Wer profitiert von den Tourismus-Millionen?
Wirtschaft 111 Millionen Euro beträgt der Bruttoumsatz aus dem Tourismus in Bad Wörishofen. Das Geld geht an ganz unterschiedliche Anbieter
Bad Wörishofen Diese Zahl ist enorm: Rund 111 Millionen Euro beträgt der Bruttoumsatz aus dem Tourismus in Bad Wörishofen. Das hat eine Berechnung von Kurdirektorin Petra Nocker ergeben (wir berichteten). Doch welche Branchen in der Kneippstadt profitieren davon am meisten, welche weniger? Und vor allem: Wie gelingt es künftig, die Einnahmen zu stabilisieren oder sogar zu steigern? Auch darauf hat die Kurdirektorin Antworten.
Nach ihren Zahlen geben Übernachtungsgäste in Bad Wörishofen pro Tag im Schnitt etwa 101 Euro aus. Tagesgäste lassen 29,80 Euro in der Stadt. Nocker hat als Basis ihrer Berechnungen die Zahlen des deutschen wirtschaftswissenschaftlichen Institutes für Fremdenverkehr (DWIF) herangezogen. Aktuellere Erhebungen gibt es nicht. Im Gastgewerbe Bad Wörishofens landeten demnach im vergangenen Jahr rund 51,2 Millionen der 111 Millionen Euro. Auf den Einzelhandel entfielen rund 39,4 Millionen Euro. Der Dienstleistungsbereich profitierte einem Bruttoumsatz von etwa 20,3 Millionen Euro vom Tourismus. Nocker unterteilt zudem in direktes und indirektes Einkommen aus dem Tourismus und liefert so noch eine andere Aufschlüsselung.
Auf jene, die in Bad Wörishofen unmittelbar mit dem Tourismus zu tun haben, entfallen demnach 34,1 Millionen der 111 Millionen Euro. Das indirekte Einkommen dagegen liegt bei etwa 21,4 Millionen Euro. Unter dieser Summe versammeln sich etwa Zulieferer.
Von den direkten Ausgaben profitieren dagegen etwa Hotelbetreiber, Lebensmittelhändler, Einzelhändler, Taxiunternehmen, Fahrradverleiher, Stadtführer oder Busunternehmer. 2086 Arbeitsplätze im Tourismus gab es laut Nocker im vergangenen Jahr in Bad Wörishofen. Das Steueraufkommen aus dem touristischen Einkommen lag bei rund 10,7 Millionen Euro.
Damit die Zahlen nicht sinken, sondern bestenfalls sogar steigen, muss Bad Wörishofen seine Gäste an sich binden und immer mehr neue Gäste hinzugewinnen. Das umso mehr, da weiterhin die durch- schnittliche Aufenthaltsdauer sinkt, zuletzt auf 4,4 Tage. Hier liegt die Kneippstadt im bayernweiten Trend, wie Nockers Erhebungen zeigen.
Sie hat Bad Wörishofen mit anderen Kurorten verglichen, was nicht ganz einfach war, wie sie sagt. „Da muss man schon sehr genau hinter die Kulissen blicken“, berichtete sie im Kurausschuss. So habe Bad Wörishofen etwa 170 klinische Betten im Angebot, die mit durchschnittliche Aufenthalte von 20 Tagen bringen. Andere Orte haben weit mehr dieser Betten, was natürlich deren Verweildauer-Statistik stärkt. Ein paar vergleichbare Orte hat Nocker aber gefunden, etwa Prien am Chiemsee, Oy-Mittelberg, Ottobeuren, Bad Kötzting, Oberstdorf oder Günzburg.
Die Günzburger haben Bad Wörishofen gerade erst bei der Zahl der Gästeankünfte abgehängt. Diese exmit plodierte förmlich von 140000 im Jahr 2016 auf 313000 im Jahr 2017. Der Grund dafür sei der große Erfolg des neuen Piratenhotels im Legoland, berichtete Nocker. Die Gäste bleiben aber nur kurz, sodass Bad Wörishofen bei der Zahl der Übernachtungen wieder vorn ist.
Insgesamt schwimmt die Kneippstadt in allen von Nocker aufgezeigten Vergleichen im Mittelfeld. Mit neuer Werbeagentur, verbesserter Kundenansprache und neuen Angeboten wie etwa „Waldbaden“oder der Bewerbung als „Heilwald“will Nockers Stellvertreterin Cathrin Herd dafür sorgen, dass es in Bad Wörishofen weiterhin Gästerekorde gibt – und irgendwann vielleicht auch die Übernachtungszahlen wieder steigen. Die Stadt trommelt dafür bei Messen, plant einen neuen Internetauftritt und lädt zu Pressereisen ein.
Dass man auch über neue Angebote für die Weihnachtszeit spreche, berichtete Martin Steinle als Vertreter der Bad Wörishofer Hoteliers im Kurausschuss. „Ganz oben auf der Liste“der Gespräche stehe aber das Thema Kur.
Petra Nocker