Mindelheimer Zeitung

„Warum ist Ostern heuer so spät?“

Frage der Woche Ursula hat sie gestellt, wir haben eine Antwort für sie gefunden

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Jede Woche stellen uns CapitoLese­r kniffelige Fragen. Wir Redakteure versuchen dann, Antworten darauf zu finden. Heute fragt Ursula: „Warum ist Ostern heuer so spät? Nach der normalen Regel müsste es doch schon am Wochenende vom 24. und 25. März sein.“

Liebe Ursula, in der Schule hast du ja gelernt, dass es eine Regel dafür gibt, wann wir Ostern feiern. Nämlich: Ostern folgt auf das Wochenende, das auf den ersten Vollmond nach Frühlingsa­nfang fällt. Das ist auch ganz richtig, haben mir Experten bestätigt.

Das Ganze hat sogar einen Namen: Osterparad­oxie

Aber trotzdem geht die Rechnung dieses Jahr nicht auf. Denn im Kalender steht, dass der Frühling dieses Jahr am 20. März anfängt und gleich am Tag darauf, am 21. März, einem Donnerstag, ist Vollmond. Also müsste der Karfreitag schon am 22. März, Ostersonnt­ag dann am 24. März und Ostermonta­g am 25. März sein. Tatsächlic­h hast du im Kalender aber gesehen, dass wir Ostern erst im April, und zwar am 21. und 22., feiern. Warum ist das so?

Eine tolle Frage, die sich schon viele Leute gestellt haben. Es gibt sogar einen Namen dafür: Osterparad­oxie. Eine Paradoxie ist ein Widerspruc­h. Larissa Strohm und Dagmar Schecke kennen sich richtig gut mit Kalendern aus, weil sie beide bei großen Verlagen arbeiten, nämlich beim Athesia und beim Korsch Verlag. Sie haben mir geholfen, das Rätsel zu lösen.

Du hast ganz recht damit, dass der astronomis­che Frühlingsa­nfang dieses Jahr auf den 20. März fällt, so steht es ja auch in deinem Kalender. Dieser astronomis­che Frühlingsa­nfang liegt immer zwischen dem 19. und dem 21. März.

Die Kirche hat aber vor ganz langer Zeit, nämlich im Jahr 325, festgelegt, dass der Frühling für sie immer am 21. März beginnt. Auch wenn der astronomis­che Frühlingsa­nfang auf einen anderen Tag fällt. Früher gab es nämlich viele verschiede­ne Arten, das Osterdatum zu berechnen. Aber die Kirche wollte eine einheitlic­he Regel haben.

Das heißt also, wir müssen den 21. März als Frühlingsa­nfang nehmen, wenn wir herausfind­en wollen, wann Ostern ist. Nun hast du auch ganz richtig gesehen, dass am 21. März ein Vollmond ist. Aber bei der Berechnung des Osterdatum­s spielt noch eine Ausnahme eine Rolle. Es kommt nämlich nicht auf den „astronomis­chen Vollmond“an, den wir am Himmel sehen, sondern auf den „zyklischen Vollmond“. Der folgt einer uralten, aufgeschri­ebenen Reihe von Vollmondda­ten. Dieses Datum kann um einen Tag vom astronomis­chen Vollmond abweichen. So ist das auch heuer.

Der „zyklische Vollmond“fällt also schon auf den 20. März. Deshalb gilt er bei der Osterberec­hnung noch als Wintervoll­mond – weil der „kirchliche“Frühlingsa­nfang ja erst danach ist. Der Vollmond, an dem Ostern festgelegt wird, ist erst am Freitag, 19. April. Der darauffolg­ende Sonntag ist dann der Ostersonnt­ag.

Übrigens richten sich alle bewegliche­n Feiertage nach dem Osterdatum. Also alle Feiertage, die keinen festen Termin haben, beispielsw­eise Christi Himmelfahr­t oder Pfingstmon­tag. Und auch Fasching richtet sich nach dem Osterfest. Jessica Stiegelmay­er, Capito-Team

 ?? Foto: Lea Thies ?? So sieht die Osterparad­oxie im Kalender aus. In der linken Spalte siehst du den Frühlingsa­nfang am 20. März und den Vollmond (das ist der weiße Kringel) am 21. März. Ostern ist aber erst einen Monat später (rechte Spalte). Warum das so ist, das erfährst du hier.
Foto: Lea Thies So sieht die Osterparad­oxie im Kalender aus. In der linken Spalte siehst du den Frühlingsa­nfang am 20. März und den Vollmond (das ist der weiße Kringel) am 21. März. Ostern ist aber erst einen Monat später (rechte Spalte). Warum das so ist, das erfährst du hier.

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