„Bis dahin fließt noch viel Wasser die Wertach hinab“
Wollen die Bürgermeister in Ettringen, Amberg, Wiedergeltingen und Rammingen erneut antreten
Wertachtal In Türkheim gibt es im März 2020 keinen Bürgermeisterwahlkampf. Und in den anderen Wertachtalgemeinden? Offen ist derzeit, ob die Bürgermeister Norbert Führer in Wiedergeltingen und Peter Kneipp in Amberg noch eine Legislaturperiode dran hängen und sich erneut zur Wahl stellen. Beide wollten sich gegenüber der ebenso wenig dazu äußern wie Ettringens Rathauschef Robert Sturm. Und auch Rammingens Rathauschef Anton Schwele will (noch) nichts verraten.
Obwohl Schwele schon im Oktober gegenüber unserer Zeitung durchblicken ließ, dass er an einen Rückzug denkt, gibt sich der 66-Jährige zugeknöpft. Er habe diesbezüglich noch keine Gespräche geführt, behauptet der Ramminger Rathauschef – doch wer den erfahrenen Kommunalpolitiker kennt, der mag das nicht so recht glauben. Zu lange und zu gut kennt der von politischen Gegnern wie Freunden als „schlauer Fuchs“bezeichnete Schwele das kommunalpolitische „Geschäft“, um nicht längst hinter den Kulissen die Weichen entsprechend gestellt zu haben. Schwele sei „mit allen kommunalpolitischen Wassern gewaschen“, wird ihm respektvoll nachgesagt.
Offiziell bleibt Schwele aber auch gegenüber der hartnäckig: Nein, er habe sich noch nicht endgültig
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entschieden, ob er bei der nächsten Kommunalwahl im Jahr 2020 noch einmal für das Amt des Ramminger Bürgermeisters kandidieren werde.
Gleichzeitig hatte er aber auch ganz unverblümt zugegeben, dass er sich angesichts seines Alters und der Zeit im Amt sein Karriereende durchaus vorstellen könnte: „Ich wäre dann 24 Jahre im Amt und mit 68 Jahren ja auch im richtigen Alter“, sagte der ehemalige Landwirt schon damals, der seinen Beruf schon heute mit „Rentner“angibt. Langweilig werde es ihm aber auch im Ruhestand wohl nicht werden, sagte Schwele damals schmunzelnd mit Blick auf seine quirlige Enkeltochter Skyla und sein nicht minder heiß geliebtes Hobby Bergwandern.
Auch über einen mutmaßlichen Nachfolger wurde damals schon spekuliert: Es gilt in Rammingen als „offenes Geheimnis“, dass der aktuelle 2. Bürgermeister Fritz Böckh, als Favorit gilt.
Momentan befinden sich die Ramminger Kommunalpolitiker laut Schwele diesbezüglich „in vorbereitenden Gesprächen“, aber es gebe noch „keine weitergehenden Entscheidungen“. Die Kandidatinnen und Kandidaten werden laut Schwele Ende Dezember 2019/Anfang Januar 2020 auf öffentlichen Nominierungsversammlungen benannt.
Auch Norbert Führer in Wiedergeltingen wollte sich nur sehr vage äußern: Die nächsten Kommunalwahlen liegen noch ein gutes Jahr vor uns“, so Führer. Noch hätten dazu überhaupt keine Gespräche stattgefunden, sagt Führer: „Dieses Thema werden wir in den kommenden Monaten innerhalb des Bürgervereins Wiedergeltingen behandeln. Diese Gruppierung hat mich 2014 auch nominiert“, so der 58-Jährige.
Noch völlig unentschlossen gibt sich Ambergs Bürgermeister Peter Kneipp: „Da muss ich leider passen. Wir haben uns mit dem Thema noch gar nicht befasst. Ich habe auch noch keine Entscheidung getroffen“, so der 60-jährige Kneipp.
Nur wenig Verständnis hatte Ettringens Bürgermeister für die entsprechende Anfrage unserer Zeitung: „Glauben sie wirklich, dass in einem kommunalen Gremium diese Fragen ein Jahr vor der Kommunalwahl Gegenstand der Beschäftigung sind?“, so Sturm, der damit den entsprechenden Bemühungen der Kommunalpolitiker unter anderem in Türkheim energisch widerspricht, denn: „Wenn es so wäre, dann wäre es schlecht bestellt. In den meisten kommunalen Vertretungsorganen wird Sachpolitik geleistet und keine Selbstbeschäftigung und auch kein Parteien- und Wählergruppierungsgeklüngel“, ist Robert Sturm überzeugt.
Es sei in Ettrinmgen bisher immer gelungen, Menschen zu gewinnen, die sich für andere einsetzen. Es gebe „eine Mischung zwischen politischen Gruppierungen und dörflichen Listen“, die jeweiligen Vorsitzenden sprechen laut Sturm dann „Menschen an, die sie für geeignet halten; andere kommen selbst auf die Gruppierungen zu“.
Zunächst werde jedoch auf das „bestehende Personal“eingegangen, so Sturm. Eine entsprechende Entscheidung müsse man dann schon bei jedem Einzelnen nachfragen. Zu seiner eigenen Zukunft als Ettringer Bürgermeister will sich der 53-jährige Sturm nicht in die Karten schauen lassen: „Ob ich noch einmal kandidiere, hängt nicht von mir allein ab, sondern ob ich aufgestellt werde. Diese Aufstellungsversammlungen finden eher kurz vor den Wahlen statt.“
Als Bürgermeister und Csukreisrat gehöre er zwar einer Partei an – dies falle ihm „jedoch bei der täglichen Arbeit nicht so auf“. Außerdem sei er ja auch nicht der Ortsvorsitzende, der eine politische Vereinigung führt: „Das halte ich bei unserer Konstellation für einen großen Vorteil“. Und da „die Chemie zwischen dem Ortsvorsitzenden und dem Bürgermeister stimmt, kann man dadurch sich auf seine jeweilige Aufgabe konzentrieren“.
Zum Thema „mehr Frauen in die Gremien“hat Sturm eine klare Meinung: „Ich arbeite mit allen Gemeinderatsmitgliedern zusammen, egal ob sie Männer oder Frauen sind. Ich glaube, dass auf kommunaler Ebene niemand gewählt wird, weil er Mann oder Frau ist, sondern weil die Leute ihren Gemeinderäten es zutrauen. Das Geschlecht ist dabei zweitrangig“, so Sturm.
Die meisten Menschen würden das Erreichen eines Amtes ohnehin für einen Selbstläufer halten, aber: „Dem ist nicht so und – was noch wichtiger ist – ist es, nach einer Aufstellung als Kandidat, ob die Bürgerinnen und Bürger es einem zutrauen, Führung und die Vertretung ihrer Interessen wahrnehmen zu können“, betont Sturm.
Er ist daher ganz gelassen: „Bis zur Wahl wird noch viel Wasser die Wertach hinabfließen und voreilige Positionierungen, die man nicht selbst in der Hand hat, sind nicht meins.“