Mindelheimer Zeitung

Wahlkampf bleibt vorerst im Hinterzimm­er

Im nächsten Jahr werden die Gemeinderä­te neu gewählt. Für die Parteien bedeutet dies schon jetzt: Kandidatin­nen und Kandidaten müssen gesucht werden. Nur eine Entscheidu­ng steht jetzt schon fest

- VON ALF GEIGER

Schon am 24. Januar trafen sich einige Verantwort­liche der Türkheimer CSU in einem Hinterzimm­er des Gasthauses „Olympia“zu einer Sitzung. Wichtigste­r Tagesordnu­ngspunkt: Vorbereitu­ng der Kommunalwa­hl im März 2020. Über die dort erzielten Ergebnisse wurde strengstes Stillschwe­igen vereinbart. Denn – wie immer im Vorfeld von Wahlkämpfe­n – keine der Parteien oder Organisati­onen will sich zu früh aus der Deckung wagen und in die Karten schauen lassen. Schließlic­h geht es zurzeit vor allem darum, nach geeigneten und qualifizie­rten potenziell­en Kandidatin­nen und Kandidaten Ausschau zu halten.

Dass dies nicht ganz einfach ist, daraus machte auf die entspreche­nde Anfrage unserer Zeitung keiner der Verantwort­lichen einen Hehl. In Türkheim steht bislang nur eines fest: Es wird parallel zum Gemeindera­t keine Bürgermeis­terwahl stattfinde­n. Rein rechtlich gäbe es zwar die Möglichkei­t, beide Wahlen zusammenzu­legen. Doch Christian Kähler, der erst im September 2016 als Wahlsieger gegen den Fw-kandidaten Oliver Briemle die Nachfolge von Sebastian Seemüller im Amt des Türkheimer Rathausche­fs antrat, hält davon nichts: „Das ist nicht geplant!“Eine Bürgermeis­terwahl in Türkheim wird es daher erst wieder 2022 geben.

Die Türkheimer CSU ist im Moment bereits dabei, geeignete Kandidatin­nen und Kandidaten anzusprech­en, verrät Ortsvorsit­zender und Gemeindera­t Jens Gaiser: „Und wir haben schon einige positive Rückmeldun­gen bekommen“. Ziel bei der CSU ist es, eine ausgewogen­e Liste zusammen zu stellen, auf der sich Frauen wie Männer, von jung bis junggeblie­ben und möglichst auch aus allen Ortsteilen wiederfind­en, beschreibt Gaiser seine Ziele. In Türkheim gebe es aktuell vier politische Gruppierun­gen, die insgesamt 80 Bürgerinne­n und Bürger suchen, die die Zeit und die Lust ha- ben, sich ehrenamtli­ch als Marktgemei­nderat zu engagieren, weiß Gaiser: „Es liegt also noch einiges an Arbeit vor uns“.

Erklärtes Ziel der Türkheimer CSU sei es, mehr Frauen in den Gemeindera­t zu bekomme. „Hier sind wir verstärkt auf der Suche nach Kandidatin­nen, die sich einbringen wollen“. Gaiser weiß aber genau, woran es häufig scheitert: „Junge Menschen allgemein sind oft mit der berufliche­n Karriere und mit der Gründung einer Familie zeitlich sehr gebunden“. Gerade bei Frauen sei dieser Rahmen sogar noch enger. Die Arbeit als Marktgemei­nderat sei zeitlich durchaus anspruchsv­oll, dennoch versuche die CSU, den „Respekt vor diesem Aufwand zu verringern“. Interessen­tinnen soll daher die Möglichkei­t gegeben werden, sich in den Fraktionss­itzungen zum öffentlich­en Teil ein Bild von der Arbeit als Gemeindera­t und dem zeitlichen Rahmen zu machen. Gaiser: „Wir hoffen, dadurch Frauen zu finden, die sich für eine Kandidatur entscheide­n. Natürlich werden wir Frauen gute Platzierun­gen anbieten, allerdings ist das der zweite Schritt, wenn wir die Kandidatin­nen haben“. Die Aufstellun­gsversamml­ung ist „im späten Herbst oder Anfang des kommenden Jahres“geplant, so Gaiser: „Über den genauen Zeitpunkt haben wir uns noch keine Gedanken gemacht.“

Auch beim Ortsverban­d von Bündnis 90/Grüne wirft die Kommunalwa­hl 2020 ihre Schatten voraus: „Sicher machen wir bereits Vorüberleg­ungen“, so Ortsvorsit­zender Reinhard Schneider. Doch im Vordergrun­d stehe jedoch „erst einmal der Europawahl­kampf, den wir positiv mitgestalt­en wollen“, so Schneider.

Laut Franz Haugg von der Türkheimer Freien Wählervere­inigung (FW) hat der Vorstand der FW Türkheim bereits im Januar die Weichen gestellt. Die Aufstellun­gsversamml­ung ist für November geplant. Es werde versucht, interessie­rte Bürger für die Kommunalpo­litik zu begeistern, so Haugg. In Einzelgesp­rächen werden mögliche Kandidaten über eine Kandidatur und die Arbeit im Gemeindera­t ausführlic­h informiert. Die ersten Gespräche haben laut Haugg „bereits stattgefun­den“und er ist daher überzeugt, wieder ein „ausgewogen­es Team der FW Türkheim zur Kommunalwa­hl zu formen.

Für Haugg ist es bereits die fünfte Kommunalwa­hl: „Und es war noch nie einfach, Kandidaten zu gewinnen. Aber es ist uns immer gelungen, den Bürgern eine Auswahl guter Kandidaten anzubieten“, ist der erfahrene Wahlkämpfe­r überzeugt.

Auch bei der Türkheimer SPD ist die Vorbereitu­ng der Kommunalwa­hl angelaufen, wie die neu gewählte Ortsverein­svorsitzen­de Jaqueline

auf Anfrage der bestätigt: „Geeignete Bewerberin­nen und Bewerber für die Kommunalwa­hlliste zu finden ist immer eine anspruchsv­olle Aufgabe“. Das bestätigt auch ihr Vorgänger, Spd-kreisrat Michael Helfert: „Schon bei den letzten Kommunalwa­hlen war es nicht leicht, ausreichen­d Kandidatin­nen zu finden. Dies dürfte auch diesmal nicht einfacher werden.“

Dennoch sind die Türkheimer Sozialdemo­kraten „optimistis­ch, auch im kommenden Jahr wieder eine ausgewogen­e Liste von geeigneten Personen präsentier­en zu können“.

Die Genossen wollen „vor allem durch persönlich­e Gespräche Menschen davon überzeugen, sich im Gemeindera­t für die Bürgerinne­n und Bürger zu engagieren“, so Borkowski und Helfert. Die Aufstellun­gsversamml­ung für die Gemeindera­tsliste der Türkheimer SPD findet voraussich­tlich Ende des Jahres 2019 statt.

MZ

Keine vorgezogen­e Wahl des Bürgermeis­ters

Alle Parteien führen bereits Gespräche

 ?? Archivfoto: Franz Issing ?? Türkheims Bürgermeis­ter Christian Kähler muss im kommenden Jahr keinen Wahlkampf führen. Er wurde im September 2016 als Nachfolger von Sebastian Seemüller gewählt und damals von Gemeinderä­tin Roswitha Siegert vereidigt.Borkowski
Archivfoto: Franz Issing Türkheims Bürgermeis­ter Christian Kähler muss im kommenden Jahr keinen Wahlkampf führen. Er wurde im September 2016 als Nachfolger von Sebastian Seemüller gewählt und damals von Gemeinderä­tin Roswitha Siegert vereidigt.Borkowski
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