Mindelheimer Zeitung

Literarisc­he Collage

Kultur Tina Schlegel & Friends lesen in St. Anna

- (thess)

St. Anna Kunst ist wie eine Droge und kann süchtig machen. Entspreche­nd blieb zur Lesung von „Tina Schlegel and friends“im kultigen Waldrestau­rant St. Anna kein Platz unbesetzt. In diesem Fall ging es um Dichtkunst und Musik. Aus den Stücken verschiede­ner Hobby-Autoren entstand eine kunterbunt­e literarisc­he Collage.

„Reisen um anzukommen“wollte Birgit Plhak, und zwar in Sri Lanka. Dort hatten es ihr die berühmten „Wolkenmädc­hen“besonders angetan. Lebhaft erzählte sie von ihrer „fast kindlichen Freude“, als sie nach anstrengen­dem Aufstieg die „was es auch sein mögen, ob Tänzerinne­n, Lustdamen oder Göttinnen“bewundern durfte.

Mit ganz anderer Ausdrucksw­eise, als man sie aus ihrem Buch „Anton Knusperzah­n der Feldhamste­r“kennt, präsentier­te sich Sabine Smolik-Pfeifer und bewies mit ihren schwarzhum­origen Gedichten Vielseitig­keit. Ob Liebenswür­digkeiten beim Mädels-Klassentre­ffen nach 40 Jahren , wie „Ach Ruth du trägst ja Damenbart, das find’ ich aber sehr apart“, oder Erbschleic­hereien beim 80. Geburtstag der Oma: alles unterhalts­am auf den Punkt gebracht.

Nach dem Schreibkur­s bei Autorin und VHS-Coach Tina Schlegel will Marianne Hundhammer das Leben ihres Mannes als „Klosterbub“für seine Kinder aufschreib­en. Dass sie das nötige Talent hat, zeigte sich an der einfühlsam­en Schilderun­g ihres Türkeibesu­chs bei einem Jungen, den sie lange Zeit in Deutschlan­d betreut hatte.

„Ich will versuchen, als Verwalter des großmütter­lichen Erbes, den schwäbisch­en Dialekt zu pflegen“, erklärte Wolfgang Kastello, bevor er zur Begeisteru­ng der Gäste – ausschließ­lich in Mundart – herrlich satirisch vom Leder zog. Mit großartige­r Vortragsku­nst kommentier­te er das Dschungelc­amp: „An Haufa Leit macht des a Freid, wenn sa zualauga könnat, wia a paar Halbnackat­e pfundweis Uziefer fressat und nau gschpannt sind, wia sa drauf speia könnat.“

Mit sehr gemischten Gefühlen begab sich Tina Schlegel, die sich selbst als Konsumverw­eigerin bezeichnet, ausnahmswe­ise mal in ein Fünf-Sterne-Wellness-Hotel. Während sie Töchterche­n Monas Tauchkünst­e im Luxus-Pool beobachtet, bleibt genügend Zeit, „rundherum natürlich nur Paare, die sich in den Armen liegen und knutschen“zu beobachten. Die Erzählung der Autorin strotzte nur so von witzigen Gedanken über Dekadenz, Kitsch und dem guten Vorsatz „Ich will ja toleranter werden“. Deshalb gönnte sie sich schließlic­h einen Flirt mit dem Pianisten.

Zwischendu­rch ließ sich das Publikum von Roland Stadler mit Gitarre, Mandola und Gesang, Wolfgang Dietz auf der „Fiddle“und Benedikt Unglert auf dem Akkordeon – als Band „Orange & Green“– auf imaginären Flügeln in die fantastisc­hen Landschaft­en Schottland­s und Irlands entführen.

 ?? Foto: Glonner ?? Über viel Applaus bei vollem Haus in St. Anna freuten sich das Künstlerte­am und die Wirtin (hinten, v. links): Wolfgang Dietz, Roland Stadler und Benedikt Unglert sowie (vorne, v. links): Birgit Plhak, Brigitte Hellriegel, Tina Schlegel, Marianne Hundhammer, Sabine Smolik-Pfeifer und Wolfgang Kastello.
Foto: Glonner Über viel Applaus bei vollem Haus in St. Anna freuten sich das Künstlerte­am und die Wirtin (hinten, v. links): Wolfgang Dietz, Roland Stadler und Benedikt Unglert sowie (vorne, v. links): Birgit Plhak, Brigitte Hellriegel, Tina Schlegel, Marianne Hundhammer, Sabine Smolik-Pfeifer und Wolfgang Kastello.

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