Kommt ein Ski geflogen
Zwischenfall gefährdet Journalisten
Innsbruck Skispringen ist ein gefährlicher Sport. In erster Linie für die Springer. Am Freitag allerdings hätte es beinahe einen Ex-Springer erwischt. Martin Schmitt ist bei der Nordischen Ski-WM als Experte für Eurosport vor Ort. In Innsbruck werden am Bergisel an diesem Wochenende die Medaillen von der Großschanze vergeben. Im Vorfeld ereignete sich am Freitagvormittag ein Zwischenfall, der nur mit viel Glück glimpflich endete.
Beim Springen der Kombinierer war der Este Kristjan Ilves gestürzt. Ein Ski löste sich und schoss mit rund 80 Stundenkilometern den Gegenhang hoch, schanzte über die Kuppe und knapp an den dort postierten Journalisten von Eurosport vorbei. Als der erste Schreck gewichen war, kommentierte Schmitt das Geschehene: „So etwas sollte natürlich nicht passieren, zumal ja extra ein Sicherheitsnetz installiert wurde.“Dessen Maschen allerdings waren zu groß, der Ski flog ungebremst durch. Ursprünglich hatte es auch nur dazu dienen sollen, stürzende Springer abzufangen. Denn zwei Tage zuvor war der Norweger Thomas Aasen Markeng mit großem Schwung über die Bande gestürzt. Für die Qualifikation am Freitagnachmittag plünderten die Organisatoren kurzerhand das Innsbrucker Eisstadion. Dort montierten sie ein engmaschiges Netz ab, um es im Auslauf der Bergiselschanze wieder aufzuspannen. Zum Einsatz kam es nicht. Alle Springer samt zugehöriger Skier bremsten rechtzeitig ab. Das galt also auch für den Allgäuer Karl Geiger, der als Medaillenkandidat nach Innsbruck angereist war. Dieser Rolle wurde er in der Qualifikation mühelos gerecht. Der 26-jährige Oberstdorfer landete als Einziger jenseits der 130 Meter. Nur sein Mannschaftskollege Markus Eisenbichler war in der Endabrechnung um die Winzigkeit von 2,1 Punkten besser, da er bei schlechteren Windbedingungen gesprungen war. „Der Sprung war richtig geil, ich hatte ein megagutes Gefühl“, sagte Geiger. „Ich habe ihn voll durchgezogen.“
Wenn es am Samstag ab 14.30 Uhr um die WM-Medaillen geht, sind Geiger und Eisenbichler damit die heißesten Anwärter. Das Selbstvertrauen ist bei beiden groß. „Ich habe in den vergangenen Tagen echt gut trainiert und einige gute Sprünge gezeigt“, sagte Geiger. „Die Form passt. Ich muss schauen, dass ich konzentriert bleibe - und dann lassen wir es fliegen.“Sein Kollege Eisenbichler hörte sich ganz ähnlich an. „Die Form ist stabiler. Ich komme besser rein in die Spur, habe besser Kontakt zum Anlauf und kann mich dann besser rausdrücken“, gab er zu Protokoll. Hinter Eisenbichler und Geiger reihten sich Killian Peier (Schweiz) und der Weltcup-Seriensieger Ryoyu Kobayashi ein. Die weiteren Deutschen Richard Freitag und Andreas Wellinger landeten auf den Plätzen 14 und 15. Olympiasieger Wellinger, der in dieser Saison noch nicht zu überzeugen wusste, hatte überraschend den Vorzug vor Stephan Leyhe erhalten. Bundestrainer Werner Schuster begründete das so: „Andi weiß, wie man Medaillen gewinnt.“