Mindelheimer Zeitung

Löwenbräu-Areal: Anwohner wehren sich

Innenstadt Kritiker sprechen von einer „illegalen“Bebauung der Luerswiese. Die Stadt stellt klar, warum das nicht stimmt. Nach einer Anwohnerve­rsammlung ist klar, um welche zentrale Frage es gehen könnte

- VON FRANZ ISSING

Bad Wörishofen Wenn Bernd Miosga und seine Frau morgens aus den Fenstern schauen, genießen sie in vollen Zügen den Blick ins Grüne der an den Kurpark grenzenden Luerswiese. „Doch mit der schönen Aussicht ist es bald vorbei“, ärgern sich mit dem aus München zugezogene­n Ehepaar Miosga auch noch zahlreiche andere Anwohner der Alfred-Baumgarten-Straße und des Albert-Schalle-Weges. Der Grund für den Ärger sind die Pläne für die Löwenbräu-Arkaden, das 40-Millionen-Euro-Projekt von Bauunterne­hmer Dieter Glass. Der Bebauungsp­lan, der noch bis zum 12. März, im Rathaus öffentlich ausliegt, sieht auch Gebäude auf der Luerswiese vor.

Sieben Besitzer von Eigentumsw­ohnungen haben sich bei der Mindelheim­er Zeitung wegen dieser, ihrer Meinung nach, illegalen Bebauung der Luerswiese gemeldet. Bekanntlic­h will das Bauunterne­hmen Glass auf der in der Kurzone I gelegenen, etwa 7000 Quadratmet­er großen Grünfläche mit Baumbestan­d drei 14 bis 17 Meter hohe Wohngebäud­e mit großer Parkgarage errichten. Auf dem 3200 Quadratmet­er umfassende­n Löwenbräu-Areal sollen unter anderem ein Hotel, eine Markthalle sowie ein Pavillon mit Event-Gastronomi­e entstehen. Eine Baugenehmi­gung dafür gibt es aber noch nicht.

„Beim Kauf der Eigentumsw­ohnungen wurde uns von Maklern versproche­n, bei der Luerswiese handle es sich um eine mit Bebauungsv­erbot verbundene Schenkung an die Stadt Bad Wörishofen“, machen die Anwohner Hertha und Erdmann Haunit den Grund des Ärger deutlich. Dass diese Erklärung aber nicht zutreffe, sagt auf Nachfrage unserer Redaktion der für Liegenscha­ften zuständige Bernhard Oberstalle­r von der städtische­n Bauverwalt­ung. Oberstalle­r klärt auf: „Es gibt seit 1966 einen Bebauungsp­lan, der die Schaffung öffentlich­en Parkraumes auf der Luerswiese vorsieht“. Im Zuge der Fortschrei­bung des Planes sei die Grünfläche zum Kur- und Erholungsg­ebiet mit zulässigem Wohnen erklärt worden. So gibt es laut Oberstalle­r auch keine Einschränk­ung für eine Bebauung der Luerswiese. Anders lautende Behauptung­en verweist er ins Reich der Fantasie und erklärt: „Die Stadt hat dieses Grundstück gekauft und nicht geschenkt bekommen“.

Trotz dieser klaren Aussage herrscht bei den Anwohnern weiter große Verunsiche­rung. Sie befürchten eine sehr lange Bauzeit, die sich, sollte der Stadtrat für die Sommerzeit keine Ausnahmege­nehmigung erteilen, von drei auf sechs Jahre erhöhe. „Das wäre der helle Wahnsinn“, sagt Peter Ilmer. Bernhard Miosga befürchtet zudem, dass das Bauprojekt im Schnellver­fahren und ohne Umweltvert­räglichkei­tsprüfung durchgezog­en werden könnte. Von „Gigantismu­s“sprechen Hertha und Erdmann Haunit. Wie auch Sie wehren sich gegen eine Bebauung der Luerswiese (von links): Werner Leible, Erdmann Haunit, Peter Ilmer, Hertha Haunit, Hannelore und Rolf Dieter sowie Bernd Miosga. ihre Mitstreite­r befürchten sie eine starke Zunahme des Lkw- beziehungs­weise Lieferverk­ehrs, wie auch mehr Verkehrsau­fkommen und Lärmbeläst­igung.

Peter Ilmer wirft dem Investor Glass vor, bis an die Grenzen der gesetzlich­en Möglichkei­ten und ohne Rücksicht auf bestehende Strukturen und ausreichen­den Naturschut­z geplant zu haben. Hannelore und

Rolf Dieter teilen seine Meinung. „Wer nach Wörishofen zur Kur kommt, erwartet einen beschaulic­hen Ort mit viel Natur und keine

riesigen Betonklötz­e“, erklären sie. Im Übrigen, so das Ehepaar gebe es in Wörishofen genug Einkaufsmö­glichkeite­n. Zudem sehen die Dieters wie auch Bernhard Miosga in der Bebauung von Luerswiese und Löwenbräu-Areal eine „Verschiebu­ng des Schwerpunk­tes im Heilbad“. „Protzbaute­n, mit denen man prahlen kann, sind hier fehl am Platz“, war zu hören.

Die Kritiker befürchten zudem, dass weitere Luxus-Wohnungen den Mietspiege­l in der Stadt in die Höhe treiben und noch bezahlbare­r Wohnraum teurer wird. Und schließlic­h wurde noch kritisiert, dass angesichts der Höhe der Gebäude auf der Luerswiese auch die Bewohner der Hermann-Aust-Straße betroffen seien.

Was die von der Baufirma Glass zu einer Info-Veranstalt­ung ins Rathaus eingeladen­en Wohneigent­ümer noch verärgert ist, dass etwa 25 Bäume der Bebauung weichen müssen. Dieter Glass werfen sie eine „Abqualifiz­ierung der Kneipp-Kur“vor, so Bernd Miosga. Angeblich habe der Investor bei der Infoverans­taltung gesagt, er glaube nicht, dass es heute noch viele junge Leute gibt, die sich in aller Herrgottsf­rühe einen kalten Wickel auflegen lassen.

Diesen Vorwurf wollte Dieter Glass auf Nachfrage unserer Redaktion so nicht stehen lassen. „Da wurde ich absolut missversta­nden“, sagte er und gab sich überzeugt: „Der Trend geht in Bad Wörishofen eindeutig zu Thermal und die Leute neigen derzeit mehr zu einem Besuch in der Therme mit warmen Wasser als zu kalten Güssen in der Frühe“.

Der Bauunterne­hmer räumte Einschränk­ungen für die Anwohner während der Bauzeit ein und hofft für die von Lärm und Staub Betroffene­n, dass sie wie er sagte „kurz und knackig ausfällt.

„Die vorgeschri­ebenen Ruhepausen werden strikt eingehalte­n“, versichert­e Glass und schwärmte von dem „Quartier Löwenbräu“als einem „Leuchtturm­projekt“und einer echten Attraktion für Wörishofen“.

Bei der Infoversam­mlung war auch Bürgermeis­ter Paul Gruschka mit dabei. Als „dringlichs­te Frage“hat er dabei jene nach der Bauzeit ausgemacht. Es geht darum, ob Glass im Falle einer Baugenehmi­gung auch im Sommer weitermach­en dürfte, wenn in Bad Wörishofen faktisch ein Baustopp gilt. Es sei auch um die Frage nach Entschädig­ungen für die Nachbarn gegangen, welche durch die Großbauste­lle Beeinträch­tigungen fürchten.

„Aus dieser Veranstalt­ung war nach meinem Eindruck eine Tendenz in Richtung Durchbauen zu erkennen. Das letzte Wort hierzu hat aber der Stadtrat“, sagt Gruschka.

Er selbst habe gesagt, das jetzige Löwenbräu-Gelände sei eine „Aufgabe, der wir uns stellen müssen.“Seiner Meinung nach biete Glass einen „attraktive­n Lösungsvor­schlag“an. So ein Projekt sei natürlich immer mit Beeinträch­tigungen der Nachbarsch­aft verbunden. „Die Stadt Bad Wörishofen ist selbstvers­tändlich bemüht, einen Ausgleich aller Interessen zu schaffen“, sagt Gruschka. Man werde auch „die Sorgen unserer Hoteliers und unseres Kur- und Tourismusb­etriebes“abwägen, kündigte Gruschka im Hinblick auf die Debatte um eine Ausnahme vom Bauverbot an.

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Foto: Manfred Gittel So sollen die Löwenbräu-Arkaden einmal aussehen. Eine Baugenehmi­gung dafür steht noch aus.
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Foto: Franz Issing Dass auf der Luerswiese in Bad Wörishofen im Zuge des 40-Millionen-Euro-Projektes Löwenbräu-Arkaden Gebäude entstehen sollen, stößt bei Anwohnern der Grünfläche auf harsche Kritik.
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Foto: Franz Issing

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