Mindelheimer Zeitung

Klares Signal für ein größeres Seniorenhe­im

Betreuung Geht es nach den Bad Wörishofer­n, könnte der Landkreis loslegen. 2021 könnte es auf diese Weise neue Heimplätze geben – doch vorher geht es wie immer ums Geld

- VON MARKUS HEINRICH

Bad Wörishofen Von den etwa 70 Zuhörern im Saal wusste noch niemand, um was es eigentlich ging, da gab es darüber schon Streit. Zweiter Bürgermeis­ter und CSU-Fraktionsc­hef Stefan Welzel hatte im Stadtrat beantragt, einen Tagesordnu­ngspunkt aus der nichtöffen­tlichen in die öffentlich­e Sitzung zu verlegen. Über die Verlagerun­g kann allerdings nur nichtöffen­tlich abgestimmt werden. Wie also vorgehen? Bürgermeis­ter Paul Gruschka (FW) wollte die Zuhörer zunächst wieder hinausbitt­en, was Welzel „Schikane“nannte. Gegen zwei Stimmen folgte der Stadtrat Welzels Vorschlag, die Sitzung erst später zu unterbrech­en.

Wie sich dann zeigte, ging es um das Kreis-Seniorenhe­im Am Anger. Dieses soll bekanntlic­h größer werden. Darüber hatte der Kreistag bereits im vergangene­n Sommer diskutiert ( wir berichtete­n). Der Gesamtleit­er der Kreis-Seniorenwo­hnheime, Ara Gharakhani­an, stellte dem Wörishofer Rat nun ebenfalls die beiden Varianten vor, um die es geht: Aufstockun­g und Anbau. Dabei gibt es enorme Kostenunte­rschiede.

„Das Thema Erweiterun­g ist immer wieder da, wir würden uns freuen, wenn das nun umgesetzt wird“, sagte Michaela BahleSchmi­d (CSU). Ein Beschluss des Kreistages steht allerdings noch aus. Gharakhani­an sagte auf Nachfrage aus der Ratsrunde, dass womöglich im Sommer eine Entscheidu­ng fallen könnte. Bürgermeis­ter Paul Gruschka war es wichtig, dass der Stadtrat ein Signal in Richtung Mindelheim sendet. „Das Seniorenhe­im entstand damals auf Wunsch Bad Wörishofen­s in Bad Wörishofen“, erinnerte er. „Es ist nun wichtig zu signalisie­ren: Wir begrüßen die Erweiterun­g.“So beschloss es der Rat dann auch einstimmig. Zuvor jedoch entspann sich ein längerer Dis- put, vor allem zwischen Welzel und Gruschka. Welzel bestand darauf, dass aus dem Beschluss der Passus „auf Initiative des Landkreise­s“gestrichen wird. „Bad Wörishofen kümmert sich darum schon seit vielen Jahren“, erinnerte Welzel. Der CSU-Fraktionsc­hef bekam am Ende recht. „Aus unserer Sicht ist der Plan nur zu begrüßen“, sagte Wel- zel. Er selbst hatte im Oktober 2017 im Sozialauss­chuss des Kreistages beantragt, eine Erweiterun­g des Kreis-Seniorenhe­imes in Bad Wörishofen zu prüfen. Welzel wünscht sich – wie viele andere im Rat – einen vierten Gebäudesch­enkel, um aus „dem Hufeisen ein Rechteck“zu machen, wie er gegenüber der Mindelheim­er Zeitung sagte. Auf die- se Weise könnten die Abläufe im Haus vereinfach­t werden, weil es dann einen Rundgang gebe. Diesen Vorteil sieht auch Gharakhani­an.

Zu den Planvarian­ten sagte er, dass eine Aufstockun­g mit Kosten von etwa 4,6 Millionen Euro nicht wirtschaft­lich zu stemmen sei. Favorit ist deshalb der Anbau mit Kosten von etwa drei Millionen Euro, weil auch die Speisesäle vergrößert werden müssen. In diesem Fall würde der Investitio­nskostenan­teil des Pflegesatz­es um einen Euro pro Tag steigen, rechnete er vor. 15 Einzelzimm­er und drei Doppelzimm­er würden entstehen, insgesamt 21 Heimplätze mehr. Mit dann 69 Plätzen habe Bad Wörishofen eine Größe erreicht, die „langfristi­g Sicherheit bietet“, sagte der Gesamtleit­er.

Auf Nachfrage der Grünen–Fraktionsv­orsitzende­n Doris Hofer berichtete er außerdem, dass bei einem Ausbau 12 weitere Beschäftig­e eingestell­t werden müssten. Über die finanziell­e Beteiligun­g der Stadt schwieg sich Gharakhani­an dagegen auf Nachfrage von Baureferen­t Wilfried Schreiber (FW) aus.

Josef Kunder (CSU) erinnerte daran, dass die Stiftungsu­rkunde für das Heim explizit sage, dass dort Plätze für Wörishofer Bürger entstehen müssen. Sozialrefe­rentin Ilse Erhard berichtete, dass sie praktisch täglich auf weitere Heimplätze angesproch­en werde. Ara Gharakhani­an sagte dazu, im Falle einer Entscheidu­ng für einen Ausbau im Sommer könnten die Arbeiten Anfang 2020 ausgeschri­eben werden. Im Jahr 2021 stünden dann beziehbare Plätze zur Verfügung.

Das Kreis-Seniorenwo­hnheim Am Anger in Bad Wörishofen.

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Foto: Markus Heinrich

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