Venedig soll verteidigt werden
Italien So erklärte der Bürgermeister der Lagunenstadt, warum Tagestouristen künftig Eintritt für einen Besuch zahlen müssen
Rom/Venedig Auf der Rialto-Brücke, vor dem Dogenpalast oder dem Markusdom in Venedig wimmelt es nur so von Touristen. Und das ist längst zu einem großen Problem für die italienische Lagunenstadt geworden – sie wird der Besuchermassen einfach nicht mehr Herr.
Nun werden Tagestouristen Eintritt zahlen müssen. „Das ist eine Maßnahme, die es in keinem anderen Teil der Welt gibt“, sagte Bürgermeister Luigi Brugnaro am Donnerstag in Rom bei der Vorstellung seiner Pläne. Ein genaues Datum gebe es noch nicht – doch wenn es nach Brugnaro geht, soll es noch vor dem Sommer so weit sein. Wer keine Unterkunft in Venedig gebucht hat, soll also noch dieses Jahr drei Euro Eintritt für seinen VenedigBesuch bezahlen. Ab 2020 soll der Betrag dann auf sechs Euro steigen.
Je nach Saison und Besucherandrang könne der Betrag allerdings auch gesenkt oder weiter angehoben werden, sagte der Bürgermeister: In ruhigen Zeiten würden drei Euro fällig, bei stärkerem Andrang acht Euro, in „außergewöhnlichen“Situationen sogar zehn Euro. Ausgenommen von der Zahlung sind Hotelgäste, die ohnehin eine Ortstaxe entrichten müssen. Zwar wird das Eintrittsgeld Touristen wohl nicht davon abhalten, einen Ausflug in die Stadt zu unternehmen. Aber Bürgermeister Brugnaro geht es auch um etwas anderes. Er will Venedig wieder lebenswert machen – für die Anwohner und für die Touristen.
Die Stadt solle auch weiterhin als Stadt erkennbar sein und gepflegt werden. „Wir wollen die Stadt verteidigen“, sagte er. Die neue Gebühr soll in die Instandhaltung und Reinigung Venedigs fließen. Zudem soll die Maßnahme der Kommune Aufschluss darüber geben, wie viele Touristen überhaupt in der Stadt sind. Der Massentourismus ist für die Lagunenstadt Segen und Fluch zugleich: Die Touristen lassen Geld da – sorgen aber auch für Preissteigerungen, Müll und Staus. Kreuzfahrttouristen sind dabei für Venedig am problematischsten, weil sie in Massen ankommen und bei ihrem kurzen Aufenthalt wenig Geld ausgeben.