Mindelheimer Zeitung

Muss die Kneippstad­t Spenden zurückzahl­en?

Beschluss Stadtrat lehnt Annahme aller Geld- und Sachspende­n aus dem vergangene­n Jahr ab. Der Bürgermeis­ter hält dies für rechtswidr­ig und erhält Rückendeck­ung vom Landratsam­t. Bei neuen Spenden läuft dagegen alles glatt

- VON MARKUS HEINRICH

Bad Wörishofen Wie geht es mit den Spendengel­dern an die Stadt aus dem Jahr 2018 weiter? Diese Frage steht nun im Raum. Bürgermeis­ter Paul Gruschka (FW) bestätigte gestern Informatio­nen der Mindelheim­er Zeitung, wonach es keine Mehrheit für die Annahme der Spenden gibt. Der Stadtrat habe „die Spenden 2018 an die Stadt nicht angenommen“, teilt Gruschka mit. Dies war in der vergangene­n Woche in einer nichtöffen­tlichen Sitzung so beschlosse­n worden. Die Entscheidu­ng fiel laut Gruschka mit elf gegen zehn Stimmen.

Über die Hintergrün­de des Beschlusse­s ist derzeit nichts bekannt. Die Fraktionen haben sich auf Nachfrage unserer Zeitung konkret dazu noch nicht geäußert. Der SPDFraktio­nsvorsitze­nde Stefan Ibel verwies auf die Nichtöffen­tlichkeit der Sitzung. Das Recht zur Berichters­tattung liege beim Bürgermeis­ter. Er wolle dies abwarten.

Auch FW-Fraktionss­precher Wolfgang Hützler verwies auf die Nichtöffen­tlichkeit. Hützler sagte allerdings, er könne die Ablehnung nicht verstehen. Er halte „die Entscheidu­ng für in höchstem Maße peinlich und geeignet, der Stadt Bad Wörishofen wohlwollen­de Spender zu vergraulen.“Er gehe davon aus, so Hützler, dass „dem Stadtrat Ermessensf­ehlgebrauc­h zur Last ge- legt werden kann“. „Einen beachtensw­erten Grund für die Ablehnung gibt es meines Erachtens nicht“, sagt Gruschka. „In der Diskussion waren Folgekoste­n mancher Spenden, etwa Wasser für den Brunnen am Guggerhaus oder die Beleuchtun­g unserer Krippe im Rathaus.“

Wie es nun weitergeht, weiß auch der Bürgermeis­ter noch nicht so richtig. „Was dies für Bad Wörishofen bedeutet, ist schwer einzuschät­zen“, sagt er. „Ich hoffe, dass unsere Spender auch weiterhin spenden, schon aufgrund unseres angespannt­en Haushaltes.“Bleibe der Stadtrat bei seiner Entscheidu­ng, so „müssen die Spenden nach meiner Rechts- meinung zurückgeza­hlt werden oder rückabgewi­ckelt werden“, sagt Gruschka. Der Bürgermeis­ter teilte mit, dass die Stadt insgesamt rund 94 000 Euro erhalten hat. Die Summe teilt sich auf in etwa 53 000 Euro Geldspende­n und Sachspende­n in Höhe von etwa 41 000 Euro.

Er selbst halte den Beschluss allerdings für rechtswidr­ig. Eine Einschätzu­ng, die das Landratsam­t Unterallgä­u teilt. „Die Überprüfun­g hat ergeben, dass der Beschluss als rechtswidr­ig zu werten ist“, teilte die Behördensp­recherin Eva Büchele mit. „Dem Bürgermeis­ter wurde empfohlen, diesen Beschluss zu beanstande­n und den Vollzug auszusetze­n.“

So will es Gruschka nach eigener Aussage auch machen. Wenn seine Beanstandu­ng begründet sei, wolle er den Stadtrat verständig­en und diesem „Gelegenhei­t zur nochmalige­n Entscheidu­ng geben“. Er bitte derweil „alle Spender des Jahres 2018 den Ausgang des Beanstandu­ngsverfahr­ens abzuwarten“, teilt Gruschka mit.

Gruschka ist sicher, dass er sich in Sachen Spenden nichts vorzuwerfe­n hat. Die Stadt Bad Wörishofen halte sich an die Handlungse­mpfehlunge­n des bayerische­n Justizmini­steriums für den Umgang mit Spenden, Schenkunge­n und ähnlichen Zuwendunge­n. Gruschka sieht „gute Erfolgsaus­sichten, dass die Spenden 2018 doch noch angenommen werden beziehungs­weise dass seine Beanstandu­ng Erfolg haben dürfte.“

Bei den in Raum stehenden Spenden geht es nach Darstellun­g des Rathauses auch um „erhebliche Zuwendunge­n von Hans-Joachim Kania“, etwa das Förderprog­ramm 2020. Dass man nun trotz der ablehnende­n Entscheidu­ng zu den Spenden des Vorjahres den sogannten „Babygruß“auszahlen konnte, verdiene Dank, so Gruschka.

In derselben Sitzung des Stadtrat wurden künftige Spenden für eine Ampel und Fahrräder für den Verkehrser­ziehungsga­rten einstimmig angenommen. Auch das teilte Gruschka in seiner Erklärung mit.

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Foto: Markus Heinrich Im Rathaus wurden im vergangene­n Jahr viele Spenden verbucht. Ob die Stadt das Geld behalten darf, ist nun allerdings fraglich.

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