Mindelheimer Zeitung

„Wir wollen ein bisschen unbequem sein“

Interview Wenn Luisa Neubauer und ihre Mitstreite­r heute zum Schulstrei­k aufrufen, werden wohl tausende Schüler mitmachen. Uns hat Luisa erzählt, wie lange sie noch streiken will

- VON MARC NIEDZOLKA

Greta Thunberg aus dem Land Schweden hat angefangen. Mittlerwei­le machen Menschen auf der ganzen Welt mit, vor allem Schülerinn­en und Schüler. Jeden Freitag demonstrie­ren sie, anstatt zur Schule zu gehen. In Deutschlan­d gehört Luisa Neubauer zu den besonders bekannten Demonstran­tinnen. Sie ist 22 Jahre alt und studiert eigentlich. Doch zurzeit organisier­t sie den Protest mit. Sie und Tausende andere fordern: Politiker müssen mehr gegen den Klimawande­l tun und zum Beispiel neue Regeln festlegen.

Euren Demo-Aufrufen folgen tausende Schülerinn­en und Schüler. Warum klappt das so gut?

Luisa Neubauer: Weil alle mitmachen können. Das heißt: Alle, die wollen, können ihre eigenen Schilder mitbringen. Sie können was erzählen auf der Bühne und können auch mitorganis­ieren, wenn sie wollen. Und gleichzeit­ig ist bei uns immer gute Stimmung. Wir hören viel Musik und wir haben tolle Leute, die spannende Sachen erzählen. Das macht auch richtig Spaß, dabei zu sein.

Wer kommt alles zu euren Demos?

Neubauer: Es kommen ganz, ganz viele Schülerinn­en und Schüler von der ersten bis zur zwölften oder 13. Klasse. Es kommen aber auch Eltern und Lehrerinne­n und Lehrer. Manchmal laden wir junge Politiker und Politikeri­nnen ein. Und oft kommt auch eine Schüler-Band, um zu spielen.

Warum sind die Demos freitags und nicht am Wochenende?

Luisa Neubauer: Wir wollen ein bisschen unbequem sein. Indem wir freitags nicht zur Schule gehen, sondern auf die Straße, übertreten wir ein bisschen die Spielregel­n, die da sind. Und das hat den Effekt, dass auf einmal ganz, ganz viele Menschen darüber sprechen, dass wir diese Regeln brechen – und im Idealfall dann auch anfangen, über das Klima zu sprechen.

Haben Schüler schon Probleme bekommen wegen des Unterricht­sausfalls? Luisa Neubauer: Auch ich bin schon durch einen Test gefallen und habe den nicht bestanden. Immer wieder bekommen junge Menschen Schuleintr­äge oder manchmal auch einen Tadel oder eine Sechs. Wir haben aber ein Team bei uns in der Bewegung, das sich um so was kümmert.

Wie lange wollt ihr weitermach­en? Luisa Neubauer: Wir streiken so lange, bis die Regierung einen Plan hat für unsere Zukunft und unseren Planeten.

Was würdest du Angela Merkel bei einem Treffen sagen?

Luisa Neubauer: Dass sie im Begriff ist, als die Kanzlerin in die Geschichte einzugehen, die noch hätte was machen können für den Planeten – und es dann nicht gemacht hat. Wohlwissen­d, dass es für uns eine Katastroph­e ist. Und aber auch, dass sie jetzt noch die Chance hat, ganz viel zu ändern und dass sie es jetzt noch rumreißen kann.

 ?? Fotos: D. Reinhardt, dpa (Archiv), M. Kappeler, dpa ?? Heute schwänzen wieder tausende Schüler die Schule, um für mehr Klimaschut­z zu demonstrie­ren. Anfang März nahm auch Greta Thunberg an einer Demo in Hamburg teil. Die Schwedin hat mit dem Schulstrei­k für den Klimawande­l angefangen und mittlerwei­le Mitstreite­r auf der ganzen Welt.
Fotos: D. Reinhardt, dpa (Archiv), M. Kappeler, dpa Heute schwänzen wieder tausende Schüler die Schule, um für mehr Klimaschut­z zu demonstrie­ren. Anfang März nahm auch Greta Thunberg an einer Demo in Hamburg teil. Die Schwedin hat mit dem Schulstrei­k für den Klimawande­l angefangen und mittlerwei­le Mitstreite­r auf der ganzen Welt.
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Luisa Neubauer

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