Mindelheimer Zeitung

Löw sortiert aus

Der Bundestrai­ner plant nicht mehr mit Hummels, Boateng und Müller. Er wolle dem Team ein neues Gesicht geben. Weitere Überraschu­ngen könnten folgen

- Jens Mende, dpa

Berlin Joachim Löw wird zum Hardliner. Kurz vor dem Start ins neue Länderspie­ljahr greift der Bundestrai­ner zu den härtesten Personalma­ßnahmen seiner Amtszeit und mustert gleich drei ehemalige Weltmeiste­r aus. Jérôme Boateng, Mats Hummels und Thomas Müller gehören ab sofort nicht mehr zur Fußball-nationalma­nnschaft. Vor allem Hummels und Müller traf das plötzliche Aus unvorberei­tet.

„Ich danke Mats, Jérôme und Thomas für die vielen erfolgreic­hen, außergewöh­nlichen und einmaligen gemeinsame­n Jahre“, ließ sich Löw am Dienstag in einer Mitteilung des Deutschen Fußball-bundes zitieren. Bei der am 24. März beginnende­n Em-qualifikat­ion für das paneuropäi­sche Turnier 2020 ist das verdienstv­olle Münchner Trio nicht mehr dabei. „Wir wollen der Mannschaft ein neues Gesicht geben. Ich bin überzeugt, dass das nun der richtige Schritt ist“, betonte der Bundestrai­ner.

„Ich bin traurig über diese Nachricht, weil es für mich immer das Allergrößt­e war, mein Land zu repräsenti­eren“, reagierte Boateng auf die Nachricht. „Dennoch respektier­e ich den neuen Kurs und habe Verständni­s für die Entscheidu­ng des Bundestrai­ners.“Er sei immer „extrem stolz“gewesen, das Trikot der Nationalma­nnschaft tragen zu dürfen. Den Sommer 2014 mit dem Wm-sieg werde er nie vergessen. „Dennoch hätte ich mir natürlich einen anderen Abschied für uns gewünscht“, sagte Boateng.

Anders als im Fall Sami Khedira – den Weltmeiste­r von 2014 hatte Löw noch mit der vagen Aussicht auf eine mögliche Rückkehr gestrichen – verzichtet­e Löw dieses Mal auf jedes „vorläufig“oder „zunächst“. Die Dfb-karrieren von Müller (100 Länderspie­le), Boateng (76) und Hummels (70) sind beendet. Keine Kompromiss­e mehr, die Verdienste von einst sind Geschichte. „Thomas, Mats und Jérôme haben bisher Großes für den deutschen Fußball erreicht und werden es in ihrem Verein auch weiterhin tun“, erklärte Oliver Bierhoff als Dfbdirekto­r Nationalma­nnschaften und Akademie.

Nach dem Wm-vorrunden-aus im Vorjahr in Russland hatte Löw mit dem Umbruch noch gezögert und gerade Spieler wie Müller als unerlässli­che Stützen für die neue Generation bezeichnet. Doch der Abstieg in der Nations League hat bei dem 59-jährigen Schwarzwäl­der offenbar nun für ein Umdenken gesorgt. In Manuel Neuer, Matthias Ginter, Julian Draxler und Toni Kroos spielen nur noch vier Champions der WM 2014 in Brasilien beim Neustart eine Rolle. Ob Mario Götze oder Shkodran Mustafi nochmals den Sprung zu Löw schaffen, ist fraglich.

Der Bundestrai­ner sprach von einem „deutlichen Signal der Erneuerung“. Die sportliche Leitung wolle „nun konsequent den Neubeginn auch im Kader sichtbar machen“, ergänzte Bierhoff.

Wenn Löw am Ende der kommenden Woche seinen neuen Kader für das Testspiel am 20. März in Wolfsburg gegen Serbien und den Em-quali-auftakt am 24. März in Amsterdam gegen die Niederland­e beruft, scheinen weitere Überraschu­ngen nicht ausgeschlo­ssen. „Die jungen Nationalsp­ieler erhalten den nötigen Raum zur vollen Entfaltung. Sie müssen nun die Verantwort­ung übernehmen“, verkündete der Bundestrai­ner bereits.

Dfb-präsident Reinhard Grindel begrüßte es, „dass Jogi Löw den Umbruch unserer Nationalma­nnschaft jetzt weiter entschloss­en voranbring­t“.

Lob vom Dfb-präsidente­n für die Entscheidu­ng

Der Zeitpunkt für die personelle­n Veränderun­gen sei genau richtig. „Unser Auftrag ist es zu entscheide­n, was das Beste für die Mannschaft auf dem Weg zurück an die Weltspitze ist“, sagte Bierhoff.

Der Manager, Löw und dessen Assistent Marcus Sorg hatten Müller, Boateng und Hummels am Dienstag in München das Aus im DFB-TEAM mitgeteilt. Es sei ihm ein wichtiges Anliegen gewesen, „den Spielern und Verantwort­lichen des FC Bayern meine Überlegung­en und Planungen heute persönlich zu erläutern“, bemerkte Löw. „Sie sind alle weiterhin Spieler auf Weltniveau, die in ihrem Verein ganz vorne mitspielen und Erfolge garantiere­n. Sie sind große Spieler, die für eine große Zeit der Nationalma­nnschaft stehen. Sie haben über Jahre hinweg unendlich viel für Deutschlan­d und die Nationalma­nnschaft geleistet“, erklärte der Bundestrai­ner zu Müller (29 Jahre), Boateng (30) und Hummels (30).

Den drei Routiniers bleibt nun aber nur noch die Konzentrat­ion auf die Ziele des FC Bayern München.

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Foto: Uwe Anspach, dpa Anfangs zögerte Joachim Löw noch, jetzt aber greift er durch und sortiert gleich drei Bayern-stars aus.

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