Auch in Irsingen soll Bauen und Wohnen wieder erschwinglich werden
Bürgerversammlung Mit einem neuen Baugebiet westlich der Stockheimer Straße reagiert die Marktgemeinde auf den wachsenden Bedarf. Was die Irsinger sonst noch bewegt
Irsingen Wohnen im Ortsteil des Wertachmarktes wird immer beliebter – und der Wohnraum daher auch immer knapper und teurer. Die Gemeinde will diesem Trend Rechnung tragen und weist westlich der Stockheimer Straße ein neues 10000 Quadratmeter großes Neubaugebiet aus. „Wir hoffen, dass wir noch in diesem Jahr mit der Planung und Erschließung ein gutes Stück vorankommen“, so Bürgermeister Christian Kähler bei der Bürgerversammlung im Vereinsheim.
Der Gemeinde Türkheim und auch dem Ortsteil Irsingen stehen in 2019 zahlreiche Projekte ins Haus. So will man den Anbau des Feuerwehrhauses in Angriff nehmen und bis Mitte 2020 soll auch Irsingen von der LEWtelnet mit einem Glasfasernetz versorgt sein. Kämmerer ClausDieter Hiemer erläuterte den Bürgern detailliert die Finanz- und Haushaltslage Türkheims und bemerkte dabei nicht ohne Stolz: „Wir sind im vergangenen Jahr besser über die Runden gekommen als erwartet“. Man habe die guten Jahre genutzt, um Schulden abzubauen, gab Hiemer bekannt. Auch in diesem Jahr will die Gemeinde keine neuen Kredite aufnehmen und kann mit einer Pro-Kopf-Verschuldung von 50 Euro gut leben.
Nach einem Rück- und Ausblick des Bürgermeisters über die in 2018 abgeschlossenen und die in diesem Jahr geplanten Projekte und Baumaßnahmen zitierte Thomas Maier Zahlen aus der Unfallstatistik 2018 des Bereiches Türkheim-Irsingen. Der Leiter der dafür zuständigen Polizei-Inspektion Bad Wörishofen stellte den Irsingern ein gutes Zeugnis aus. Er berichtete von einer drastischen Zunahme der Verkehrsunfälle auf Straßen und Autobahnen und betonte: „Türkheim und Irsingen sind da eine rühmliche Ausnahme“.
Nach den Ausführungen des Polizeihauptkommissars hieß es „Feuer frei“für die Sorgen und Anliegen der Bürger. Die haben, was der gute Besuch der Versammlung vermuten lässt, großes Interesse am kommunalpolitischen Geschehen. Unumwunden sagten sie, wo sie der Schuh drückt. So kritisierte Michael Bernd, dass viele Fahrzeuge von Stockheim kommend mit zu hoher Geschwindigkeit nach Irsingen einfahren. Um eine Gefährdung der Kinder auszuschließen, regte er an, die bestehende Tempo-30-Zone bis zum Ortseingang zu erweitern.
Gabi Vogel ärgerte sich, weil sie nur unter großen Schwierigkeiten mit dem Rad von Irsingen nach Türkheim-Bahnhof kommen kann und dabei stark befahrene Querungen (Kreis- und Staatsstraße) passieren muss. Sie sprach sich für eine Anbindung an bereits bestehende Radwege aus.
„Da sind uns die Hände gebunden“machte der Bürgermeister deutlich und verwies auf die Zustän- digkeit von Landrats- und Straßenbauamt.
„Schon seit Jahren ist ein Radweg von Irsingen nach Türkheim-Bahnhof im Gespräch, aber nichts geht hier voran“, schimpfte auch Karl Albrecht und meinte: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“.
Für einen Radweg nach Türkheim-Bahnhof machte sich auch Gebhard Eberle stark. Rathauschef Kähler sieht hier keine Möglichkeit für eine schnelle Lösung, will sich aber demnächst vor Ort ein Bild machen und bei den zuständigen Behörden die Sorgen der Radler vortragen.
Den maroden Zustand der gemeindeeigenen Feldwege beklagte Alfons Kramer. Er forderte im Interesse der Landwirte eine zeitnahe Sanierung und Beseitigung der zahlreichen Löcher. Das „Park-Chaos“bei Veranstaltungen an der Tulpenund Molkereistraße ist Michael Allner ein Dorn im Auge. Die Gemeinde will dort jetzt ein Parkverbot erlassen.
Gefordert wurde von einem Bürger eine „praktikable Verordnung“in Sachen Winterdienst. Er wollte wissen, ob auch Anlieger ohne Gehsteig bei Schneefall eine Spur für Fußgänger freiräumen müssen. Unüberhörbar sein Plädoyer „mehr Rechtssicherheit für die Bürger“. „Letztlich geht es darum, eine sichere Spur für alle Passanten freizuschaufeln“, so der Bürgermeister.
„Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“
Karl Eberle macht sich für einen Radweg von
Irsingen nach Türkheim-Bahnhof stark
Für den Vorschlag von Bernd Grotz, die Bäume an der Südseite des Friedhofs zurückschneiden zu lassen, um die Gräber vor herabfallendem Laub zu schützen, sieht er keine Notwendigkeit. Und auch dessen Empfehlung, Autofahrer sollten ein Spray mit sich führen, um Wildunfälle auf der Straße markieren zu können, stieß weitgehend auf taube Ohren. „Dafür gibt es keine rechtliche Handhabe“bedeutete dem Jagdpächter Polizeichef Thomas Maier. Auch des Ordnungshüters Erklärung, man könne keinem Autofahrer zumuten, dass er nachts aussteigt und auf der Fahrbahn einen Wildunfall anzeichnet, war einleuchtend.
Und was die Irsinger noch gerne hätten: „Mehr Grün mit Blühflächen für Bienen und Insekten“. Hier zeigte sich Rathauschef Kähler nicht abgeneigt. „Wo es Sinn macht, leistet die Gemeinde dazu gerne ihren Beitrag“sagte er und forderte die Einwohner auf, geeignete Flächen vorzuschlagen. Mit viel Gelächter wurde des Bürgermeisters Bemerkung quittiert: „Wir nehmen auch gerne Spenden an“, sagte Kähler augenzwinkernd mit Blick auf die aktuelle Diskussion um Spenden in der Nachbarstadt Bad Wörishofen.