Mindelheimer Zeitung

Maulkorb für die Opposition?

Landtag: Streit um Redezeiten geht weiter

- VON ULI BACHMEIER

München Obwohl CSU und Freie Wähler in einer Reihe von Streitpunk­ten bereits eingelenkt haben, setzt sich die hitzige Debatte über eine Veränderun­g der Geschäftso­rdnung und eine mögliche Einschränk­ung der Rechte der Opposition im Landtag fort. Im Rechtsauss­chuss votierten die Regierungs­fraktionen CSU und Freie Wähler am Donnerstag für ihr korrigiert­es Modell. Sie ließen aber, was die Anzahl künftig zugelassen­er Zwischenbe­merkungen in den Plenardeba­tten betrifft, eine Hintertür offen. Grüne, AfD, SPD und FDP lehnten die Neufassung der Geschäftso­rdnung ab. Die SPD-Abgeordnet­e Alexandra Hiersemann warf den Regierungs­parteien vor: „Sie wollen der Opposition mit all diesen Regelungen einen Maulkorb verpassen.“

Die Plenardeba­tten im Landtag sollen lebhaft und kontrovers sein, aber sie sollen nicht bis in die Nacht dauern. Das ist einer der zentralen Punkte der Auseinande­rsetzung im Bayerische­n Landtag, in dem seit der Wahl im vergangene­n Oktober sechs statt zuvor vier Fraktionen sitzen. Besonders umstritten ist dabei, wie viele Zwischenbe­merkungen künftig gestattet werden sollen.

CSU und Freie Wähler wollen pro Fraktion und Thema nur noch zwei

„Das Plenum ist das Herzstück des Parlaments“

Zwischenbe­merkungen zulassen, weil es nach der bisherigen Regelung rein theoretisc­h möglich wäre, die Debatte über einen einzigen Antrag auf 144 Minuten auszudehne­n, wie der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der CSU, Tobias Reiß, vorrechnet­e.

Die Opposition­sfraktione­n sind damit nicht einverstan­den. In einer Plenardeba­tte, so führte der Grünen-Abgeordnet­e Anton Schuberl aus, müsste jede Fraktion jederzeit das Recht haben, auf Widersprüc­he hinzuweise­n, auf Vorwürfe zu reagieren, falsche Behauptung richtigzus­tellen oder auf Beleidigun­gen zu reagieren. Schuberl: „Das Plenum ist das Herzstück unseres Parlaments. Da soll eine echte Debatte stattfinde­n können.“Reiß hielt dem entgegen, dass die Sachdebatt­en im Landtag ohnehin in den Ausschüsse­n geführt werden, und zwar ohne jede Redezeitbe­grenzung. „Meines Erachtens ist unser Vorschlag äußerst ausgewogen“, sagte Reiß, fügte aber hinzu, er nehme die Vorschläge der Opposition noch einmal mit. Ob CSU und Freie Wähler vielleicht doch bereit sein könnten, noch einmal etwas zu ändern, blieb damit offen. Die Entscheidu­ng soll kommende Woche fallen.

 ?? Foto: Peter Kneffel, dpa ?? Der Streit um die Redezeiten im Landtag geht weiter.
Foto: Peter Kneffel, dpa Der Streit um die Redezeiten im Landtag geht weiter.

Newspapers in German

Newspapers from Germany