Mindelheimer Zeitung

Mein Kind findet, Regeln sind Verhandlun­gssache

- Sandra, Betriebswi­rtin, eine Tochter (6), ein Sohn (9) Karl, Lehrer, eine Tochter (18) und ein Sohn (17) Julia, Lehrerin, eine Tochter (10) und ein Sohn (14)

Gut zu argumentie­ren, ist eine große Stärke. Klar ist verhandeln erlaubt. Gerade, wenn man eine Sache auch mal schnell entscheide­t, einfach, um sie vom Tisch zu haben. Kommt dann zum Beispiel mein Sohn zu mir und sagt, „du, Mami, das war jetzt nicht fair“, dann reden wir auch darüber. Ich finde es doch super, wenn er lernt, für seine Belange einzustehe­n und zu argumentie­ren. Nicht umsonst bieten viele Schulen Debattierk­urse an. Das bedeutet aber natürlich nicht, dass ständig alles neu verhandelt wird. Es gibt auch Regeln, die stehen einfach fest.

Regeln sind bei Spielen wichtig, sonst funktionie­ren sie nicht. Und so ist es im Leben auch , finde ich. Regeln, das sind die Leitplanke­n, an denen sich Kinder weiterhang­eln können. Und sie vereinfach­en halt auch das Zusammenle­ben. Deswegen warne ich vor Ausnahmen. Da macht man sich vieles kaputt, was man sich vorher mühsam erarbeitet hat.

Ich bin auch mal nachgiebig. Erziehung, das ist in meinen Augen eine Mischung aus Regeln, die nicht verhandelt werden, und solchen, die verhandelt werden können. Handy-nutzung, Fernsehen, Schlafenge­hen in den Ferien, solche Sachen können bei uns schon mal diskutiert werden. Da gebe ich zwar die Linie vor, bin aber auch mal nachgiebig. Die kleine Schwester aber zum Beispiel beim Baden ordentlich untertauch­en, weil sie einen geärgert hat, das geht nicht. Andere Eltern sehen so etwas vielleicht lockerer und sind dafür wiederum in anderer Hinsicht strenger. Das Wichtigste ist in meinen Augen immer, dass mein Kind das Gefühl hat, seine Einwände werden gehört. Anderersei­ts sage ich zu meinen Kindern immer: Wenn ich euch alles erlauben würde, wärt ihr mir nicht wichtig.“ » Auch Ihnen brennt eine Erziehungs­frage auf den Nägeln? Dann schreiben Sie uns unter Familie@augsburger-allgemeine.de. Die Kolumne betreuen die Redakteuri­nnen Doris Wegner und Stefanie Wirsching, beide Mütter und Autorinnen des Buches „Supermütte­r“(erhältlich bei den Service-Partnern unserer Zeitung).

 ??  ?? Sie hatten es sich so schön vorgestell­t. Ein paar klare Regeln aufstellen und das Familienle­ben funktionie­rt praktisch von allein. Nun müssen Sie ernüchtert feststelle­n, dass Ihr Kind über Regeln geschickt verhandelt wie auf einem Basar – beziehungs­weise stoisch ignoriert. Natürlich gibt es einen Unterschie­d zwischen einem Ellbogen auf dem Tisch und dem Zu-spät-nach-Hause-Kommen, aber eine Frage bleibt: Wie konsequent muss ich meine Vorstellun­gen durchsetze­n? Oder ist Erziehung tatsächlic­h auch ein Basar?
Sie hatten es sich so schön vorgestell­t. Ein paar klare Regeln aufstellen und das Familienle­ben funktionie­rt praktisch von allein. Nun müssen Sie ernüchtert feststelle­n, dass Ihr Kind über Regeln geschickt verhandelt wie auf einem Basar – beziehungs­weise stoisch ignoriert. Natürlich gibt es einen Unterschie­d zwischen einem Ellbogen auf dem Tisch und dem Zu-spät-nach-Hause-Kommen, aber eine Frage bleibt: Wie konsequent muss ich meine Vorstellun­gen durchsetze­n? Oder ist Erziehung tatsächlic­h auch ein Basar?

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