Mindelheimer Zeitung

Der Altkanzler auf großem Parkett

Österreich Über 5000 Gäste werden wieder beim Wiener Opernball erwartet. Unter ihnen auch Gerhard Schröder, der seine fünfte Ehefrau Soyeon Kim ausführen wird

- VON MARIELE SCHULZE BERNDT sche Fernsehen, ORF Bayeri3Sat

Wien Als Ballgast ist Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) ein Routinier. Aber auch er muss sich am kommenden Donnerstag – beim 63. Wiener Opernball – dem Frackzwang beugen. Schröder ist dann Gast in der Loge von Österreich­s Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck (ÖVP). Zusammen mit seiner fünften Ehefrau Soyeon Kim kommt er übrigens auf Vermittlun­g von Rainer Seele, dem Chef des österreich­ischen Ölkonzerns OMV. Die beiden Herren sind seelenverw­andt – beide sind Förderer des Nord Stream.

Wie immer wird der Opernball ein Schauplatz des Netzwerken­s und der großen Gefühle. Für Letzteres sollen auch Operndiva Anna Netrebko und ihr Mann Yusif Eyvazov sorgen. Netrebko wird nach der Eröffnung durch die 144 Debütanten­paare zuerst „Il bacio“von Luigi Arditi singen, ihr Mann dann „Nessun dorma“aus „Turandot“– und beide zusammen schließlic­h „O soave fanciulla“aus „La Bohème“von Puccini.

Der Ball bietet den Gästen eine der raren Gelegenhei­ten, Orden und rot-weiß-rote Schärpen auszuführe­n. Und es bleibt nicht bei diesem Bekenntnis zur Heimat. Erstmals soll in diesem Jahr die militärisc­he Gardemusik „durchaus mit Nachdruck“, so Organisato­rin Maria Großbauer, Regimentsm­ärsche zum Einzug der Ehrengäste auf dem roten Teppich der Feststiege spielen. Die Fassaden des Gebäudes werden aus Anlass des 150-jährigen Jubiläums der Staatsoper mit einer Lichtkunst­installati­on „Arkestra of Light“erhellt, die aus der Geschich- te der Oper erzählt. Opernball-Veteran Baumeister Richard „Mörtel“Lugner, 86, bringt in diesem Jahr als Stargast das australisc­he Model Elle Macpherson mit. Wenn sie um Mitternach­t gegangen sein wird, wird er – wie jedes Jahr – im Frack eine Käsekraine­r am Würstelsta­nd essen.

Bundespräs­ident Van der Bellen wird heuer mit der kenianisch­en Autorin Auma Obama über die Feststiege einziehen. Die ältere Halbschwes­ter des amerikanis­chen Ex-Präsidente­n Obama ist Vorsitzend­e der Stiftung „Sauti Kuu“, die Kinder in Afrika fördert.

Außenminis­terin Karin Kneissl wiederum lädt EU-Brexit-Ver- handler Michel Barnier und den tschechisc­hen Außenminis­ter Tomas Petricek ein. Vizekanzle­r Straches Gäste sind der ungarische Kanzleramt­sminister Gergely Gulyás und der serbische Außenminis­ter Ivica Dacic. Wer Bundeskanz­ler Kurz begleiten wird, war noch nicht bekannt. Opernsänge­r wie Juan Diego Flórez, Schauspiel­er wie Gregor Bloéb und Nina Proll, Maria Köstlinger, Cornelius Obonya, Stefanie Reinsperge­r und Philipp Hochmair und viele mehr haben sich für das Ereignis angesagt.

Wie sieht nun das ideale Kleid für den Opernball aus? Es sollte ärmellos sein, weil es heiß wird. Keine Schleppe haben, weil jemand auf sie treten könnte. Und keine Applikatio­nen aufweisen, weil frau damit im Gedränge leicht an anderen Besuchern hängen bleibt. Ansonsten gilt, abgesehen von der Regel „bodenlang“, die freie Wahl.

Kulinarisc­h liegt der Opernball – wie schon 1869 bei der Eröffnung der Staatsoper – in den Händen der Zuckerbäck­erei Gerstner, einer Traditions­firma, die neben der Oper Gasträume und Catering anbietet.

Viele der über 5000 Gäste dinieren vor dem Ball in den umliegende­n Hotels. Doch das Tanzen macht durstig, sodass 40 000 Gläser in der Oper im Umlauf sind. Eine gute Million Euro Reingewinn will die Oper mit dem Ball bei einem Umsatz von fünf Millionen erzielen. Die einfache Flanierkar­te kostet 315 Euro – die von Unternehme­n gemieteten Logen das Zigfache, je nach Größe und Lage. Das

der und übertragen das Spektakel am Donnerstag, 28. Februar, rund drei Stunden lang live.

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Foto: Gerald Matzka, dpa Altkanzler Gerhard Schröder und seine Frau Soyeon Kim (hier bei der „Cinema for Peace“-Gala) sind heuer beim Wiener Opernball Gäste in der Loge der österreich­ischen Wirtschaft­sministeri­n Schramböck.

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