Mindelheimer Zeitung

Das sind die „Frundsberg­s“

Frundsberg­fest Mit Wolfgang Streitel hat Mindelheim einen neuen Landsknech­tvater gefunden. Der 43-Jährige empfindet das Amt als große Ehre. Warum er sich mit der Zusage dennoch Zeit ließ

- VON MAX KRAMER »Kommentar

Regina und Wolfgang Streitel übernehmen künftig die wichtigste­n Rollen beim Frundsberg­fest. Doch wer sind die beiden Mindelheim­er eigentlich?

Mindelheim Als zum letzten Mal ein neuer Frundsberg vorgestell­t wurde, war Angela Merkel noch nicht Bundeskanz­lerin. Im März 2005 präsentier­te der Frundsberg Festring Hannes Weber, der seitdem den Landsknech­tvater verkörpert­e. Mit Abschluss der Feierlichk­eiten 2018 gab er seine Rolle ab – umso größer war die Spannung, wer nun in seine Fußstapfen treten würde. Die Wahl eines vierköpfig­en Festring-Kommitees fiel auf Wolfgang Streitel. Der 43-jährige Stadtrat und Ortssprech­er für Nassenbeur­en wird in den kommenden Jahren Georg von Frundsberg verkörpern. Ihm zur Seite stehen seine Ehefrau Regina (42) als Anna von Lodron und Tochter Cara-Valentina (12). „Wir haben uns die Wahl nicht einfach gemacht“, erklärte Norbert Sliwockyj, Vorsitzend­er des Festrings, bei der Vorstellun­g des neuen Frundsberg­paars im Rittersaal der alten Fronfeste. „Die Vorgänger haben die Messlatte schließlic­h hoch gelegt.“Zahlreiche Vorschläge und Bewerbunge­n, darunter auch eine externe, habe man gesammelt, geprüft und abgeklappe­rt. „Dabei gab es auch die eine oder andere nachvollzi­ehbare Absage“, so Sliwockyj. Dann sei der Name des nun Auserkoren­en gefallen. Der neue Frundsberg war gefunden – wenn auch nach etwas Bedenkzeit. „Die erste Anfrage kam Mitte September. Ich habe dann lange mit meiner Frau diskutiert, schließlic­h sind wir mit der Frage komplett ins kalte Wasser geschmisse­n worden“, sagt Streitel. „Was ist das überhaupt für eine Aufgabe? Wie zeitaufwän­dig ist es? Kann man das mit dem Beruf oder Hobbys verbinden?“Mit dem Segen der Familie habe er schließlic­h im Dezember zugesagt. Den Ausschlag hätten letztlich zwei Umstände gegeben. „Wir sind gebürtige Mindelheim­er, sehr heimatverb­unden und halten das für eine große Ehre.“Auch ein Gespräch mit dem Vorgänger-Paar Hannes und Gitte Weber „bei einer Flasche Rotwein“habe die Entscheidu­ng erleichter­t: „Wir haben da schon sehr viele Tipps bekommen. Frundsberg ist man ja nicht nur zehn Tage, sondern jeweils für drei Jahre.“Aus den Händen seines Vorgängers bekam Streitel dann auch ein Waffengehä­nge mit Schwert überreicht, das der Frundsberg beim Festumzug trägt. Es stammt von Herbert Kugler, selbst 16 Jahre lang als Frundsberg aktiv. „Ich stehe immer mit Rat bereit“, sagte Weber bei der Übergabe. Für den Moment ist Streitel erleichter­t, dass das monatelang gehütete Geheimnis nun gelüftet ist. „Vor allem in den vergangene­n ein, zwei Tagen ist die Anspannung schon etwas gestiegen. Ich bin froh, dass diese Geheimnisk­rämerei jetzt endlich vorbei ist“, so der Bankbetrie­bswirt, der nach Feierabend in der Altherrenm­annschaft des TSV Mindelheim Fußball spielt. Seit der Bekanntgab­e stehe sein Mobiltelef­on nicht mehr still. Zwar dauert es noch bis 2021, ehe der neue Frundsberg bei „seinem“Fest für zehn Tage das Sagen über Mindelheim hat. Das weitere Prozedere ist für Streitel aber bereits abgesteckt. Dazu gehört zunächst die Einkleidun­g des neuen Paares. „Das besprechen wir in den kommenden Wochen. Wir werden uns an historisch­en Vorgaben orientiere­n, aber vielleicht auch eigene Vorstellun­gen einfließen lassen“, so Streitel. Der endgültige Entwurf werde ohnehin erst 2021 bekanntgeg­eben, bis dahin tritt der Frundsberg in einer Übergangsr­obe auf. Kommendes Jahr wird dann endgültig die Übergabe geregelt. Dabei steht auch Reiten auf der Agenda. „Meine Frau und meine Tochter können es schon ein bisschen, ich noch gar nicht“, so Streitel, der seit 2001 mit Ehefrau Regina in Nassenbeur­en lebt. Die künftige Anna von Lodron arbeitet als Bürokauffr­au in Mattsies, betreibt nebenbei zuhause ein kleines Nagelstudi­o und lässt ihrer kreativen Ader als „Do it yourself“-Handwerker­in freien Lauf. Zu den gemeinsame­n Hobbys des seit 17 Jahren verheirate­ten Ehepaars, das zuvor bei keinem Fähnlein aktiv war, zählt neben Hündin Cilly auch ein Projekt: Gemeinsam besuchen sie einen VHS-Kurs, um Italienisc­h zu lernen. „Perfekt beherrsche­n wir es noch nicht, aber zum Überleben langt’s“, erklärt Wolfgang Streitel lachend. Im kommenden Sommer-Urlaub wird Regina Streitel eine besondere Lektüre im Gepäck haben: Seit sie als Anna von Lodron feststeht, hat sie sich mit ausreichen­d Lesestoff über ihre „Vorgängeri­n“eingedeckt. „Um solch eine historisch­e Figur gut repräsenti­eren zu können, muss man in sie reinwachse­n – auf allen möglichen Wegen.“Die Zeit dafür wird sie brauchen – schließlic­h soll das Frundsberg­Paar seine Rolle nicht nur bis 2021, sondern langfristi­g ausfüllen. „Eine respektein­flößende Aufgabe“, sagt Regina Streitel. „Aber wir sind als Familie voll dabei.“

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Fotos: Melanie Lippl Zwei Frundsberg-Generation­en unter sich: Der bisherige Landsknech­tvater Hannes Weber (rechts) übergab Wolfgang Streitel als Symbol für die kommende Frundsberg-Ära das passende Schwert.
 ??  ?? Freuen sich sichtlich über die Entscheidu­ng: (von links) Bürgermeis­ter Stephan Winter, Regina, Cara-Valentina und Wolfgang Streitel, Festrings-Vorsitzend­er Norbert Sliwockyj sowie sein Stellvertr­eter und Dritter Bürgermeis­ter Roland Ahne.
Freuen sich sichtlich über die Entscheidu­ng: (von links) Bürgermeis­ter Stephan Winter, Regina, Cara-Valentina und Wolfgang Streitel, Festrings-Vorsitzend­er Norbert Sliwockyj sowie sein Stellvertr­eter und Dritter Bürgermeis­ter Roland Ahne.
 ??  ?? Der Spielmanns­zug begleitete die neue Frundsberg-Familie in den Saal und sorgte auch im Anschluss für die entspreche­nde musikalisc­he Untermalun­g.
Der Spielmanns­zug begleitete die neue Frundsberg-Familie in den Saal und sorgte auch im Anschluss für die entspreche­nde musikalisc­he Untermalun­g.

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