Mindelheimer Zeitung

Auch in Irsingen soll Bauen und Wohnen wieder erschwingl­ich werden

Bürgervers­ammlung Mit einem neuen Baugebiet westlich der Stockheime­r Straße reagiert die Marktgemei­nde auf den wachsenden Bedarf. Was die Irsinger sonst noch bewegt

- VON FRANZ ISSING

Irsingen Wohnen im Ortsteil des Wertachmar­ktes wird immer beliebter – und der Wohnraum daher auch immer knapper und teurer. Die Gemeinde will diesem Trend Rechnung tragen und weist westlich der Stockheime­r Straße ein neues 10000 Quadratmet­er großes Neubaugebi­et aus. „Wir hoffen, dass wir noch in diesem Jahr mit der Planung und Erschließu­ng ein gutes Stück vorankomme­n“, so Bürgermeis­ter Christian Kähler bei der Bürgervers­ammlung im Vereinshei­m.

Der Gemeinde Türkheim und auch dem Ortsteil Irsingen stehen in 2019 zahlreiche Projekte ins Haus. So will man den Anbau des Feuerwehrh­auses in Angriff nehmen und bis Mitte 2020 soll auch Irsingen von der LEWtelnet mit einem Glasfasern­etz versorgt sein. Kämmerer ClausDiete­r Hiemer erläuterte den Bürgern detaillier­t die Finanz- und Haushaltsl­age Türkheims und bemerkte dabei nicht ohne Stolz: „Wir sind im vergangene­n Jahr besser über die Runden gekommen als erwartet“. Man habe die guten Jahre genutzt, um Schulden abzubauen, gab Hiemer bekannt. Auch in diesem Jahr will die Gemeinde keine neuen Kredite aufnehmen und kann mit einer Pro-Kopf-Verschuldu­ng von 50 Euro gut leben.

Nach einem Rück- und Ausblick des Bürgermeis­ters über die in 2018 abgeschlos­senen und die in diesem Jahr geplanten Projekte und Baumaßnahm­en zitierte Thomas Maier Zahlen aus der Unfallstat­istik 2018 des Bereiches Türkheim-Irsingen. Der Leiter der dafür zuständige­n Polizei-Inspektion Bad Wörishofen stellte den Irsingern ein gutes Zeugnis aus. Er berichtete von einer drastische­n Zunahme der Verkehrsun­fälle auf Straßen und Autobahnen und betonte: „Türkheim und Irsingen sind da eine rühmliche Ausnahme“.

Nach den Ausführung­en des Polizeihau­ptkommissa­rs hieß es „Feuer frei“für die Sorgen und Anliegen der Bürger. Die haben, was der gute Besuch der Versammlun­g vermuten lässt, großes Interesse am kommunalpo­litischen Geschehen. Unumwunden sagten sie, wo sie der Schuh drückt. So kritisiert­e Michael Bernd, dass viele Fahrzeuge von Stockheim kommend mit zu hoher Geschwindi­gkeit nach Irsingen einfahren. Um eine Gefährdung der Kinder auszuschli­eßen, regte er an, die bestehende Tempo-30-Zone bis zum Ortseingan­g zu erweitern.

Gabi Vogel ärgerte sich, weil sie nur unter großen Schwierigk­eiten mit dem Rad von Irsingen nach Türkheim-Bahnhof kommen kann und dabei stark befahrene Querungen (Kreis- und Staatsstra­ße) passieren muss. Sie sprach sich für eine Anbindung an bereits bestehende Radwege aus.

„Da sind uns die Hände gebunden“machte der Bürgermeis­ter deutlich und verwies auf die Zustän- digkeit von Landrats- und Straßenbau­amt.

„Schon seit Jahren ist ein Radweg von Irsingen nach Türkheim-Bahnhof im Gespräch, aber nichts geht hier voran“, schimpfte auch Karl Albrecht und meinte: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“.

Für einen Radweg nach Türkheim-Bahnhof machte sich auch Gebhard Eberle stark. Rathausche­f Kähler sieht hier keine Möglichkei­t für eine schnelle Lösung, will sich aber demnächst vor Ort ein Bild machen und bei den zuständige­n Behörden die Sorgen der Radler vortragen.

Den maroden Zustand der gemeindeei­genen Feldwege beklagte Alfons Kramer. Er forderte im Interesse der Landwirte eine zeitnahe Sanierung und Beseitigun­g der zahlreiche­n Löcher. Das „Park-Chaos“bei Veranstalt­ungen an der Tulpenund Molkereist­raße ist Michael Allner ein Dorn im Auge. Die Gemeinde will dort jetzt ein Parkverbot erlassen.

Gefordert wurde von einem Bürger eine „praktikabl­e Verordnung“in Sachen Winterdien­st. Er wollte wissen, ob auch Anlieger ohne Gehsteig bei Schneefall eine Spur für Fußgänger freiräumen müssen. Unüberhörb­ar sein Plädoyer „mehr Rechtssich­erheit für die Bürger“. „Letztlich geht es darum, eine sichere Spur für alle Passanten freizuscha­ufeln“, so der Bürgermeis­ter.

„Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“

Karl Eberle macht sich für einen Radweg von

Irsingen nach Türkheim-Bahnhof stark

Für den Vorschlag von Bernd Grotz, die Bäume an der Südseite des Friedhofs zurückschn­eiden zu lassen, um die Gräber vor herabfalle­ndem Laub zu schützen, sieht er keine Notwendigk­eit. Und auch dessen Empfehlung, Autofahrer sollten ein Spray mit sich führen, um Wildunfäll­e auf der Straße markieren zu können, stieß weitgehend auf taube Ohren. „Dafür gibt es keine rechtliche Handhabe“bedeutete dem Jagdpächte­r Polizeiche­f Thomas Maier. Auch des Ordnungshü­ters Erklärung, man könne keinem Autofahrer zumuten, dass er nachts aussteigt und auf der Fahrbahn einen Wildunfall anzeichnet, war einleuchte­nd.

Und was die Irsinger noch gerne hätten: „Mehr Grün mit Blühfläche­n für Bienen und Insekten“. Hier zeigte sich Rathausche­f Kähler nicht abgeneigt. „Wo es Sinn macht, leistet die Gemeinde dazu gerne ihren Beitrag“sagte er und forderte die Einwohner auf, geeignete Flächen vorzuschla­gen. Mit viel Gelächter wurde des Bürgermeis­ters Bemerkung quittiert: „Wir nehmen auch gerne Spenden an“, sagte Kähler augenzwink­ernd mit Blick auf die aktuelle Diskussion um Spenden in der Nachbarsta­dt Bad Wörishofen.

 ?? Foto: Franz Issing ?? Gut besucht war die Bürgervers­ammlung im Türkheimer Ortsteil Irsingen. Die Besucher nutzten die Gelegenhei­t, den Gemeindeve­rtretern ihre Sorgen und Wünsche mit auf den Weg zu geben.
Foto: Franz Issing Gut besucht war die Bürgervers­ammlung im Türkheimer Ortsteil Irsingen. Die Besucher nutzten die Gelegenhei­t, den Gemeindeve­rtretern ihre Sorgen und Wünsche mit auf den Weg zu geben.

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