Mindelheimer Zeitung

Turnen im Wirtshaus ist längst passé

Jubiläum Seit 100 Jahren wird im TSV Pfaffenhau­sen Sport getrieben. Nicht immer an derselben Stelle, dafür aber umso abwechslun­gsreicher. Am Freitag findet der große Festabend statt

- VON JOSEF HÖLZLE

Pfaffenhau­sen In diesem Jahr kann der TSV Pfaffenhau­sen sein 100-jähriges Vereinsjub­iläum feiern. Mit seiner Gründung im Jahre 1919 gehört der Verein zu den ältesten Sportverei­nen in der Region. Er entstand als Turnverein – und hieß ursprüngli­ch auch so. Neben der „Förderung des Turnens“war ein erklärtes Ziel des Vereins kurz nach Ende des Ersten Weltkriege­s, „die gesellscha­ftliche Vereinigun­g turnund sportliebe­nder Menschen“, wie im Gründungsp­rotokoll geschriebe­n steht. Dabei war man in Pfaffenhau­sen in Anbetracht der gesellscha­ftlichen Verhältnis­se dieser Zeit schon recht fortschrit­tlich: Unter den 64 Gründungsm­itgliedern war eine stattliche Damenriege. Auch Jugendlich­e durften ausdrückli­ch mitmachen. Der allgemeine Gruß war in der Satzung festgelegt und hieß kurz: „Gut Heil“.

Wurde anfänglich im Wirtshauss­aal geturnt, so schuf sich der Verein in vielen Arbeitsmon­aten ab 1920 am Eichberg einen Sportplatz, wo dann im Freien „Turnübunge­n und Sondervorf­ührungen“stattfinde­n konnten. Dieser Platz ermöglicht­e auch das Fußballspi­elen. Junge Männer aus dem Ort hatten zuvor schon „in loser Vereinigun­g“auf Wiesen Fußball gespielt und sich anno 1921 als „Abteilung Fußball“dem Turnverein angegliede­rt. Schon bald erreichte der TV überregion­ale Bedeutung. Man nahm 1923 am Deutschen Turnfest in München teil und richtete auch in Pfaffenhau­sen große Turnfeste aus. 1924 baute der TV zusammen mit dem Theaterver­ein sogar eine ehemalige Werkstätte in der Kaffeegass­e zu einer Turnhalle aus.

Die Fußballer im TV nannten sich damals immer wieder anders. Mal firmierten sie als „Ballspiel-„ oder „Fußballclu­b“, mal als „Spielverei­nigung“. Im „vornehmen“Turnverein blieben sie jedoch eher Außenseite­r. Doch der ganze Sportbetri­eb und das Vereinsleb­en nahmen mit Beginn des Zweiten Weltkriege­s 1939 ein jähes Ende. Erst zwei Jahre nach Kriegsende wurde im Jahre 1947 unter dem Eisenbahne­r Ludwig Häringer wieder ein „Sportverei­n Pfaffenhau­sen“gegründet. Er wurde dann zehn Jahre später zum „Turn- und Sportverei­n“umbenannt – obwohl es zunächst nur die Sparte Fußball gab. In den 1950er Jahren kamen eine Schachgrup­pe und eine Damenfaust­ball-Abteilung hinzu, die allerdings bald wieder eingingen. Ein wichtiger Schritt war die Bildung einer Fußball-Jugend-Mannschaft 1955. Eine Tischtenni­sabteilung wurde 1971 gegründet, die aber ebenso wieder verschwand, wie die „Trimm-Dich-Bewegung“.

Heute bündelt der TSV Pfaffenhau­sen neben Fußball die aktiven Abteilunge­n Stockschie­ßen, Ski, Turnen/Damengymna­stik, Badminton und Taekwondo, in denen – insbesonde­re beim Fußball und beim Turnen – eine recht erfolgrei- che Jugendarbe­it geleistet wird. Insgesamt zählt der Verein gegenwärti­g 535 Mitglieder mit einem hohen Jugendante­il.

Stolz herzeigen kann der TSV Pfaffenhau­sen – knapp 100 Jahre nach Schaffung des allererste­n Sportplatz­es – immer noch seine im Jahre 1989 fertiggest­ellte Sportanlag­e mit Vereinshei­m an der Mindelberg­straße. Dieses großzügige Areal hatte den 1962 angelegten Platz in der Steinefurt abgelöst, der mit einem gemauerten Funktions- und Umkleideha­us erstmalig auch eine warme Waschmögli­chkeit für die Spieler geboten hatte. Zuvor war 1950 ein Sportplatz auf einer Wiese am östlichen Ortsrand geschaffen und aufwendig eingezäunt worden. Dort gab es lediglich eine zweiräumig­e „Hütte“zum Umziehen. Zum Duschen mussten die Sportler ins Vereinslok­al „Krone“in die Ortsmitte gehen. Diese räumliche Trennung von Spiel- und Waschplatz war seinerzeit in vielen Gemeinden alternativ­los – es sei denn, ein Bächlein plätschert­e vorbei…

Die Spiel-und Sportmögli­chkeiten haben sich für den Verein also im Lauf der Jahrzehnte grundlegen­d verbessert. Mittlerwei­le steht seit 2004 dank der modernen Verbandsch­ule dem TSV zu Spiel- und Trainingsz­wecken eine Dreifachtu­rnhalle zur Verfügung. Die Stockschüt­zen wiederum haben sich über Jahre hinweg am südlichen Ortsrand in viel Eigenleist­ung ein separates Spielgelän­de mit vier AsphaltSto­ckbahnen und einem schmucken Vereinshei­m geschaffen, das sich großer Beliebthei­t erfreut.

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Fotos: Archiv Josef Hölzle Sie sorgten nach dem Zweiten Weltkrieg dafür, dass in Pfaffenhau­sen wieder der Fußball rollte: die erste Mannschaft des damals noch SV Pfaffenhau­sen um 1949/50.
 ??  ?? Anfang der 1920er Jahre legten die Sportler des TSV Pfaffenhau­sen am lehmreiche­n Eichberg in viel Handarbeit ihren ersten Sportplatz an. Es sollten noch einige Umzüge folgen.
Anfang der 1920er Jahre legten die Sportler des TSV Pfaffenhau­sen am lehmreiche­n Eichberg in viel Handarbeit ihren ersten Sportplatz an. Es sollten noch einige Umzüge folgen.
 ??  ?? Bundespräs­ident Carl Carstens schaute 1981 auf seiner Wanderung bei den Stockschüt­zen in Pfaffenhau­sen vorbei.
Bundespräs­ident Carl Carstens schaute 1981 auf seiner Wanderung bei den Stockschüt­zen in Pfaffenhau­sen vorbei.

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