder Philadelph­ia.

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Foto: dpa Heinz Tomatenket­chup suchen Kunden bald vergeblich bei Edeka.

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