Mindelheimer Zeitung

Wer profitiert von den Tourismus-Millionen?

Wirtschaft 111 Millionen Euro beträgt der Bruttoumsa­tz aus dem Tourismus in Bad Wörishofen. Das Geld geht an ganz unterschie­dliche Anbieter

- VON MARKUS HEINRICH

Bad Wörishofen Diese Zahl ist enorm: Rund 111 Millionen Euro beträgt der Bruttoumsa­tz aus dem Tourismus in Bad Wörishofen. Das hat eine Berechnung von Kurdirekto­rin Petra Nocker ergeben (wir berichtete­n). Doch welche Branchen in der Kneippstad­t profitiere­n davon am meisten, welche weniger? Und vor allem: Wie gelingt es künftig, die Einnahmen zu stabilisie­ren oder sogar zu steigern? Auch darauf hat die Kurdirekto­rin Antworten.

Nach ihren Zahlen geben Übernachtu­ngsgäste in Bad Wörishofen pro Tag im Schnitt etwa 101 Euro aus. Tagesgäste lassen 29,80 Euro in der Stadt. Nocker hat als Basis ihrer Berechnung­en die Zahlen des deutschen wirtschaft­swissensch­aftlichen Institutes für Fremdenver­kehr (DWIF) herangezog­en. Aktuellere Erhebungen gibt es nicht. Im Gastgewerb­e Bad Wörishofen­s landeten demnach im vergangene­n Jahr rund 51,2 Millionen der 111 Millionen Euro. Auf den Einzelhand­el entfielen rund 39,4 Millionen Euro. Der Dienstleis­tungsberei­ch profitiert­e einem Bruttoumsa­tz von etwa 20,3 Millionen Euro vom Tourismus. Nocker unterteilt zudem in direktes und indirektes Einkommen aus dem Tourismus und liefert so noch eine andere Aufschlüss­elung.

Auf jene, die in Bad Wörishofen unmittelba­r mit dem Tourismus zu tun haben, entfallen demnach 34,1 Millionen der 111 Millionen Euro. Das indirekte Einkommen dagegen liegt bei etwa 21,4 Millionen Euro. Unter dieser Summe versammeln sich etwa Zulieferer.

Von den direkten Ausgaben profitiere­n dagegen etwa Hotelbetre­iber, Lebensmitt­elhändler, Einzelhänd­ler, Taxiuntern­ehmen, Fahrradver­leiher, Stadtführe­r oder Busunterne­hmer. 2086 Arbeitsplä­tze im Tourismus gab es laut Nocker im vergangene­n Jahr in Bad Wörishofen. Das Steueraufk­ommen aus dem touristisc­hen Einkommen lag bei rund 10,7 Millionen Euro.

Damit die Zahlen nicht sinken, sondern bestenfall­s sogar steigen, muss Bad Wörishofen seine Gäste an sich binden und immer mehr neue Gäste hinzugewin­nen. Das umso mehr, da weiterhin die durch- schnittlic­he Aufenthalt­sdauer sinkt, zuletzt auf 4,4 Tage. Hier liegt die Kneippstad­t im bayernweit­en Trend, wie Nockers Erhebungen zeigen.

Sie hat Bad Wörishofen mit anderen Kurorten verglichen, was nicht ganz einfach war, wie sie sagt. „Da muss man schon sehr genau hinter die Kulissen blicken“, berichtete sie im Kurausschu­ss. So habe Bad Wörishofen etwa 170 klinische Betten im Angebot, die mit durchschni­ttliche Aufenthalt­e von 20 Tagen bringen. Andere Orte haben weit mehr dieser Betten, was natürlich deren Verweildau­er-Statistik stärkt. Ein paar vergleichb­are Orte hat Nocker aber gefunden, etwa Prien am Chiemsee, Oy-Mittelberg, Ottobeuren, Bad Kötzting, Oberstdorf oder Günzburg.

Die Günzburger haben Bad Wörishofen gerade erst bei der Zahl der Gästeankün­fte abgehängt. Diese exmit plodierte förmlich von 140000 im Jahr 2016 auf 313000 im Jahr 2017. Der Grund dafür sei der große Erfolg des neuen Piratenhot­els im Legoland, berichtete Nocker. Die Gäste bleiben aber nur kurz, sodass Bad Wörishofen bei der Zahl der Übernachtu­ngen wieder vorn ist.

Insgesamt schwimmt die Kneippstad­t in allen von Nocker aufgezeigt­en Vergleiche­n im Mittelfeld. Mit neuer Werbeagent­ur, verbessert­er Kundenansp­rache und neuen Angeboten wie etwa „Waldbaden“oder der Bewerbung als „Heilwald“will Nockers Stellvertr­eterin Cathrin Herd dafür sorgen, dass es in Bad Wörishofen weiterhin Gästerekor­de gibt – und irgendwann vielleicht auch die Übernachtu­ngszahlen wieder steigen. Die Stadt trommelt dafür bei Messen, plant einen neuen Internetau­ftritt und lädt zu Pressereis­en ein.

Dass man auch über neue Angebote für die Weihnachts­zeit spreche, berichtete Martin Steinle als Vertreter der Bad Wörishofer Hoteliers im Kurausschu­ss. „Ganz oben auf der Liste“der Gespräche stehe aber das Thema Kur.

Petra Nocker

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