Ski-Wanderer stirbt im Allgäu unter einer Lawine
Alpen Es herrschte die niedrigste Warnstufe. Ein weiterer Mann wird noch vermisst
Schwangau/Reutte Es war ein Unglück, das kaum vorhersehbar war: Obwohl am Wochenende in den Ammergauer Bergen nur Lawinenwarnstufe 1 (geringe Gefahr) herrschte, ist es dort am Samstag zu einem tödlichen Unglück gekommen. Eine Gleitlawine hat sechs Skitourengeher erfasst. Dabei kam ein 42-jähriger Mann aus dem Landkreis Cham (Oberpfalz) ums Leben. Vermutlich dürfte es ein weiteres Lawinenopfer geben. Denn die Schneemassen haben auch einen 43-Jährigen unter sich begraben, der ebenfalls aus der Chamer Gegend stammt. Bis gestern Abend haben Rettungskräfte den Mann noch nicht gefunden. Die Chance, dass er das Lawinenunglück überlebt hat, gehen gegen Null, sagte ein Mitarbeiter der Bergwacht.
Die Lawine war am Samstag gegen 14.20 Uhr unterhalb der Schäferblasse (1764 Meter) abgegangen. Der Gipfel liegt nahe der österreichischen Grenze auf deutschem Gebiet und gehört zur Gemeinde Schwangau (Ostallgäu). Bei dem Schneebrett handelte es sich um eine Gleitlawine. Diese entsteht durch einen großflächigen Reibungsverlust zwischen der Schneedecke und dem Untergrund aufgrund von Wasser. Wird das Gleiten schneller, entwickelt sich eine Lawine, die jederzeit abgehen kann. In der Nacht zum Samstag hatte es in den Ammergauer Bergen geregnet.
Die zirka 300 Meter breite Lawine teilte sich in drei Arme und türmte sich am Ende bis zu acht Meter hoch auf. Ein Lawinenarm davon erfasste die sechs Skitourengeher, von denen drei unverletzt geblieben sind. Die beiden Männer aus dem Landkreis Cham wurden verschüttet, ein 37-Jähriger aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen erlitt schwere, aber nicht lebensgefährliche Verletzungen.
Etwa 70 Rettungskräfte mussten in das Suchgebiet geflogen werden, weil die von Reutte aus in das Gebiet führende Plansee- und Ammerwaldstraße wegen hoher Lawinengefahr seit Tagen gesperrt ist. Auch von der Allgäuer Seite aus gab es kein Durchkommen in dem unwegsamen Gebiet.
Am Sonntag wurde die Suche nach dem Vermissten fortgesetzt. Aufgrund der nach wie vor hohen Lawinengefahr wurden ausschließlich acht Polizeibergführer aus Bayern und ein Alpinbeamter der Polizei Reutte in den Bereich geflogen, in dem man einen Skistock und weitere Utensilien des Vermissten gefunden hatte. Auch ein Suchhund war vor Ort. „Das Problem ist die Substanz des Schnees. Der ist steinhart“, sagte Füssens Polizei-Chef Edmund Martin. Deshalb wurde eine spezielle Dampfsonde aus St. Johann/Kitzbühel angefordert, die die Suche in tieferen Schneeschichten ermöglicht. Stellenweise sei der Schnee drei Meter tief.
Gegen 18 Uhr wurde die Suche nach dem Vermissten schließlich abgebrochen. An diesem Montag sollen am Lawinenkegel, also außerhalb des unmittelbaren Gefahrenbereichs, behutsam Schneeschichten abgetragen werden.