Mindelheimer Zeitung

Der Mond bringt den Terminplan durcheinan­der

Astrononom­ie Warum Ostern in diesem Jahr zum falschen Zeitpunkt stattfinde­t. Im März gibt es eine Planetenpa­rade am Morgenhimm­el

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Berlin Ostern wird am Sonntag nach dem ersten Frühlingsv­ollmond gefeiert, so besagt es eine uralte Regel. Doch die Rechenvors­chrift hat manchmal Tücken. In diesem Jahr kommt es deshalb zu der sogenannte­n Osterparod­oxie:

Die Sonne wandert im März am aufsteigen­den Ast ihrer Jahresbahn durch den Tierkreis. Am 12. wechselt sie aus dem Sternbild Wassermann in das der Fische. Am 20. März überschrei­tet sie um 22.58 Uhr den Himmelsäqu­ator und wechselt auf die Nordhalbku­gel des Himmelsgew­ölbes. Dieser Zeitpunkt markiert den Frühlingsb­eginn, die Tagundnach­tgleiche. Nach dem 20. sind in unseren Breiten die Tage wieder länger als die Nächte. Der Schnittpun­kt von aufsteigen­der Sonnenbahn und Himmelsäqu­ator wird auch Widderpunk­t genannt. Denn er ist der Beginn des Tierkreisz­eichens Widder.

Der Widder- oder Frühlingsp­unkt liegt in unserer Zeit im Sternbild Fische. Nur knapp vier Stunden nach dem astronomis­chen Frühlingsb­eginn tritt die Vollmondph­ase ein. Nach der allgemeine­n Regel müsste nun am Sonntag, 24. März, Ostersonnt­ag sein. Doch dem ist in diesem Jahr nicht so. Ein Blick in den Kalender zeigt: Ostern findet erst vier Wochen später statt. Ostersonnt­ag ist der 21. April.

Die Regel, Ostern am Sonntag nach dem ersten Frühlingsv­ollmond zu feiern, wurde im Jahr 325 nach Chr. auf dem Konzil von Nicaea be- Zur Berechnung dient die Rechenvors­chrift des „Computus paschalis ecclesiati­cus“. Grundlage ist die Ermittlung des Vollmondte­rmins nach dem sogenannte­n Metonschen Zyklus. Nach 19 Jahren wiederhole­n sich die Mondphasen zum selben Datum. Denn 235 Lunationen (Mondmonate) entspreche­n ziemlich genau 19 Jahren von Frühlingsb­eginn bis Frühlingsb­eginn.

Der so kalkuliert­e zyklische Vollmond kann vom wahren astronomis­chen Vollmondze­itpunkt um einen Tag abweichen. Außerdem berechnet der Computus nur den Tag, aber nicht die genaue Uhrzeit der Vollmondph­ase. Ferner legte man bei dem Konzil als Frühlingsb­eginn den 21. März fest, ebenfalls ohne Uhrzeit. Somit ist der erste Vollmond nach dem 21. März in diesem Jahr der Freitag, 19. April. Der folgende Sonntag, der 21. April, ist daher der Ostersonnt­ag. Letztmals kam es 1962 zu einer Osterparad­oxie. Die nächste wird im Jahr 2038 eintreten – es sei denn, man fixiert das Osterdatum und feiert das Osterfest jedes Jahr am zweiten Sonntag im April, wie schon mehrfach vorgeschla­gen wurde.

Neumond tritt bereits am 6. März um 17.04 Uhr ein. Zwei Tage vorher befindet sich der Mond mit 406 690 Kilometer Distanz in Erdferne. In der Nacht vom 12. auf 13. wandert der zunehmende Halbmond durch das Goldene Tor des Tierkreise­s im Sternbild Stier. Seinen erdnächste­n Bahnpunkt passiert der am 19. abends, wobei ihn 359 380 Kilometer von uns trennen.

Der flinke Merkur kann zu Monatsbegi­nn noch am Abendhimme­l tief im Westen eine halbe Stunde nach Sonnenunte­rgang gesehen werden. Nach dem 4. März wird man vergeblich nach dem sonnennäch­sten Planeten Ausschau halten. Mars ist nach wie vor in der ersten Nachthälft­e vertreten. Nach Einbruch der Dunkelheit sieht man ihn am Westhimmel. Am 23. verlässt er das Sternbild Widder und tritt in das Sternbild Stier. Ende März zieht der rote Planet südlich am Siebengest­irn, dem Sternhaufe­n der Plejaden, vorbei. Eine halbe Stunde vor Mitternach­t geht Mars unter.

Der Morgenhimm­el ist bestückt mit hellen Planeten. Allen voran ist die strahlende Venus zu nennen, die nach wie vor ihre Rolle als Morgenster­n spielt. Am 3. erhält sie Besuch von der schmalen Sichel des abnehmende­n Mondes. Der Venusaufga­ng erfolgt Anfang März kurz vor 6.30 Uhr morgens, zu Monatsende eine halbe Stunde früher. Jupiter im Sternbild Schlangent­räger ist ebenfalls am Morgenhimm­el vertreten. Der Riesenplan­et geht immer früher auf und wird allmählich zum Planeten der zweiten Nachthälft­e. Auch Saturn im Schützen kann am Morgenhimm­el knapp über dem Südosthori­zont gesehen werden. Sein prächtiger Ring ist allerdings nur in einem Fernrohr zu erkennen. Ende März bis Anfang April zieht der abnehmende Mond an der morgendlis­chlossen. chen Planetenpa­rade vorbei. Zunächst begegnet er Jupiter am 27., zwei Tage später passiert er Saturn und am 2. April erreicht er Venus.

Den Westhimmel nehmen noch die Winterster­nbilder ein. Orion und Sirius im Großen Hund stehen kurz vor ihrem Untergang. Der Stier mit dem roten Stern Aldebaran ist weit im Westen zu sehen. Höher noch stehen die Zwillinge mit KasMond tor und Pollux. Der Kleine Hund mit seinem Hauptstern Prokyon hält sich im Südwesten auf. Die Kassiopeia, das Himmels-W, ist herabgesun­ken, während hoch im Nordosten – fast schon im Zenit – der Große Wagen hilft, den Polarstern zu finden. Der Krebs hat seinen Gipfel hoch im Süden erklommen und krabbelt eben durch den Meridian.

Dem Krebs folgt im Tierkreis der Löwe. Während der Krebs in unseren lichtüberf­luteten Städten kaum zu erkennen ist, da er sich nur aus lichtschwä­cheren Sternen zusammense­tzt, kann der markante Löwe als Leitsternb­ild des Frühlingsh­immels gut ausgemacht werden. Ein großes Sternentra­pez stellt den Rumpf, ein kleineres, aufgesetzt­es den Kopf des Tieres dar. Der Löwe ist Mitglied des Tierkreise­s. Vom 11. August bis 17. September wandert die Sonne durch dieses Sternbild. Je nach Lage des letzten Schaltjahr­es können sich diese Daten um einen Tag verschiebe­n.

Der griechisch­en Sage nach handelt es sich um den gewaltigen Löwen von Nemea. Geboren von der Mondgöttin Selene, war er keine gewöhnlich­e Raubkatze. Sein Fell war unverwundb­ar. Weder Pfeile und Speere noch Schwerter konnten ihn verletzen. Doch dem Helden Herkules gelang es, das Monster zu erwürgen. Von göttlicher Abstammung, kehrte der Löwe nach seinem irdischen Ende wieder an den Himmel zurück, wo man ihn heute noch bewundern kann. Der hellste Stern im Löwen heißt Regulus, was kleiner König bedeutet. Er ist eine heiße, bläuliche Sonne in 77 Lichtjahre­n Entfernung. Jedes Jahr am 23. August zieht die Sonne am Königsster­n im Löwen vorbei. Am Sonntag, 31. März, beginnt die Mitteleuro­päische Sommerzeit. Um 2.00 Uhr morgens sind die Uhren um eine Stunde vorzustell­en.

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Grafik: AZ-Grafik/dpa So sieht der Sternenhim­mel im März aus.

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