Mindelheimer Zeitung

So wichtig ist Augsburgs OB für die CSU

Hintergrun­d Warum Ex-Parteichef Seehofer Kurt Gribl förderte und wie es jetzt weitergeht

- VON ULI BACHMEIER

München/Augsburg Mit Wucht in die öffentlich­e politische Debatte hat sich Kurt Gribl als stellvertr­etender CSU-Vorsitzend­er nie gedrängt. Für den früheren CSU-Chef Horst Seehofer aber war der scheidende Augsburger Oberbürger­meister als kommunalpo­litischer Kopf phasenweis­e eine eminent wichtige Figur.

Zu den Besonderhe­iten des rasanten Aufstiegs Gribls, der erst nach seiner OB-Wahl in die CSU eingetrete­n war, gehört die Berufung in die Riege der stellvertr­etenden Parteivors­itzenden im November 2015. Dass eigens für ihn ein fünfter Stellvertr­eterposten geschaffen wurde, hatte im wesentlich­en zwei Gründe. Erstens: Die CSU wollte – auch in Konkurrenz zu den SPD-Oberbürger­meistern in den Städten sowie zu den Freien Wählern in den ländlichen Regionen – ihre kommunalpo­litische Kompetenz demonstrie­ren. Zweitens: Der damalige CSU-Chef Seehofer schätzte die sachliche Herangehen­sweise des Augsburger Stadtoberh­aupts außerorden­tlich.

Für Gribl wiederum war Seehofer so etwas wie „ein väterliche­r Freund“. Er sei gerne bereit, dem Ruf Seehofers zu folgen, sagte Gribl damals kurz vor seiner Wahl im November 2015. Er sah sich als „starke Stimme der Städte“und zugleich als „ein Gewicht für Schwaben“in der CSU. Im Zusammenwi­rken von Seehofer und Gribl, so heißt es bis heute in der schwäbisch­en CSU, habe sich das Verhältnis zwischen der Staatsregi­erung und der Stadt Augsburg zum Besseren gewandelt. Nie zuvor sei so viel staatliche­s Geld nach Augsburg geflossen. Die Münchner Spottreden über „Augsburg an der Jammer“gehörten damit der Vergangenh­eit an.

Innerhalb der Partei galt Gribl als zurückhalt­end. Zwar war er für die CSU die „Stimme der Kommunen“in den Koalitions­verhandlun­gen in Berlin. Im Parteivors­tand aber sei er, so berichten Mitglieder, nur selten mit Beiträgen aufgefalle­n. „In der Runde der Stellvertr­eter aber“, so sagt Seehofer, „war Kurt Gribl immer präsent mit einer klaren Meinung und einer sauberen politische­n Analyse. Er war kein Mitläufer. Er hat schon Position bezogen.“

Ob mit dem Abschied vom Amt des OB auch Gribls Zeit als Parteivize zu Ende gehen wird, steht noch nicht fest. Einzelne Stimmen im CSU-Vorstand sagen, dass das Amt wieder mit einem aktiven Kommunalpo­litiker besetzt werden sollte. Gribl will erst Gespräche führen. Er sagt: „Wenn man mich brauchen kann, stehe ich zur Verfügung.“

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Foto: Hildenbran­d, dpa Kurt Gribl und Horst Seehofer (r.) können gut miteinande­r.

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