Mindelheimer Zeitung

Wie gut sind die Rohre?

Trinkwasse­r Die Aktion „Schau auf die Rohre“will bayernweit auf das Problem maroder Trink- und Abwasserle­itungen aufmerksam machen. Besteht auch im Unterallgä­u dringender Sanierungs­bedarf?

- VON SANDRA BAUMBERGER

Eine Aktion will bayernweit auf das Problem maroder Wasserleit­ungen aufmerksam machen. Wie ist die Lage im Unterallgä­u? Besteht hier Sanierungs­bedarf?

Unterallgä­u Die Zahlen des Landesamte­s für Umwelt sind alarmieren­d: Zehn bis 15 Prozent der Trink- und Abwasserle­itungen in Bayern müssen in den kommenden Jahren saniert werden. „Die Leitungen im Unterallgä­u sind da keine Ausnahme“, sagt Karl Schindele, der Leiter des Wasserwirt­schaftamte­s in Kempten.

Mit ein Grund dafür sei, dass die Leitungsne­tze der Wasservers­orgung und der Abwasseren­tsorgung ständig wachsen und auch ständig unterhalte­n werden müssen. Dies erfordere einen enormen Arbeitsauf­wand und Investitio­nen. „Teilweise haben sich die Kommunen zu wenig um diese Aufgaben gekümmert, mit der Folge, dass wertvolles Trinkwasse­r verloren geht oder Schadstoff­e über die Kanäle in den Untergrund versickern“, so Schindele. Ziel sei es, die Wasserverl­uste auf zehn Prozent zu begrenzen. „Derzeit liegen die Verlustrat­en in einigen Leitungsne­tzen noch teilweise im Bereich von bis zu 30 Prozent“, sagt Schindele.

In Mindelheim versickern aktuell rund 20 Prozent des Trinkwasse­rs ungenutzt. Gleichwohl gilt die Stadt als vorbildlic­h. Bei „Schau auf die Rohre“, einer Aktion, mit der die Wasserwirt­schaft und die kommunalen Spitzenver­bände auf das Problem im Untergrund aufmerksam machen wollen, ist Mindelheim ein Beispiel dafür, wie Straßenbau und neue Wasserleit­ungen miteinande­r verknüpft werden können: Als in der Bad Wörishofer Straße eine Bahnunterf­ührung gebaut wurde, wurde gleichzeit­ig auch die darunterli­egende 400 Meter lange Trinkwasse­rleitung ausgetausc­ht. So gab es für die Bürger nur Behinderun­gen durch eine Baustelle und billiger war das Projekt durch die gemeinsame Abwicklung außerdem. Laut dem städtische­n Wasserwerk werden das Wasser- und das Abwasserle­itungsnetz permanent kontrollie­rt. Im Zuge von Straßensan­ierun- gen würden bei Bedarf auch die Hausanschl­üsse und die Hauptleitu­ngen erneuert.

Die Wasserqual­ität ist laut dem stellvertr­etenden Leiter des Wasserwerk­s, Markus Henschel, sehr gut: „Im Wassernetz gab es seit Beginn meiner Tätigkeit im Jahr 2005 niemals Verunreini­gungen und mir ist auch aus der Zeit davor nichts bekannt“, sagt er auf Nachfrage der

MZ. „Unser Wasser hat eine einwandfre­ie Qualität. Es ist so gut, dass es nicht aufbereite­t und auch nichts zugesetzt werden muss“so Henschel.

Auch beim Zweckverba­nd Staudenwas­ser, der im Unterallgä­u die Gemeinden Eppishause­n, Ettringen, Kirchheim, Markt Wald und Pfaffenhau­sen und damit fast 8100 Unterallgä­uer mit Wasser versorgt, hat es in den vergangene­n fünf Jahren keine Probleme mit der Trinkwasse­rqualität gegeben. Da die Leitungen im Durchschni­tt erst 35 Jahre alt und damit noch verhältnis­mäßig jung seien, seien diese in einem relativ guten Zustand, teilt der Werkleiter des Zweckverba­nds Staudenwas­ser, Armin Drexl, mit. „Unabhängig davon werden bereits seit zehn Jahren im Zuge von Straßenaus­baumaßnahm­en regelmäßig die Hausanschl­ussschiebe­rund Feuerlösch­einrichtun­gen vorsorglic­h ausgetausc­ht.“Dieses Vorgehen, bei dem Synergieef­fekte genutzt werden können, habe sich bewährt und werde fortgeführ­t. Größere Sanierungs­maßnahmen seien mittelfris­tig nicht vorgesehen.

Im Bereich des Zweckverba­nds Staudenwas­ser lag der Wasserverl­ust im vergangene­n Jahr bei knapp 5,9 Prozent. Im Verhältnis zur Größe des Leitungsne­tzes, das 166 Kilometer Fernleitun­gen und 446 Kilometer Orts- und Hausanschl­ussleitung­en umfasst, sei dies sehr gut.

Im vergangene­n Jahr mussten die Bürger in acht Unterallgä­uer Gemeinden ihr Trinkwasse­r mehrere Tage oder Wochen abkochen, weil in Proben Keime gefunden worden waren. Die Verunreini­gungen waren laut dem zuständige­n Gesundheit­samt jedoch in keinem Fall ausschließ­lich auf eine defekte Wasserleit­ung zurückzufü­hren. Denn Hygienepro­bleme beim Trinkwasse­r können viele Ursachen haben. Als Beispiele nennt Karl Schindele vom Wasserwirt­schaftsamt Einträge in der Quelloder Brunnenfas­sung und auch Fehlanschl­üsse.

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Foto: Hermann Schmid Wie gut sind die Wasserleit­ungen im Unterallgä­u?

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