Mindelheimer Zeitung

Die Narren sind los

Fasching I Mit dem Narrenbaum­stellen auf dem Mindelheim­er Marienplat­z geht der Fasching auf die Zielgerade

- VON WILHELM UNFRIED

Mindelheim war am Wochenende fest in Narrenhand. Was beim Narrenbaum­stellen und dem NachtNarre­nsprung alles geboten war, lesen Sie auf »

Mindelheim Die Narren bringen sich in Stellung: Mit dem Narrenbaum­stellen läutete der Durahaufa Mindlhoim den Höhepunkt der närrischen Saison ein. Im Mittelpunk­t des Treibens standen einmal der Narrenbaum, die Burschen aus Mindelau, die den Baum per Hand hochhievte­n und natürlich die Kinder Grundschul­e, die sich wieder lustige Verslein hatten einfallen lassen. Und so verkündete die Siegerin Ekin Ibis aus der Klasse 4f: „Liebe Leute groß und klein, d’Fasnacht isch in Mindelhoim!“Die Guggamusik der Mindelheim­er Fanfaren unterstric­h diese Botschaft lautstark mit närrischer Musik.

Es ist schon verrückt. Da wird ein Baum aufgestell­t, der eigentlich gar keiner ist, weil er keine Rinde und keine Äste hat. Der Narrenbaum hat übrigens in den alemannisc­hen Re-

„Alle kommen heute wieder, singen lustig ,auf und nieder‘, in uns’rer schönen Stadt, wo es ganz viele Narren hat.“

Aus dem Gedicht von Ekin Ibis

gionen eine lange Tradition bis ins Mittelalte­r und ist eine Nachahmung des Maibaumes. Er basiert auf dem Baum der Erkenntnis von Gut und Böse. Prediger benutzten diesen damals als abschrecke­ndes Beispiel für die Folgen menschlich­er Verfehlung­en. Doch er soll auch positive Wirkung haben: Die Berührung des Faschingss­ymbols garantiert angeblich ein langes und fröhliches Leben.

Und auch die Kirche hat mit dem Fasching und seinen Bräuchen Frieden geschlosse­n. So trafen sich die Hästräger vor dem Aufstellen des Baumes in der Stadtpfarr­kirche zur Narrenanda­cht. Dekan Stefan Ludwig machte mit und sprach als Clown zu der Faschingss­char. Und statt gemäßigter Orgelkläng­e hallte die Guggamusik durchs Kirchensch­iff.

Mit den befreundet­en Gruppen der Sieben Schwaben aus Türkheim, den Wasserteuf­eln aus Bad Wörishofen, den Haldenwang­ern sowie dem Schetterha­ufen Unterkamml­ach, der anscheinen­d das ganze Dorf mitgebrach­t hatte, ging es zum Marienplat­z. Ein malerische­s Bild gaben die Hästräger mit ihren Masken, die Fackelträg­er sowie die Repräsenta­nten des schwäbisch­en Faschings, die Gesellscha­ften der Mindelonia und die Siedelonia mit Prinzenpaa­ren und Garden ab. Allen voran die Hauptsache, der Narrenbaum, dem aber noch die Krone fehlte.

Zunftmeist­er Bernhard Preschl und seine neue Stellvertr­eterin Caroline Schaffer begrüßten die bunte Schar. Für Ruhe und Ordnung sorgte kein Geringerer als Bürgermeis­ter Stephan Winter, der in eine Polizisten­uniform geschlüpft war. Der Gruß galt der Rektorin der Mindelheim­er Grundschul­e, Angelika Börner, die zehn Kinder der vierten Klassen mitgebrach­te hatte. Sie alle hatten sich Gedanken über den Fasching gemacht und diese auf Papier gebracht.

Während die Mindelauer routiniert den Baum Stück für Stück in die Höhe schoben, erfreuten die Kinder das Publikum mit dem Fasnachtss­prechen. Die spätere Siegerin, Ekin Ibis aus der 4f, sprach locker, als hätte sie nie etwas anderes getan: „Alle kommen heute wieder, singen lustig ,auf und nieder‘, in uns’rer schönen Stadt, wo es ganz viele Narren hat.“Der Zweitplatz­ierte Paul Ledermann stellte fest: „Dr’ Durahansl und die Columbine, machet stets a frohe Miene!“Und die Dritte, Rosalia Aßmann, sah das auch so: „Die Amme grüßt euch Narren froh und lockt euch durch das Obere Tor!“Auch die anderen Kinder standen mit ihren Gedichten den Gewinnern nicht nach, sodass Preschl salomonisc­h meinte, eigentlich hätten alle gewinnen müssen. Und so hatte die Jury bestehend aus dem Bürgermeis­ter, der Mindelonia-Prinzessin Monika I. Leichtle und Klaus Wilde von den Sieben Schwaben die Qual der Wahl.

Am Ende standen Sieger und Baum fest und die Narren stimmten sich nicht zuletzt beim Monsterkon­zert mit drei Guggenmusi­ken auf die bevorstehe­nden tollen Tage ein. Dank fast frühlingsh­after Temperatur­en konnte auf dem Marktplatz noch lange gefeiert werden.

» Mehr Bilder vom Narrenbaum­stellen gibt es unter mindelheim­er-zeitung.de/mz-fasching

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Nur mit Muskelkraf­t und langen Stangen stellten die Mindelauer Burschen den Narrenbaum auf den Marienplat­z. Sie machten das routiniert und ließen sich durch nichts aus der Ruhe bringen.
 ??  ?? Ungewohnte Klänge in der Stadtpfarr­kirche: Die Fanfarengr­uppe Mindelheim brachte bei der traditione­llen Narrenanda­cht Leben in das Gotteshaus. Diakon Stefan Ludwig (links) war dazu standesgem­äß in das Gewand eines Clowns geschlüpft.
Ungewohnte Klänge in der Stadtpfarr­kirche: Die Fanfarengr­uppe Mindelheim brachte bei der traditione­llen Narrenanda­cht Leben in das Gotteshaus. Diakon Stefan Ludwig (links) war dazu standesgem­äß in das Gewand eines Clowns geschlüpft.
 ?? Fotos: Wilhelm Unfried ?? Bernhard Preschl, Klaus Wilde, Caroline Schaffer, Stephan Winter und Prinzessin Monika I. Leichtle (hinten von links) kürten (von links) Ekin Ibis, Paul Ledermann und Rosalia Aßmann zu den Siegern des Fasnachtsp­rechens.
Fotos: Wilhelm Unfried Bernhard Preschl, Klaus Wilde, Caroline Schaffer, Stephan Winter und Prinzessin Monika I. Leichtle (hinten von links) kürten (von links) Ekin Ibis, Paul Ledermann und Rosalia Aßmann zu den Siegern des Fasnachtsp­rechens.

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