„Nicht für neun Euro fliegen“
Bilanz Lufthansa-Chef Carsten Spohr wehrt sich gegen Billig-Preise. Trotzdem rechnet die Kranich-Linie kaum mehr mit Wachstum
Frankfurt Die Lufthansa stößt immer deutlicher an ihre Wachstumsgrenzen. Der nach eigenen Angaben umsatzstärkste Airline-Konzern der Welt hat für das laufende Jahr das geplante Wachstum seines Flugangebots reduziert, trennt sich perspektivisch von seinen größten Flugzeugen und erwartet auf hohem Niveau stagnierende Gewinne. Für 2019 hat sich das Management vorgenommen, die nach der Übernahme großer Air-Berlin-Teile stark gewachsene Billigmarke Eurowings zurück in die Gewinnzone zu bringen.
„Wir sind überzeugt, dass wir in Europa kein blindes Wachstum um jeden Preis, sondern qualitatives Wachstum brauchen“, sagte Vorstandschef Carsten Spohr am Donnerstag bei der Bilanzvorstellung in Frankfurt. Sein Unternehmen baue das Angebot in diesem Sommer lediglich um 1,9 Prozent statt der bislang geplanten 3,8 Prozent aus. Aus einem zerstörerischen Preiskampf will sich Lufthansa heraushalten. Spohr erklärte: „Ich sehe in dieser Branche keinen Grund, für neun Euro durch die Luft zu fliegen. Das ist ökonomischer und ökologischer Wahnsinn. Wir beginnen bei 35 Euro.“
Weitere Einschränkungen seien durch die nicht mitwachsende Infrastruktur am Boden und bei der Kontrolle des Luftraums zu erwarten. Spohr erneuerte seine Kritik an Flugsicherung und Flughäfen. Die Personenkontrollen an deutschen Flughäfen seien technologisch rückständig und nicht halb so effizient wie im europäischen Ausland. „Das kann man sich als Deutschland nicht leisten“, schimpfte der LufthansaChef.
In der Flottenpolitik verabschiedet sich Lufthansa von einigen ganz großen Jets. Bereits am Mittwoch hatte das Unternehmen angekündigt, sechs ihrer 14 Super-Jumbos vom Typ A380 an Airbus zurückzugeben. Um nicht zu stark vom Lieferanten Airbus abhängig zu sein, bestellte Lufthansa parallel 20 787-Dreamliner beim Konkurrenten Boeing. Einen Vorteil hat der Konzern bereits bei den kleineren Jets: Die weiträumigen Flugverbote, die Behörden nach zwei Abstürzen für Boeings Mittelstreckenflieger 737 Max verhängt haben, treffen die Lufthansa mit ihrer reinen Airbus-Flotte nicht. Spohr bezeichnete das Boeing-Flugverbot als „richtige Entscheidung“.
Nach dem Lufthansa-Rekordjahr 2017 ging der operative Gewinn der Lufthansa im abgelaufenen Jahr um rund vier Prozent auf gut 2,8 Milliarden Euro zurück. Für das kommende Jahr traut sich der Dax-Konzern zwischen 2,4 und drei Milliarden Euro Gewinn zu. Die Aktie gab an den Börsen zunächst deutlich nach. 2018 machte der Konzern gestiegene Kosten für Kerosin, das Flugchaos des vergangenen Sommers und die Integration von 77 Jets der insolventen Fluglinie Air Berlin bei der Tochter Eurowings weitgehend wett. Lufthansa steigerte ihren Umsatz um sechs Prozent auf den Rekordwert von 35,8 Milliarden Euro. Christian Ebner
und Steffen Weyer, dpa