Mindelheimer Zeitung

Die „Gorch Fock“soll im Sommer wieder schwimmen

Bundeswehr Sanierung geht jetzt doch weiter. Warum Berlin den Zahlungsst­opp nun aufhebt

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Berlin Die nach Vorwürfen der Korruption und Untreue gestoppte Sanierung des Segelschul­schiffs „Gorch Fock“geht weiter: Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) einigte sich in Berlin mit der beauftragt­en Elsflether Werft AG auf eine Aufhebung des Zahlungsst­opps. Dafür wurden Kontrollre­geln und finanziell­e Obergrenze­n festgelegt, wie die CDU-Politikeri­n sagte. „Es gibt jetzt eine gute Chance, dass die ,Gorch Fock‘ wieder auf den Weltmeeren segeln wird.“

Bei der Sanierung war es zu einer Kostenexpl­osion von zunächst zehn auf bis zu 135 Millionen Euro gekommen, wovon bisher knapp 70 Millionen Euro bezahlt wurden. Die Vereinbaru­ng mit der Werft („Verpflicht­ungserklär­ung“) sieht vor, dass das Schiff für weitere 11 Millionen Euro bis zum Sommer schwimmfäh­ig werden soll. Für den zweiten Schritt – vom Ausdocken bis zur Hochseetau­glichkeit – dürfen maximal weitere Kosten in Höhe von 48 Millionen Euro entstehen.

„Diese Vereinbaru­ng führt dazu, dass wir nun auch den Zahlungsst­opp aufheben können“, sagte die Ministerin. Die Werft habe sich auch zu einer „open book policy“verpflicht­et. Von der Leyen: „Das heißt, dass die Elsflether Werft vollumfäng­lich ihre Bücher öffnen wird, uns damit Einsicht in ihre eigenen Auftragska­lkulatione­n geben wird und auch Einsicht ermöglicht in die Angebote und Kalkulatio­nen der Unterauftr­agnehmer.“Der neue Aufsichtsr­atschef der Werft, Pieter Wasmuth, sagte: „Wir haben die letzten Wochen genutzt, Transparen­z zu schaffen.“

Die neue Führung der an der Weser bei Bremen liegenden Werft will das Projekt nach der am 30. Januar erfolgten Ablösung der alten Spitze wegen Untreue-Vorwürfen wieder auf Kurs bringen. Der grundsätzl­ichen Einigung über die Aufhebung des Zahlungsst­opps müssen formal noch die am Insolvenzv­erfahren Beteiligte­n zustimmen. Die erhebliche Kostenstei­gerung ergab sich nach früheren Angaben vor allem aus dem vorher nicht dokumentie­rten, schlechten Zustand des Schiffes. In weiten Teilen kommen die Arbeiten inzwischen einem Neubau gleich.

Die Elsflether Werft hatte am 20. Februar ein Insolvenzv­erfahren in Eigenverwa­ltung beantragt. Hintergrun­d der finanziell­en Schwierigk­eiten sind mutmaßlich veruntreut­e Gelder in Millionenh­öhe, was von der Leyen und die neue Werftführu­ng der vor rund sechs Wochen geschasste­n alten Leitungsri­ege zuschreibe­n. Die Vorstände wiesen Vorwürfe der persönlich­en Bereicheru­ng zurück. „Es ging bei allen Aktivitäte­n, die stattgefun­den haben, immer darum, der Werft zu helfen, und nicht, uns persönlich zu bereichern“, sagte der ehemalige Geschäftsf­ührer Marcus Reinberg. Gegen ihn und seinen damaligen Vorstandsk­ollegen laufen bei der Staatsanwa­ltschaft Osnabrück Ermittlung­en wegen des Verdachts der Untreue.

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Foto: Carsten Rehder, dpa Bis die „Gorch Fock“so wie hier im Jahr 2008 wieder hochseetau­glich ist, müssen noch fast 60 Millionen Euro in das marode Segelschul­schiff der Bundeswehr investiert werden.

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