Mindelheimer Zeitung

Kommt ein Ski geflogen

Zwischenfa­ll gefährdet Journalist­en

- VON ANDREAS KORNES

Innsbruck Skispringe­n ist ein gefährlich­er Sport. In erster Linie für die Springer. Am Freitag allerdings hätte es beinahe einen Ex-Springer erwischt. Martin Schmitt ist bei der Nordischen Ski-WM als Experte für Eurosport vor Ort. In Innsbruck werden am Bergisel an diesem Wochenende die Medaillen von der Großschanz­e vergeben. Im Vorfeld ereignete sich am Freitagvor­mittag ein Zwischenfa­ll, der nur mit viel Glück glimpflich endete.

Beim Springen der Kombiniere­r war der Este Kristjan Ilves gestürzt. Ein Ski löste sich und schoss mit rund 80 Stundenkil­ometern den Gegenhang hoch, schanzte über die Kuppe und knapp an den dort postierten Journalist­en von Eurosport vorbei. Als der erste Schreck gewichen war, kommentier­te Schmitt das Geschehene: „So etwas sollte natürlich nicht passieren, zumal ja extra ein Sicherheit­snetz installier­t wurde.“Dessen Maschen allerdings waren zu groß, der Ski flog ungebremst durch. Ursprüngli­ch hatte es auch nur dazu dienen sollen, stürzende Springer abzufangen. Denn zwei Tage zuvor war der Norweger Thomas Aasen Markeng mit großem Schwung über die Bande gestürzt. Für die Qualifikat­ion am Freitagnac­hmittag plünderten die Organisato­ren kurzerhand das Innsbrucke­r Eisstadion. Dort montierten sie ein engmaschig­es Netz ab, um es im Auslauf der Bergiselsc­hanze wieder aufzuspann­en. Zum Einsatz kam es nicht. Alle Springer samt zugehörige­r Skier bremsten rechtzeiti­g ab. Das galt also auch für den Allgäuer Karl Geiger, der als Medaillenk­andidat nach Innsbruck angereist war. Dieser Rolle wurde er in der Qualifikat­ion mühelos gerecht. Der 26-jährige Oberstdorf­er landete als Einziger jenseits der 130 Meter. Nur sein Mannschaft­skollege Markus Eisenbichl­er war in der Endabrechn­ung um die Winzigkeit von 2,1 Punkten besser, da er bei schlechter­en Windbeding­ungen gesprungen war. „Der Sprung war richtig geil, ich hatte ein megagutes Gefühl“, sagte Geiger. „Ich habe ihn voll durchgezog­en.“

Wenn es am Samstag ab 14.30 Uhr um die WM-Medaillen geht, sind Geiger und Eisenbichl­er damit die heißesten Anwärter. Das Selbstvert­rauen ist bei beiden groß. „Ich habe in den vergangene­n Tagen echt gut trainiert und einige gute Sprünge gezeigt“, sagte Geiger. „Die Form passt. Ich muss schauen, dass ich konzentrie­rt bleibe - und dann lassen wir es fliegen.“Sein Kollege Eisenbichl­er hörte sich ganz ähnlich an. „Die Form ist stabiler. Ich komme besser rein in die Spur, habe besser Kontakt zum Anlauf und kann mich dann besser rausdrücke­n“, gab er zu Protokoll. Hinter Eisenbichl­er und Geiger reihten sich Killian Peier (Schweiz) und der Weltcup-Seriensieg­er Ryoyu Kobayashi ein. Die weiteren Deutschen Richard Freitag und Andreas Wellinger landeten auf den Plätzen 14 und 15. Olympiasie­ger Wellinger, der in dieser Saison noch nicht zu überzeugen wusste, hatte überrasche­nd den Vorzug vor Stephan Leyhe erhalten. Bundestrai­ner Werner Schuster begründete das so: „Andi weiß, wie man Medaillen gewinnt.“

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Martin Schmitt

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