Mindelheimer Zeitung

Mäzen erwägt Rückgabe der Bürgermeda­ille

Hans-joachim Kania reagiert auf die Ablehnung aller Spenden aus dem Jahr 2018. Der Bürgermeis­ter beanstande­t den Ratsbeschl­uss

- VON MARKUS HEINRICH

Bad Wörishofen Mäzen Hans-joachim Kania erwägt, die ihm verliehene Bürgermeda­ille zurückzuge­ben. Als Grund dafür nennt Kania die Ablehnung aller seiner Spenden aus dem Vorjahr durch die Stadtratsm­ehrheit. Der Beschluss fiel mit der denkbar knappsten Mehrheit von elf zu zehn Stimmen. Bürgermeis­ter Paul Gruschka teilte derweil mit, er habe den Beschluss wie angekündig­t als rechtswidr­ig beanstande­t.

In einem Brief, welcher der Mindelheim­er Zeitung vorliegt, kündigt Kania zudem an, er werde prüfen lassen, ob er seine seit 2006 getätigten Spenden „wegen groben Undanks“von der Stadt zurückford­ern kann. Das betreffe auch jüngst angekündig­te Spenden. Konkret nennt Kania dabei das Piratensch­iff für den neuen Abenteuers­pielplatz im Freibad.

Kania rechnet vor, dass er seit dem Jahr 2006 insgesamt rund 412000 Euro an die Stadt Bad Wörishofen gespendet habe. Darunter war der neue Verkehrsüb­ungsplatz für etwa 171000 Euro, dazu gehört auch das sogenannte Förderprog­ramm 2020 mit Babygruß, Kulturund Sportaward, Melonino-award, der Kinder-geigenfond­s, Jazz for Kids und die Förderung für Ehrenamtli­che.

„Bis einschließ­lich 2017 wurden meine Spenden problemlos vom Stadtrat angenommen“, sagt Kania und fragt: „Woher jetzt der Sinneswand­el?“Es sei niemals seine Absicht gewesen, mit seinen Spenden „den Bürgermeis­ter oder die Stadt Bad Wörishofen bei der Wahrnehmun­g ihrer Aufgaben zu beeinfluss­en“, schreibt Kania. Eine Einflussna­hme sei „auch nie erfolgt“. Im Jahr 2018 habe er 1700 Euro für den Babygruß gespendet, 4000 Euro für den Kultur- und Sport Award, 2000 Euro für den Melolino-preis, 600 Euro für den Ehrenamtsp­reis, einen Rest von 8593,50 Euro für den Verkehrsüb­ungsplatz, Eintrittsk­arten für Kinder und Jugendlich­e zum Festival der Nationen für 1400 Euro, weitere 3000 Euro für „Kinder spielen für Kinder“beim Festival der Nationen sowie 750 Euro für T-shirts für die Jazz-band. Zudem habe er 12 000 Euro für den von ihm selbst entworfene­n Brunnen vor dem Guggerhaus gespendet.

Diese Brunnenspe­nde scheint, so legen es unserer Zeitung vorliegend­e Informatio­nen nahe, auch der Hauptgrund für die Ablehnung der Spenden gewesen zu sein. Im Raum steht die Frage, ob Bürgermeis­ter Gruschka den Brunnen schon vor dem Beschluss durch den Stadtrat hatte aufstellen und in Betrieb nehmen lassen dürfen, wie es geschehen ist. Gruschka hatte immer argumentie­rt, die Spende nur unter dem Vorbehalt eines Beschlusse­s des Stadtrates angenommen zu haben. Das Landratsam­t sah keine Versäumnis­se (wir berichtete­n).

Kania will nun den Ausgang der Beanstandu­ng abwarten und dann entscheide­n. Sollten seine Spenden endgültig abgelehnt werden, würden sich „andere Gemeinden“über das Geld sicher freuen. Kania ruft in seinem Brief auch andere Spender auf, aus der Anonymität zu treten und ihre Meinung zu der Ablehnung zu sagen. „Etwa weitere 50 Stimmen von Spendern sollten Gewicht haben“, findet Kania. Bürgermeis­ter Gruschka hat am Dienstag den Mehrheitsb­eschluss des Stadtrates beanstande­t. Das teilte das Rathaus mit. Gruschka hält den Beschluss für rechtswidr­ig und hat dessen Vollzug ausgesetzt.

„Die Spenden 2018 müssen daher derzeit nicht zurückgeza­hlt beziehungs­weise zurückgege­ben werden“, teilt Gruschka mit. Der Bürgermeis­ter erinnert daran, dass sich die Stadt Bad Wörishofen an die Handlungse­mpfehlunge­n für den Umgang mit Zuwendunge­n des bayerische­n Innenminis­teriums gehalten habe. Die „pauschale Ablehnung aller Spenden 2018 durch elf Stadträte stellt einen schwerwieg­enden Rechtsfehl­er bei der Ausübung des Ermessens dar“, findet der Bürgermeis­ter. „Gemäß den Handlungse­mpfehlunge­n soll vermieden werden, dass die Spender die Arbeit der Verwaltung beziehungs­weise des Stadtrates beeinfluss­en. Dies ist ein ausschließ­liches Kriterium. Nur in einem konkreten Verdachtsf­all einer solchen Einflussna­hme darf eine Spende abgelehnt werden. Dies war bei keinem der circa 60 Spender der Fall.“Gruschka befürchtet „möglicherw­eise negative Konsequenz­en“für das Spendenauf­kommen sowie auf „die angespannt­e Haushaltsl­age“. Im Raum stehen Spenden von rund 94 000 Euro.

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Foto: Markus Heinrich Der Verkehrsüb­ungsplatz von Bad Wörishofen war die bislang größte Einzelspen­de von Hans-joachim Kania.

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