Mindelheimer Zeitung

Kirchenleu­te reden über Verbrechen

Eine Umarmung kann schön sein. Wenn man sie aber gar nicht will, ist sie ziemlich unangenehm. Nun hat der Papst wegen dieses Themas ein Treffen einberaumt

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Mit einer Kindergrup­pe ins Ferienlage­r fahren. Oder mit den Messdiener­n einen Ausflug machen. Kirchen veranstalt­en viele Dinge, die Kindern Spaß machen. Doch es gibt auch Fälle, in denen Kinder von Kirchenleu­ten nicht gut behandelt wurden. Vor einigen Jahren schon kam heraus: Zum Beispiel in Schulen und Internaten, die zur katholisch­en Kirche gehören, wurden Kinder missbrauch­t.

Missbrauch­t heißt zum Beispiel: Die Kinder wurden von Erwachsene­n eklig angefasst. Oder sie wurden umarmt, obwohl ihnen die Umarmung keinen Spaß machte. Viele Leute waren damals sehr erschrocke­n, als sie von diesen Verbrechen hörten. Und auch in der Kirche fragten sich die Leute: Wie konnte das passieren? Und wie können wir verhindern, dass so etwas noch mal vorkommt?

Um genau diese Frage ging es gerade bei einem großen Treffen im Vatikan in der Stadt Rom. Der Chef der katholisch­en Kirche hat die wichtigste­n Kirchenleu­te dazu eingeladen. Der Chef ist Papst Franziskus. So ein Treffen hat es bisher noch nicht gegeben. „Das Volk Gottes schaut auf uns“, sagte der Papst zu Beginn deshalb.

Was will die Kirche nun gegen Missbrauch unternehme­n? Der Papst legte eine Liste mit Ideen vor. Dort steht zum Beispiel drauf, was genau gemacht werden muss, wenn ein Verdacht aufkommt.

Missbrauch passiert nicht nur in der Kirche. Auch in Familien, Vereinen oder der Schule kann so etwas passieren, weiß Fachfrau Lena Gonzalez Batista. Sie kann auch erklären, warum es so lange gedauert hat, bis der Missbrauch in der Kirche bekannt wurde. Einer der Gründe: Oft fällt es den Kindern schwer, darüber zu reden, was ihnen passiert ist.

„Der Täter oder die Täterin gibt den Kindern das Gefühl, selbst mitgemacht zu haben“, sagt sie. „Und wer sich schuldig fühlt, hält meist den Mund.“Die Fachfrau rät, sich an einen Erwachsene­n zu wenden, dem man vertraut. „Das ist kein Petzen, das ist Hilfe holen – und Hilfe holen ist cool.“

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Foto: Vincenzo Pinto/AFP/dpa Papst Franziskus hat wichtige Kirchenleu­te eingeladen, um mit ihnen über das Thema Missbrauch zu sprechen.

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