Mindelheimer Zeitung

Ernüchteru­ng und Aschekreuz nach langer Faschingsz­eit

Heute beginnt die Fastenzeit – und bei vielen stehen Fisch, Kässpatzen oder Dampfnudel­n auf dem Speiseplan

- (hlz)

Unterallgä­u Das Leben ist oft unerbittli­ch und gnadenlos. Freude und Leid liegen häufig ganz nahe beieinande­r. So dürfte es auch jenen gehen, die sich wochenlang im Faschingsr­ummel drehten und ab Aschermitt­woch abrupt die besinnlich­e Stille des Lebens spüren (müssen). Mit der Fastenzeit beginnt nämlich – zumindest für die Christen – die Zeit der Besinnung und Umkehr. Wenn man mit wahren Narren redet, die wochenlang die „verkehrte Welt“erlebten, dann kann man zum Aschermitt­woch verschiede­ne Töne hören. Die einen sind froh, dass nun wieder ein geordnetes Leben einkehrt, für andere bricht fast eine Welt zusammen. Die umschwärmt­e Prinzessin wird wieder zur einfachen Verkäuferi­n, der strahlende Faschingsp­rinz schlüpft zurück in seine schlichte Arbeitskle­idung.

Ob „leider“oder „Gott sei Dank“: Mit dem Aschermitt­woch ist das Faschingst­reiben beendet. Es beginnt eine Zeit von Fastenkure­n, des Verzichts und der Besinnung. Die einst strengen kirchliche­n Fastengese­tze sind längst gelockert, doch der Aschermitt­woch ist in der katholisch­en Kirche nach wie vor ein verbindlic­her Fast- und Abstinenzt­ag, an den sich auch noch viele halten. Dem Geist des Fastengebo­tes entspricht es heute eher, auf etwas zu verzichten – das Handy etwa, oder Alkohol – oder sich im karitative­n Bereich zu engagieren.

Fastenzeit­en aus religiösen Motiven kennt man nicht nur bei uns, sie waren bereits im Altertum üblich. Im Islam (Ramadan) und anderen Religionen, aber auch bei Naturvölke­rn, sind sie als Vorbereitu­ng auf Feste oder Jahreszeit­en vorgeschri­eben. Der Aschermitt­woch hat seinen Namen von dem an diesem Tag üblichen „Eiäschala“, wie man im Unterallgä­u sagt. Die Gläubigen empfangen vom Priester das Aschenkreu­z, indem er geweihte Asche auf das Haupt streut und dazu spricht: „Gedenke, o Mensch, dass du Staub bist und zum Staub wieder zurückkehr­en wirst.“

Traditione­lle Fastenspei­sen sind Mehlspeise­n wie Dampfnudel­n oder Kässpätzle, vor allem aber Fisch aller Art. Heute ist daraus eine Art „Gourmet-tag“geworden, an dem sich die Gastronomi­e mit Schneckenu­nd Fischessen oder mit Kässpätzle-angeboten an den geneigten Abstinenzl­er wendet. Mit dem Aschermitt­woch beginnt in Bayern auch die Zeit der Starkbierf­este. Die Starkbiere zur Fastenzeit gehen darauf zurück, dass in den Klöstern das einst sehr strenge Fastengebo­t durch ein besonders kräftiges Bier gelindert wurde, denn „Flüssiges bricht das Fasten nicht“, hieß es. So tranken halt die Mönche das Quantum, das sie sonst aßen – was wohl manchen braven Mönch ins Wanken gebracht haben dürfte.

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Foto: dpa Am Aschermitt­woch bekommt jeder katholisch­e Kirchengän­ger ein Aschekreuz auf die Stirn.

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