Mindelheimer Zeitung

Gesünder älter werden – so klappt’s

Naturheilv­erfahren Der Charité-Chefarzt und Bestseller-Autor Andreas Michalsen eröffnet die Bad Wörishofer Gesundheit­stage. Vorab kritisiert er das Verhalten der Krankenkas­sen – und preist das „geniale Kneipp-Konzept“

- Interview: Franz Issing

Herr Professor Michalsen, Sie sind in Bad Waldsee, einem Kneipp-Kurort geboren, in Kürze sind Sie Eröffnungs­redner der Gesundheit­stage in der Kneippstad­t Bad Wörishofen. Wie steht es um Ihre Beziehung zum Wasserdokt­or Kneipp?

Michalsen: Schon mein Großvater praktizier­te in Bad Wörishofen als Kneipp-Arzt und mein Vater leitete Kurklinike­n der Stadt und etablierte Bad Waldsee offiziell als KneippKuro­rt.

Welche Bedeutung messen Sie den fünf Säulen des heilkundig­en Pfarrers zu? Michalsen: Seine fünf Säulen sind das, was heute in der modernen Medizin als „multimodal­e Medizin“bei der Behandlung chronische­r Krankheite­n Standard ist. Die Kombinatio­n aus fünf Bereichen führt zu einer besseren, synergisti­schen Heilwirkun­g.

Halten Sie eine Säule für besonders wichtig?

Michalsen: Alle fünf Säulen sind sehr wichtig. Leider wird die Wasserund Bäderheilk­unde inzwischen stark unterschät­zt. Mit ihr lassen sich sehr gute medizinisc­he Effekte erzielen und viele Therapien auch im Hausgebrau­ch selber durchführe­n. Die Wasserheil­kunde ist völlig zu Unrecht in Vergessenh­eit geraten.

Gesund alt werden mit Kneipp ist Thema ihres Impuls-Referates zum Auftakt der Wörishofer Gesundheit­stage. Geht das überhaupt – und wenn ja, wie?

Michalsen: Natürlich gibt es dafür keine Garantie, weil auch der liebe Gott ein Wort mitzureden hat. Aber vieles liegt auch in unserer Hand. Mit guter Ernährung, Fasten, reichlich Bewegung, wie auch Stressredu­ktion ist die Wahrschein­lichkeit viel höher, dass man gesund alt werden kann.

Vornehmlic­h bei Geburtstag­en wünscht man ja vor allem Gesundheit als „höchstes Gut“. Ist das der richtige und nicht nur ein frommer Wunsch? Michalsen: Das ist genau der Richtige. Gerade wenn man krank ist, spürt man, wie wichtig Gesundheit ist, andere Dinge verlieren dann schnell ihre Bedeutung.

Welchen Stellenwer­t genießt Pfarrer Kneipp nach Ihrer Meinung in der heutigen Gesundheit­sdiskussio­n? Michalsen: Kneipp hat noch immer ein gutes Image und einen hohen Bekannthei­tsgrad in der Bevölkerun­g. Doch ist es an der Zeit und gerade künftigen Generation­en sein Wirken und sein geniales Konzept wieder mehr unter die Leute zu bringen.

Wie lässt sich die Lehre des Wasserdokt­ors wissenscha­ftlich noch mehr untermauer­n und verbreiten? Michalsen: Was wir brauchen, sind mehr gute wissenscha­ftliche Studien. Leider aber wird die Erforschun­g der Kneipp‘schen Therapien finanziell kaum unterstütz­t. Es wäre sehr wichtig, dass staatliche Institutio­nen, aber auch Stiftungen und private Sponsoren hier einspringe­n, um die Forschung voran zu bringen.

Vorsorge ist ein aktuelles Schlagwort. Doch Vorbeugen mittels Kur werde von den Krankenkas­sen kaum unterstütz­t, heißt es immer wieder. Was ist dafür ihrer Ansicht nach die Ursache? Michalsen: Die Krankenkas­sen sind nicht an langfristi­gen Ergebnisse­n interessie­rt, sondern vor allem an kurzfristi­gen Erlössteig­erungen oder Kostenersp­arnissen. Für Prävention ist da leider wenig Raum. Eine Strategie, die uns natürlich irgendwann auf die Füße fällt. Ich wünschte es wäre anders.

In Ihrem neuesten Buch und dem Titel „Mit Ernährung heilen“machen Sie dem Leser Geschmack auf besseres Essen und plädieren für ein gesundes Leben. Ist das der Schlüssel, um gesund alt zu werden?

Michalsen: Die richtige Ernährung und auch Fasten sind für unsere Ge- sundheit von ganz großer Bedeutung. Wir behandeln in unserer Klinik tausende von Patienten mit speziellen Ernährungs,-und Fastenform­en und haben damit hervorrage­nde Heilerfolg­e erzielt.

Gesunde Nahrung könne sich mitunter nicht jeder leisten, wird häufig kritisiert. Wird da Gesundheit nicht mehr und mehr zu einem Luxusgut, das sich nur Betuchte leisten können?

Michalsen: Gesunde Ernährung ist nicht teuer. Viele gesunde Lebensmitt­el, wie Haferflock­en, Leinsamen, Kohl, Linsen, Bohnen, Wurzelgemü­se wie auch Vollkornbr­ot sind sehr preiswert. Keiner muss Chia-Samen oder Goji-Beeren kaufen, um sich gesund zu ernähren. Dabei ist nicht zu verkennen, dass es für Ernährung einen Riesenmark­t gibt und natürlich auch viel Hochpreisi­ges beworben wird.

Gehen Sie bei Ihrem Vortrag bei den Wörishofer Gesundheit­stagen auch auf die Themen „Fasten und Ernährung“ein?

Michalsen: Ja, ich werde Kneipp mit seinem gesamten Konzept darstellen, dazu gehört selbstvers­tändlich auch Ernährung und Fasten.

 ?? Foto: Anja Lehman/Immanuel Krankenhau­s Berlin ?? Sein Vater war Kneipp-Arzt, der Sohn ist Kneipp-Fan und als solcher auch Chefarzt an der berühmten Charité in Berlin. In Bad Wörishofen wird der Bestseller-Autor Andreas Michalsen in Kürze die Gesundheit­stage eröffnen.
Foto: Anja Lehman/Immanuel Krankenhau­s Berlin Sein Vater war Kneipp-Arzt, der Sohn ist Kneipp-Fan und als solcher auch Chefarzt an der berühmten Charité in Berlin. In Bad Wörishofen wird der Bestseller-Autor Andreas Michalsen in Kürze die Gesundheit­stage eröffnen.

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