Tanz um Leben und Tod
Eiskunstlauf Beim Schaulaufen des EKV Bad Wörishofen geht es um den Lauf des Lebens. Dafür hat Bettina Marz die Choreografie erstellt – und die perfekten Darsteller gefunden
Bad Wörishofen Die Skizzen nehmen ordentlich Platz ein: Wenn Bettina Marz ihre Ideen von einer Eiskunstlauf-Choreografie niederschreibt und -malt, dann kommen schon ein paar Blätter zusammen. Insbesondere dann, wenn die Choreografie das Schaulaufen des Eiskunstlaufvereins Bad Wörishofen betrifft. Denn dabei soll eine Geschichte erzählt werden, rund 130 Kinder und Jugendliche nehmen daran teil. Und Christel Weishaupt.
Sie ist mit 80 Jahren die älteste Eiskunstläuferin, die an der diesjährigen Show teilnimmt. Die gebürtige Landsbergerin, die seit einem halben Jahrhundert in Mindelheim lebt, hat das Schlittschuhlaufen noch auf dem Stausee ihrer Heimatstadt gelernt. Seit rund 25 Jahren ist sie Mitglied beim EKV Bad Wörishofen. „Und zum ersten und wohl auch letzten Mal habe ich eine so große Rolle“, sagt Christel Weishaupt über ihre Teilnahme am Schaulaufen. Dass sie den Part in der Show, die diesmal unter dem Motto „Lebenskreis – ein erfülltes Leben“steht, übernimmt, war nicht unbedingt klar.
Dabei liegt es weniger an ihrem läuferischen Können. Jahrelanger Eistanz sorgt dafür, dass Christel Weishaupt schön über das Eis gleitet. Vielmehr ist es das Thema des Schaulaufens. „Ich war mir nicht sicher, ob sie es macht. Immerhin ist es mitunter kein leichtes Thema. Sie wird dabei auch mit dem Tod konfrontiert“, sagt Trainerin und Choreografin Bettina Marz. Doch diesen einen großen Auftritt im vollen Eisstadion wollte sie sich dann doch nicht nehmen lassen.
Nun trainiert sie fleißig mit ihrer Eistanz-Partnerin Susanne Strehlow und natürlich auch mit Antonia Vögele. Die 16-Jährige wird die Hauptrolle inne haben in der Show, die den Werdegang von der Geburt bis zum Tod künstlerisch auf dem Eis illustrieren soll. „Zwei Mal pro Woche trainiere ich zurzeit dafür“, sagt sie. Schon oft hat sie beim Schaulaufen ihres Vereins mitgewirkt. „Danach ist man fast zu fertig, um noch zu feiern“, sagt sie. Doch der Applaus der Zuschauer und das Gefühl, etwas Neues einstudiert und letztlich auf das Eis gezau- bert zu haben, ist ein ganz besonderes. „Es macht Spaß, etwas Ästhetisches einzustudieren“, sagt sie.
Seit Sommer des vergangenen Jahres ist man beim EKV Bad Wörishofen mit dem Schaulaufen befasst. Zunächst musste das Thema überlegt werden. Dann wurde dazu eine Geschichte entwickelt. „Das ist ja das Besondere hier in Bad Wörishofen: Hier erzählen wir immer eine Geschichte, die sich durch das komplette Programm zieht“, sagt Marz. Die 39-Jährige hat seit über 20 Jahren den Trainerschein für Eiskunstläufer und ist maßgeblich für die Choreografie verantwortlich. „Ab Weihnachten werden die einzelnen Nummern einstudiert“, sagt sie. Sieben Trainer sind dann im Einsatz, um die zehn Gruppen mit insgesamt 130 Kindern an das von Bettina Merz entworfene Storyboard heranzuführen. „Die Geschichte entsteht meist über die Musik“, sagt sie. Die passenden Stücke suchte sich schon seit dem vergangenen Herbst. Dann werden sie geordnet und geschnitten. „Das ist wie ein Puzzle. Und das Thema diesmal, das Feld Leben, bietet ja alles. Es gibt kaum Musik, die nicht darauf in irgendeiner Form passt.“
Die Mutter zweier Kinder versucht dabei auch immer, den Wünschen der Läuferinnen zu entsprechen. Nur manchmal muss sie dann auch ein Machtwort sprechen. „Heuer wollte eine der Kleinsten unbedingt den Tod laufen. Sie wollte etwas Dramatisches“, sagt sie und lacht. „Aber das musste ich ihr ausreden.“Im Dezember wurden dann die Rollen verteilt, ab Januar hieß es Kostüme bestellen, Requisiten suchen, die Tänze einstudieren, den Text für den Sprecher schreiben, Sponsoren suchen und das Programmheft erstellen. Rund 80 Stunden wendet Marz allein für die Planung der Schaulaufens auf, das Training ist da noch nicht miteingerechnet. „Ohne das Mitwirken der anderen Trainer wäre es nicht machbar“, sagt sie.
Eine weitere Besonderheit sind die Gastläufer: Diesmal sind Gruppen vom ESV Türkheim und dem ESV Buchloe dabei. Außerdem gibt sich das Eistanzpaar Mia Lee Mayer und Tobias Huber vom EC Oberstdorf die Ehre. Das Paar ist zweimaliger bayerischer Nachwuchsmeister und startet auch bei internationalen Wettbewerben. Auch sie werden in die Geschichte über den „Lebenskreis“eingefügt.
Die Geschichte selbst handelt von einer alten Dame, die erschöpft nach Hause kommt. Sie setzt sich in ihren Ohrensessel und beginnt, in ihrem Fotoalbum zu blättern. Dabei erinnert sie sich mithilfe der Bilder an ihre schönsten, aber auch schlimmsten Lebensstationen zurück. Und ist dann bereit, den letzten Schritt zu gehen. „Es wird emotional“, sagt Bettina Marz, die eben diese Geschichte in ihrem Kopf durchgespielt und dann auf zahlreichen Blättern mit Kugelschreiber niedergeschrieben und skizziert hat.
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Schaulaufen Am Sonntag, 24. Februar, können sich die Besucher ab 15 Uhr in der Eisarena Bad Wörishofen davon überzeugen, dass sich der Aufwand und das viele Training gelohnt haben.
Christel Weishaupt (links) und Antonia Vögele haben tragende Rollen inne.