Mindelheimer Zeitung

Deutscher Triumphzug geht weiter

Nordische Kombinatio­n Eric Frenzel und Fabian Rießle bescheren Bundestrai­ner Weinbuch im Teamsprint die 20. Goldmedail­le bei Großereign­issen. Und ein Ende ist nicht in Sicht

- VON THOMAS WEISS

Seefeld Ein Satz, geäußert ganz am Ende dieses Interview-Marathons, könnte der Winterspor­t-Welt – wohlgemerk­t außerhalb Deutschlan­ds – wieder so etwas wie einen kleinen Hoffnungss­chimmer geben. „Es wird irgendwann auch mal so sein, dass es bei uns nicht so klappt“, sagte Bundestrai­ner Hermann Weinbuch gestern nach der nächsten Gold-Medaille für sich und sein Team. Eric Frenzel und Fabian Rießle hatten den Teamsprint mit einem Start-Ziel-Sieg einmal mehr dominiert und die Frage aufgeworfe­n, ob diese deutschen Kombiniere­r in absehbarer Zeit überhaupt zu bezwingen sind. Doch Weinbuch wollte keine Zugeständn­isse machen. „Dieses Team wird immer kämpfen bis zum Schluss.“Auch wenn es mal nicht so laufe, sagte Weinbuch und meinte vermutlich die zur Regel gewordenen Tage vor Großereign­issen, dann würden seine Schützling­e den Glauben an sich selbst und das Vertrauen ins Trainertea­m hervorkram­en, um letztlich aus jedem noch so tiefen Loch herauszuko­mmen.

Eric Frenzel ist diesbezügl­ich sein Musterschü­ler. Ohne Spitzenres­ultat in dieser Saison war der 30-Jährige vom SSV Geyer nach Seefeld gereist, an einen Ort, den er im Weltcup schon 13 Mal als Sieger verlassen hatte. Verlässt er Seefeld jetzt als großer WM-Triumphato­r? Nach der Hälfte der Wettbewerb­e deutet vieles darauf hin, dass Frenzel dem Vierfach-Sieger von Lahti, dem beim Teamsprint aussortier­ten Johannes Rydzek, mit der maximalen Medaillena­usbeute folgen könnte. Schließlic­h geht’s für Frenzel und alle anderen ab dem heutigen Montag auf die kleinere Toni-SeelosScha­nze in Seefeld. „Die liegt mir schon noch besser“, kündigte Frenzel fast bedrohlich an.

Das gute Gefühl half Frenzel nach seinem Erfolg beim ersten Einzelwett­kampf am Freitag auch beim gestrigen Teamsprint. Mit einem Sprung auf 130 Metern legte Frenzel den Grundstein zum Sieg, Rießle war mit 128 Metern nur geringfügi­g schlechter. Das als besonders laufstark geltende Duo aus Sachsen und dem Schwarzwal­d ging also mit acht Sekunden Vorsprung auf Japan, 22 Sekunden auf Österreich und 27 Se- kunden auf Norwegen in die Loipe. „Unsere Taktik ist perfekt aufgegange­n“, freute sich Weinbuch, der sein Duo davor gewarnt hatte, dass die Verfolger sich nach und nach im Windschatt­en nach vorne kämpfen und den Deutschen den Sieg doch noch streitig machen könnten. Weit gefehlt. Rießle und Frenzel fanden die Feindosier­ung ihrer Reserven, ließen den Vorsprung selten unter 15 Sekunden schmelzen und hatten in den Schlussrun­den noch genügend Luft, um den sechsten deutschen WM-Triumph in Folge über die Ziellinie zu retten – vor Norwegen (8,2 Sekunden Rückstand) und Österreich (9,2).

Frenzel und Rießle brüllten ihre Freude in die Kameras, herzten sich und gaben sich auch in den zahlreiche­n Interviews danach einträchti­g. Der 28-jährige Rießle dankte seinem zwei Jahre älteren Teamkolleg­en: „Effe hat da am Freitag voll einen runtergezi­mmert. Das hat dem ganzen Team Auftrieb gegeben.“Die Devise lautete: Wenn Frenzel das kann, können es die anderen auch, so Rießle. Frenzel sprach von einem „unglaublic­hen Tag“und von einem „fantastisc­hen zweiten Wettkampf“für ihn. Der dreifache Familienva­ter Frenzel baute seine Erfolgsbil­anz damit weiter aus. Mit seinem siebten Titel und seiner insgesamt 14. Medaille ist Frenzel der erfolgreic­hste Kombiniere­r der WM-Geschichte.

Die nach dem Einzel ausgemuste­rten Oberstdorf­er Johannes Rydzek und Vinzenz Geiger beobachtet­en das Rennen vom Zuschauer-Bereich aus. Sie werden bei den beiden verbleiben­den Wettbewerb­en von der Normalscha­nze am kommenden Donnerstag (Einzel) und Samstag (Staffel) wieder mit von der Partie sein.

Weinbuch rang unmittelba­r im Ziel um Worte: „Ich bin wieder sehr bewegt und überglückl­ich, dass wir wieder Gold gewonnen haben“, sagte der 58-Jährige, der in seiner 26-jährigen Karriere als verantwort­licher Trainer seine 20. Goldmedail­le bei Großereign­issen feierte. Und es soll nicht die letzte sein: „Ich denke, die schwierigs­te Hürde haben wir überwunden. Jetzt heißt es, die Spannung aufrechtzu­erhalten.“Für Norweger, Österreich­er und Japaner klang das nicht wirklich gut ...

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Foto: Ralf Lienert. Die Freude ihrer Zahnärzte: Teamsprint-Weltmeiste­r Fabian Rießle und Eric Frenzel, der bereits Einzel-Gold gewonnen hat.

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