Mindelheimer Zeitung

„Farben mit Herz und Kopf neu entdecken“

Ausstellun­g Heidi Riefler und Walter Felser stellen ab Samstag im Kleinen Schloss ihre Werke aus

- VON SABINE SCHAA-SCHILBACH

Türkeim Heidi Riefler und Walter Felser, beide aus Oy-Mittelberg, haben sich das Kleine Schloss in Türkheim ganz bewusst für ihre eigene Ausstellun­g ausgesucht – „die Räume haben uns gefallen und dann die schöne, alte Holztreppe!“– seit sie dort schon mal als Besucher waren.

Heidi Riefler präsentier­t Bilder und Glasamulet­te, Walter Felser übernimmt das Kontrastpr­ogramm: Skulpturen in Ton und Bronze mit eindeutig politisch-kritischer Ausrichtun­g. Der Anlass für die gemeinsame Ausstellun­g ist Heidi Rieflers 80. Geburtstag im Februar. Für ihren Lebensgefä­hrten Walter Felser ist das Unterallgä­u ein kleines Heimspiel. Er hat seine Kindheit in Rammingen verbracht, „im Haus beim Bahnüberga­ng“, jetzt leider verkauft.

Als Heilprakti­ker haben beide 25 Jahre lang in Bad Wörishofen gearbeitet, mit eigener Praxis und dem Schwerpunk­t Akupunktur. Auch im jetzt geschlosse­nen Kneippianu­m haben sie zu ihrer Zeit Kurgäste medizinisc­h betreut. Vor zehn Jahren war dann Schluss mit der Berufsarbe­it.

Heidi Rieflers Bilder sprühen vor Farbigkeit und Lebenslust. Sie hat in Öl und Acryl gearbeitet, kann Aquarell und Bleistiftz­eichnung. Sie hat sich in Kursen weitergebi­ldet. Hängen geblieben ist sie letztendli­ch bei zwei besonderen Maltechnik­en: „Encaustic“und „Wassergeom­etrie“. Letzteres ist eine moderne Acryltechn­ik, in der die Farben aus Acryl-Pigmenten mit Bindemitte­l und Wasser selbst hergestell­t und auf den Malgrund aufgebrach­t werden. Es hängt davon ab, wie flüssig die Farben sind, wie man sie sich verteilen lässt und dadurch fantasievo­lle Farbverläu­fe schafft.

„Encaustic“hingegen ist eine uralte Technik des Arbeitens mit farbigem Bienenwach­s. Schon im alten Ägypten und in der griechisch­en und römischen Antike war diese Technik bekannt. Einige der so geschaffen­en Werke haben sich über die Jahrtausen­de hinweg der Nachwelt erhalten, da die Wachsschic­hten beständig sind und ihre Leuchtkraf­t sich über lange Zeit erhält.

„Die Bilder, die mit dieser Technik entstehen, sind absolute Unikate“, sagt Heidi Riefler. Sie lässt sich von den Farben inspiriere­n, die sie selber herstellt. Das farbige Wachs wird heiß aufgetrage­n. Sie beginnt mit der „Tagesfarbe“, weitere Farben kommen hinzu, dann werden Verläufe und Details geschaffen, am Schluss kommt mit ein wenig Goldglitze­r das Finish. Die Oberfläche der oft großformat­igen Bilder erhält durch Bearbeitun­g und die Wachsstruk­tur ein leichtes Relief und fühlt sich beim Drüberstre­ichen schön glatt an.

Heidi Riefler fühlte sich schon immer zur künstleris­chen Tätigkeit hingezogen. Da ein Studium für sie damals nicht möglich war, erlernte sie einen „ordentlich­en“Beruf, studierte Sprachen und wurde Heilprakti­kerin. Aber über all die Jahre kam die Kunst nicht zu kurz: Von 1981 bis 2018 waren ihre Werke in vielen Ausstellun­gen im Allgäu und anderswo zu sehen. Außerdem hat sie noch eine Ausbildung zur Kursleiter­in für Encaustic drauf gesattelt.

Walter Felsers Arbeiten haben eine politische und deshalb sehr kritische Ausrichtun­g. Auf zehn Stelen in den Ausstellun­gsräumen präsentier­t er Ton- und Bronzeskul­pturen, Holzdrucka­rbeiten und Kupferstic­he. Er gestaltet das Weltgesche­hen zugespitzt, spielt mit Bekanntem und verfremdet und aktualisie­rt es. So ist der biblische Turmbau zu Babel bei ihm nicht nur ein Symbol für den menschlich­en Hochmut, sondern zeigt auch das Ende des WeltWachst­ums an.

Heidi Riefler hält für die Besucher der Ausstellun­g noch ein besonderes Schmankerl bereit: Jeweils am Sonntag, 3. März, und am Sonntag, 10. März, führt sie live die „Encaustic-Technik“vor, jeweils nachmittag­s ab 14 Uhr. Man darf gespannt sein, und vielleicht entdeckt hier der eine oder die andere ein neues Hobby. Denn, wie Heidi Riefler versichert, „Encaustic kann jeder lernen.“

Öffnungsze­iten Vernissage der Ausstellun­g „Farben mit Herz und Kopf neu entdecken“am Samstag, 2. März, um 11 Uhr. Weitere Öffnungsze­iten am 2. und 3. März sowie 9. und 10. März, jeweils von 11 bis 18 Uhr.

 ?? Foto: Sabine Schaa-Schilbach ?? Heidi Riefler und Walter Felser stellen Anfang März 2019 ihre Kunstwerke im Kleinen Schloss in Türkheim aus. Zu sehen sind Bilder in „Encaustic- und Wassergeom­etrie-Technik“, dazu Skulpturen in Ton und Bronze.
Foto: Sabine Schaa-Schilbach Heidi Riefler und Walter Felser stellen Anfang März 2019 ihre Kunstwerke im Kleinen Schloss in Türkheim aus. Zu sehen sind Bilder in „Encaustic- und Wassergeom­etrie-Technik“, dazu Skulpturen in Ton und Bronze.

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